Black Dagger 09 - Seelenjäger
ansahen und gleichzeitig den Mund aufmachten.
»Hättest du was dagegen – «
»Lass uns doch – «
Beide standen sie auf und gingen durch den Notausgang.
Draußen auf der Straße blickte Phury in den Nachthimmel. »Soll ich mich schnell in seine Wohnung dematerialisieren ?«
»Ja. Mach das.«
»Ich brauche die Adresse. Bin noch nie dort gewesen.«
»Commodore. Oberstes Stockwerk, Südwestecke. Ich warte hier.«
Für Phury war es ein Kinderspiel, sich auf die windige Terrasse des schicken Gebäudes etwa zehn Blocks Richtung Fluss zu verfrachten. Er machte sich nicht einmal die Mühe, durch die Glasschiebetür zu sehen. Er konnte spüren, dass sein Bruder nicht da war. Einen Herzschlag später stand er wieder neben Butch.
»Nichts.«
»Dann ist er auf der Jagd …« Der Ex-Cop erstarrte, ein eigenartiger, leere Ausdruck erschien auf seinem Gesicht. Sein Kopf wirbelte nach rechts herum. »Lesser.«
»Wie viele?«, fragte Phury und machte seine Jacke auf.
Seit Butch seine kleine Konfrontation mit Omega gehabt hatte, konnte er die Vampirjäger untrüglich wittern, die Scheißer waren für ihn wie Münzen für einen Metalldetektor.
»Zwei Stück. Lass uns keine Zeit verlieren.«
»Damit hast du hast völlig recht.«
Die Lesser kamen um die Ecke, warfen einen Blick auf Phury und Butch und gingen in Angriffsstellung. Die Straße unmittelbar vor dem ZeroSum war nicht der ideale Ort für einen Kampf, aber glücklicherweise war die Nacht so kalt, dass keine Menschen in der Nähe waren.
»Ich mach hinterher sauber«, sagte Butch.
»Roger.«
Die beiden stürzten sich auf ihren Feind.
8
Zwei Stunden später drückte Jane die Tür zur Intensivstation weit auf. Sie war gestiefelt und gespornt und auf dem Weg nach Hause, Ledertasche über die Schulter geschlungen, Autoschlüssel in der Hand, Windjacke übergezogen. Doch sie würde nicht gehen, ohne noch einmal nach ihrem Schusswundenpatienten gesehen zu haben.
Als sie sich der Pflegestation näherte, blickte die Frau hinter dem Tresen auf. »Hallo, Dr. Whitcomb. Wollen Sie nach Ihrem Neuzugang sehen?«
»Ja, Shalonda. Sie kennen mich ja – ich kann sie nicht in Ruhe lassen. In welchen Raum haben Sie ihn gelegt?«
»Nummer sechs. Faye ist gerade bei ihm und vergewissert sich, dass er alles hat, was er braucht.«
»Sehen Sie, deshalb liebe ich euch so. Ihr seid das beste Pflegepersonal der ganzen Stadt. Übrigens, hat sich jemand nach ihm erkundigt? Haben wir Angehörige ausfindig gemacht? «
»Ich hab die Nummer auf seinem Krankenblatt angerufen.
Der Kerl am Telefon meinte, er wohne seit zehn Jahren in der Wohnung und habe noch nie von einem Michael Klosnick gehört. Die Adresse war also schon mal falsch. Ach ja, haben Sie die Ausrüstung gesehen, die er bei sich trug? Das nenn ich mal bis an die Zähne bewaffnet.«
Shalonda verdrehte die Augen und beide sagten sie genau gleichzeitig: »Drogenszene.«
Jane schüttelte den Kopf. »Das überrascht mich nicht.«
»Mich auch nicht. Mit diesen Tattoos im Gesicht sieht er nicht gerade wie ein Versicherungsvertreter aus.«
»Außer, er wäre auf Profiboxer spezialisiert.«
Shalonda lachte noch, als Jane winkte und in den Korridor einbog. Zimmer sechs lag ganz hinten auf der rechten Seite, und auf dem Weg dorthin schaute sie noch bei zwei weiteren Patienten vorbei, die sie operiert hatte. Eine Frau war mit perforiertem Darm nach einer misslungenen Fettabsaugung eingeliefert worden, der andere Patient hatte sich bei einem Motorradunfall auf einem Zaun aufgespießt.
Die Intensivräume waren sieben mal sieben Meter groß und bis zum Rand voll mit Technik. Jeder besaß eine Glasfront und einen Vorhang, mit dem man für etwas Privatsphäre sorgen konnte, und in keinem davon hing ein Monet-Poster oder ein Fernseher für Talkshows. Wenn es einem gut genug ging, um sich Gedanken über das TV-Programm zu machen, dann gehörte man nicht hierher. Die einzigen Monitore und Bilder waren die der Kontrollgeräte, die um das Bett herum angeordnet waren.
Als Jane in Zimmer sechs ankam, sah Faye Montgomery, eine altgediente Schwester, vom intravenösen Zugang des Patienten auf, den sie gerade überprüfte. »N’Abend, Dr. Whitcomb.«
»Faye, wie geht es Ihnen?« Jane stellte ihre Tasche ab und nahm sich das Krankenblatt, das in einem Halter neben der Tür steckte.
»Gut, und ehe Sie fragen: Er ist stabil. Was wirklich erstaunlich ist.«
Jane blätterte durch die jüngsten Ergebnisse. »Das können Sie laut
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