Black Dagger 09 - Seelenjäger
Patienten. »Fahr morgen nicht zu dem Vorstellungsgespräch. Bleib hier. Lass uns ausprobieren, wohin es uns führt.«
Jane senkte den Blick und stellte fest, dass sie seine Hände anstarrte … seine starken, breiten Hände, die schon so viele Hüften und Schultern und Knie geheilt hatten, die Karrieren und das Glück so vieler Sportler gerettet hatten, sowohl von Amateuren wie von Profis. Und er operierte nicht nur die Jungen, Fitten. Er hatte auch die Beweglichkeit der Älteren und der Versehrten und der Krebskranken erhalten, hatte so vielen geholfen, ihre Arme und Beine weiter gebrauchen zu können.
Sie versuchte, sich diese Hände auf ihrer Haut vorzustellen.
»Manny«, flüsterte sie. »Das ist doch verrückt.«
Am anderen Ende der Stadt erhob sich Phury vom reglosen Körper eines bleichen Lesser. Mit seinem schwarzen Dolch hatte er dem Wesen einen klaffenden Spalt in den Hals geschnitten
und glänzendes schwarzes Blut pulsierte auf den Asphalt. Sein Instinkt trieb ihn, die Klinge in sein Herz zu treiben und ihn zu Omega zu schicken, aber das war die altmodische Art. Die neue Methode war besser.
Wenn sie auch Butch teuer zu stehen kam. Sehr teuer.
»Der hier ist bereit für dich«, sagte Phury und trat zurück.
Butch kam näher, seine Stiefel knirschten über eisige Pfützen. Seine Miene war finster, die Fänge verlängert, sein Duft enthielt nun die Talkum-Süße ihrer Feinde. Er war fertig mit dem Jäger, mit dem er gekämpft hatte, hatte sein Ding mit ihm abgezogen, und jetzt würde er es wieder tun.
Der Ex-Cop wirkte gleichzeitig belebt und gequält, als er auf die Knie sank, seine Hände auf beide Seiten des bleichen Gesichts aufstützte und sich herunterbeugte. Dann öffnete er den Mund, hielt ihn über die Lippen des Lesser und fing langsam an einzuatmen.
Die Augen des Jägers flackerten, als schwarzer Dunst aus seinem Körper aufstieg und in Butchs Lungen gesaugt wurde. Es gab keine Unterbrechung, keine Pause im Luftzug, nur einen stetigen Strom des Bösen, der aus einem Gefäß in ein anderes wechselte. Am Ende wurde ihr Feind zu nichts als grauer Asche, der Körper bröckelte, dann zerfiel er in einen feinen Staub, der vom kalten Wind davongetragen wurde.
Butch sackte in sich zusammen, dann stürzte er zu Boden und lag auf der Seite auf dem feuchten Asphalt der Straße. Phury ging zu ihm und streckte die Hand aus …
»Fass mich nicht an.« Butchs Stimme war nur mehr ein Pfeifen. »Sonst stecke ich dich an.«
»Lass mich – «
»Nein!« Butch zog sich vom Boden hoch. »Gib mir nur eine Minute zum Erholen.«
Phury stand über dem Cop und bewachte ihn, behielt die
Straße im Auge, falls noch mehr Feinde kämen. »Willst du nach Hause? Ich werde V suchen.«
»Scheiße, nein.« Butchs braune Augen hoben sich. »Er gehört mir. Ich werde ihn finden.«
»Bist du sicher?«
Butch kam auf die Füße, und obwohl er schwankte wie eine Pappel im Wind, war er wild entschlossen. »Hauen wir ab.«
Phury fiel neben ihm in Trab, und die beiden liefen die Trade Street entlang. Ihm gefiel der Ausdruck auf Butchs Gesicht nicht. Er sah aus, als wäre sein Magen im Schleudergang, strahlte aber trotzdem aus, erst aufgeben zu wollen, wenn er umkippte.
Während die beiden die urbane Höhle Caldwells durchkämmten, ohne auch nur das Geringste zu finden, fühlte sich Butch in seiner V-losen Lage eindeutig noch elender.
Sie waren schon am Rand der Innenstadt angelangt, weit draußen in der Nähe der Redd Avenue, als Phury stehen blieb. »Wir sollten umkehren. So weit ist er bestimmt nicht gegangen.«
Butch hielt an und blickte sich um. Mit dumpfer Stimme sagte er: »Hey, schau mal. Da drüben liegt Beths ehemalige Wohnung.«
»Wir müssen kehrtmachen.«
Der Ex-Cop schüttelte den Kopf und rieb sich die Brust. »Wir müssen weiter.«
»Ich sag ja nicht, dass wir die Suche aufgeben sollen. Aber warum sollte er so weit außerhalb unterwegs sein? Wir sind kurz vor den Wohngebieten. Zu viele Beobachter für einen Kampf, deshalb würde er es hier nicht probieren.«
»Phury, Mann, was, wenn er gekidnappt wurde? Wir haben heute Nacht keine anderen Lesser auf der Straße gesehen. Was, wenn was richtig Übles passiert ist, wenn sie ihn eingesackt haben?«
»Wenn er bei Bewusstsein war, dann wäre das ziemlich unwahrscheinlich, immerhin hat er seine Hand. Eine krasse Waffe, selbst wenn er seine Dolche verloren hätte.«
»Was, wenn er k. o. geschlagen wurde?«
Bevor Phury noch antworten konnte, raste ein
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