Black Dagger 09 - Seelenjäger
Einwilligung bekommen, sollten wir ihn mal von Kopf bis Fuß durchleuchten, bis hin zu den Chromosomen. «
»Ah ja, deine zweite Liebe. Die Gene.«
Komisch, dass er das noch wusste. Sie hatte wahrscheinlich nur einmal erwähnt, dass sie beinahe in der Genforschung gelandet wäre.
Wie ein Junkie im Rausch stellte sich Jane das Innere
ihres Patienten vor, sah sein Herz in ihrer Hand, fühlte das Organ in ihren Fingern, während sie sein Leben rettete. »Er könnte eine faszinierende Gelegenheit zu klinischen Studien bieten. Mein Gott, ich würde ihn irrsinnig gern untersuchen. Oder zumindest an einer Untersuchung mitwirken. «
Das leise Piepsen der Kontrollapparate schien sich in der Stille zwischen ihnen auszudehnen, bis sie bald darauf ein seltsames Gefühl im Nacken kitzelte. Sie blickte auf. Manello starrte sie an, die Miene ernst, den kräftigen Kiefer angespannt, die Brauen tief nach unten gezogen.
»Manello?« Sie sah ihn misstrauisch an. »Alles okay bei dir?«
»Geh nicht.«
Um seinem Blick auszuweichen betrachtete sie das Laken, das sie gefaltet und unter den Arm des Patienten geschoben hatte. Versonnen strich sie es glatt – bis sie diese Bewegung an etwas erinnerte, was ihre Mutter immer getan hatte.
Sie zwang ihre Hand, damit aufzuhören. »Du kannst dir doch einen and-«
»Scheiß auf die Station. Ich will nicht, dass du gehst, weil …« Manello fuhr sich mit der Hand durch die dicken, dunklen Haare. »Verflucht noch mal, Jane, ich will nicht, dass du gehst, weil ich dich wahnsinnig vermissen würde und weil … ich dich brauche, okay? Ich brauche dich hier. Bei mir.«
Jane blinzelte wie eine Gestörte. In den letzten vier Jahren hatte nichts darauf hingedeutet, dass der Mann sich von ihr angezogen fühlte. Sicher, sie standen sich nahe und so. Und sie war die Einzige, die ihn wieder auf den Teppich holen konnte, wenn er die Beherrschung verlor. Und okay, sie unterhielten sich ständig darüber, was hinter den Kulissen des Krankenhauses so vor sich ging, selbst nach Dienstschluss.
Und sie aßen jeden Abend zusammen, wenn sie gemeinsam Schicht hatten und … er hatte ihr von seiner Familie erzählt und sie ihm von ihrer …
Mist.
Ja, schon, aber der Typ war die heißeste Nummer auf dem ganzen Klinikgelände. Und sie war ungefähr so sexy wie … na ja, wie ein OP-Tisch.
Jedenfalls war sie in etwa so kurvig wie einer.
»Komm schon, Jane, wie ahnungslos kannst du denn sein? Wenn du mir nur den Hauch von Ermutigung geben würdest, würde ich dir in der nächsten Sekunde den Kittel vom Leib reißen.«
»Spinnst du?«, hauchte sie.
»Nein.« Seine Lider sanken schwer herab. »Ich bin bei sehr, sehr klarem Verstand.«
Angesichts dieses glutvollen Ausdrucks nahm sich Janes Gehirn eine Auszeit. Verflüchtigte sich einfach aus ihrem Schädel. »Es würde keinen guten Eindruck machen.«
»Wir wären diskret.«
»Wir streiten uns immer.« Was zum Teufel kam da aus ihrem Mund?
»Ich weiß.« Er lächelte, die vollen Lippen wölbten sich. »Das gefällt mir. Niemand außer dir gibt mir Kontra.«
Über ihren Patienten hinweg starrte sie ihn an, immer noch so perplex, dass sie nicht wusste, was sie sagen sollte. Gott, es war so lange her, dass sie einen Mann in ihrem Leben gehabt hatte. In ihrem Bett. In ihrem Kopf. So verdammt lange. Seit Jahren kehrte sie in ihre leere Wohnung zurück, duschte allein und fiel allein ins Bett, wachte allein auf und ging allein zur Arbeit. Seit ihre Eltern nicht mehr da waren, hatte sie keine Verwandten mehr, und bei ihrem Arbeitspensum im Krankenhaus gab es keinen Freundeskreis neben den Kollegen. Der einzige Mensch, mit dem sie sich wirklich unterhielt, war … tja, Manello.
Als sie ihn jetzt betrachtete, kam ihr der Gedanke, dass er wahrhaftig der Grund für sie war, wegzugehen. Nicht nur, weil er ihr beruflich den Weg versperrte. Sondern weil sie tief drinnen gewusst hatte, dass diese Aussprache eines Tages kommen würde, und sie flüchten wollte, bevor es so weit war.
»Schweigen«, murmelte Manello, »ist momentan keine gute Sache. Außer, du formulierst gerade im Kopf einen Satz in der Art von ›Manny, ich liebe dich seit Jahren, lass uns in deine Wohnung gehen und die nächsten vier Tage in der Horizontalen verbringen.‹«
»Du hast morgen Dienst«, gab sie ohne zu überlegen zurück.
»Ich würde mich krankmelden. Erzählen, dass ich die Grippe habe. Und als dein Vorgesetzter würde ich dich anweisen, dasselbe zu tun.« Er beugte sich über den
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