Black Dagger 09 - Seelenjäger
sagen.
Diese Spaziergänge hatten begonnen, nachdem John einen Klassenkameraden attackiert und ihn in der Dusche verprügelt hatte. Sie waren eine von Wraths Bedingungen dafür gewesen, dass John weiter an der Ausbildung teilnehmen durfte. Anfangs hatte er Bammel davor gehabt, weil er befürchtet hatte, Z würde versuchen, ihm im Kopf herumzuwühlen.
Bisher allerdings hatten sie immer nur geschwiegen.
Was heute Nacht nicht der Fall wäre.
John zog seinen Arm zurück und ging ein paar Schritte den Bach entlang, dann überquerte er ihn ohne Zsadists Eleganz oder Geschick.
Als er bei dem Bruder ankam, sagte Z: »Lash kommt zurück. «
John verschränkte die Arme vor der Brust. Na super, der Arsch, dem John die Fresse poliert hatte. Zugegeben, Lash hatte geradezu darum gebettelt, hatte ihn genervt und provoziert, hatte Blay angegriffen. Aber trotzdem …
»Und er ist durch die Wandlung gegangen.«
Großartig. Das wird ja immer besser. Jetzt würde der Kerl mit riesigen Muskelpaketen ausgestattet auf ihn Jagd machen.
Wann?, fragte John.
»Morgen. Ich habe ziemlich deutlich gemacht, dass er endgültig fliegt, wenn er irgendwelchen Ärger macht. Falls du Probleme mit ihm hast, wendest du dich an mich, haben wir uns verstanden?«
Scheiße. John wollte auf sich selbst aufpassen. Er wollte nicht beschützt werden wie ein Kleinkind.
»John? Du kommst zu mir. Nick gefälligst mit dem Kopf.«
John gehorchte langsam.
»Du wirst nicht aggressiv zu dem kleinen Scheißer sein. Ist mir egal, was er sagt oder tut. Nur, weil er dich blöd anmacht, musst du noch nicht blöd reagieren.«
John nickte, weil er so eine Ahnung hatte, dass Z ihn nicht noch einmal bitten würde.
»Wenn ich dich dabei erwische, wie du Dirty Harry spielst, dann gnade dir Gott.«
John starrte in das rauschende Wasser. Mein Gott … Blay, Qhuinn, jetzt Lash. Alle gewandelt.
Angst überfiel ihn, und er schaute Z an. Was, wenn die Transition bei mir nicht passiert?
»Das wird sie.«
Warum bist du dir da so sicher?
»Biologie.« Z deutete mit dem Kopf auf eine riesige Eiche. »Das Ding da wird neues Laub bekommen, wenn die Sonne darauf scheint. Es kann nicht anders. Dasselbe gilt für dich. Deine Hormone werden gnadenlos durchdrehen und dann passiert es. Du spürst sie doch schon, oder?«
John zuckte die Achseln.
»Ja, du spürst sie. Deine Ess- und Schlafgewohnheiten haben sich verändert. Genau wie dein Verhalten. Glaubst du, vor einem Jahr hättest du Lash auf die Fliesen gedrückt und auf ihn eingedroschen, bis er Blut spuckt?«
Auf keinen Fall.
»Du hast Hunger, aber du magst nichts essen, richtig? Du bist ruhelos und erschöpft. Gereizt.«
Himmel, woher wusste er das alles?
»Ich hab das selbst durchgemacht, vergiss das nicht.«
Wie lange dauert es noch?, wollte John wissen.
»Bis zur Wandlung? Männer neigen dazu, es ihrem Vater gleichzutun. Darius hat seine Transition tendenziell etwas früher durchgemacht. Aber so genau weiß man das nie. Manche hängen jahrelang in dem Zustand fest, in dem du jetzt bist.«
Jahrelang? Ach du Schande. Wie war es danach für dich? Wann bist du aufgewacht?
In der darauf folgenden Stille wirkte der Bruder auf unheimliche Weise verändert. Es war, als wäre ein Nebel aufgezogen und hätte ihn verschluckt – obwohl John nach wie vor jede Kontur seines narbigen Gesichts und des großen Körpers so deutlich wie eh und je erkennen konnte.
»Sprich mit Blay und Qhuinn darüber.«
Tut mir leid. John errötete. Ich wollte nicht neugierig sein.
»Schon gut. Hör mal, du solltest dir keine Sorgen darüber machen. Layla steht für dich bereit, bei ihr kannst du trinken, und du wirst dich in einer sicheren Umgebung befinden. Ich sorge schon dafür, dass nichts Schlimmes passiert. «
John hob den Blick zu dem zerstörten Kriegergesicht und dachte an den Klassenkameraden, den sie verloren hatten. Hhurt ist aber gestorben.
»Ja, das kann vorkommen. Aber Laylas Blut ist sehr rein. Sie ist eine Auserwählte. Das kommt dir zugute.«
John dachte an die blonde Schönheit. Und daran, dass sie ihre Robe vor ihm hatte fallen lassen, um ihm ihren Körper zu zeigen. Mann, er konnte immer noch nicht fassen, dass sie das getan hatte.
Woher werde ich wissen, was ich tun soll?
Z reckte den Hals und sah in den Himmel. »Keine Sorge. Dein Körper wird das Kommando übernehmen. Er wird wissen, was er will und was er braucht.« Sein kahler Schädel neigte sich wieder herab, und er wandte den Kopf zur Seite, die gelben
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