Black Dagger 09 - Seelenjäger
wirst nicht gefragt.«
Der Patient drückte die Handflächen in die Matratze und setzte sich auf, obwohl seine Arme dabei vor Anstrengung zitterten. »Ich werde als Einziger gefragt, wenn es um sie geht.«
Der Riese zeigte mit dem Finger auf den Patienten. »Leck mich.«
Aus dem Nichts verspürte Jane plötzlich einen Adrenalinschub. Traum hin oder her, sie hatte zu dieser heiteren Unterhaltung auch etwas beizutragen. Sie setzte sich aufrecht hin und räusperte sich.
Alle Köpfe schnellten zu ihr herum.
»Ich will hier raus«, sagte sie mit einer Stimme, die nach ihrem Geschmack ruhig etwas weniger gehaucht und dafür etwas schärfer hätte klingen können. »Und zwar sofort.«
Der große Mann legte eine Hand auf seinen Nasenrücken, schob die Brille hoch und rieb sich die Augen. »Dank ihm steht das momentan nicht zur Debatte. Phury, kümmere dich noch mal um sie, ja?«
»Werden Sie mich umbringen?«, stieß sie hervor.
»Nein«, sagte der Patient. »Dir wird nichts passieren. Darauf hast du mein Wort.«
Einen winzigen Augenblick lang glaubte sie ihm. Was verrückt war. Sie wusste nicht mal, wo sie überhaupt war, und diese Männer waren ganz eindeutig Verbrecher –
Der mit den schönen Haaren trat vor sie. »Du wirst dich einfach noch ein bisschen ausruhen.«
Gelbe Augen blickten in ihre, und plötzlich war sie ein ausgesteckter Fernseher, das Kabel aus der Steckdose gezogen, der Bildschirm schwarz.
Vishous starrte seine Ärztin an, als sie erneut in dem Sessel zusammensank.
»Geht es ihr gut?«, wollte er von Phury wissen. »Du hast sie doch nicht verschmort, oder?«
»Nein, aber sie hat einen starken Geist. Wir müssen sie hier so schnell wie möglich wegschaffen.«
Wraths Stimme brummte durch den Raum. »Sie hätte niemals hierher gebracht werden dürfen.«
Behutsam ließ sich Vishous aufs Bett zurückfallen, er fühlte sich, als hätte man ihm einen Betonklotz in die Brust gerammt. Es kümmerte ihn nicht besonders, dass Wrath stinksauer war. Seine Ärztin musste hier sein, das war einfach so. Aber wenigstens konnte er einen rationalen Erklärungsansatz dazu liefern.
»Sie kann mir helfen, gesund zu werden. Havers ist seit der Sache mit Butch so kompliziert geworden.«
Wraths Blick war ausdruckslos. »Glaubst du im Ernst, sie wird dir helfen, nachdem du sie hast kidnappen lassen? Der hippokratische Eid hat seine Grenzen.«
»Ich gehöre ihr.« V runzelte die Stirn. »Ich meine, sie wird für mich sorgen, weil sie mich operiert hat.«
»Du klammerst dich an einen Strohhalm, um zu rechtfertigen – «
»Ach ja? Ich hatte gerade eine Operation am offenen Herzen, weil ich in die Brust geschossen wurde. Das klingt für mich nicht nach Strohhalmen. Soll ich etwa Komplikationen riskieren?«
Wrath warf einen Seitenblick auf die Ärztin, dann rieb er sich wieder die Augen. »Mist. Wie lange?«
»Bis es mir besser geht.«
Die Sonnenbrille des Königs fiel wieder auf die Nase zurück. »Dann heil schnell, Bruder. Ich will, dass ihr Gedächtnis so schnell wie möglich sauber ist und sie hier verschwindet. «
Wrath verließ den Raum und knallte die Tür hinter sich zu.
»Das lief doch ganz gut«, sagte V zu Phury.
In seiner versöhnlichen Art murmelte Phury etwas von »wir alle sind etwas angespannt, bla, bla, bla«, dann trat er an den Sekretär, um das Thema zu wechseln. Mit ein paar Selbstgedrehten, einem Feuerzeug und einem Aschenbecher kam er zum Bett.
»Du willst sicher eine haben. Was wird sie brauchen, um dich zu behandeln?«
V ratterte aus dem Stegreif einiges herunter. Mit Marissas Blut in sich würde er schnell wieder auf die Beine kommen, da ihre Blutlinie fast rein war: Er hatte sozusagen gerade Super plus getankt.
Die Sache war nur die – er wollte eigentlich gar nicht so schnell heilen.
»Sie wird etwas zum Anziehen brauchen«, sagte er. »Und etwas zu essen.«
»Ich kümmere mich darum.« Phury ging zur Tür. »Willst du was essen?«
»Nein.« Als der Bruder schon halb im Flur stand, sagte V: »Siehst du noch mal nach Butch?«
»Natürlich.«
Nachdem Phury gegangen war, betrachtete V die Frau. Sie war nicht unbedingt schön, befand er, eher interessant. Ihr Gesicht war kantig, die Züge beinahe männlich: Kein Schmollmund. Keine dichten Wimpern. Keine verführerisch gewölbten Augenbrauen. Und da drückten keine vollen Brüste von innen gegen den weißen Kittel, keine ausgeprägten Kurven, soweit er erkennen konnte.
Aber er begehrte sie wie eine sich vor ihm
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