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Black Dagger 09 - Seelenjäger

Black Dagger 09 - Seelenjäger

Titel: Black Dagger 09 - Seelenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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Einträge endeten an einem Tag, an dem nichts Bedeutsames vorgefallen war, daher konnte man nicht ahnen, ob er bei einem Unfall gestorben war oder sich unvermittelt entschlossen hatte, das Lager zu verlassen. V hoffte, eines Tages mehr über das Schicksal des Kriegers zu erfahren, vorausgesetzt, er selbst lebte lange genug, um sich selbst von hier zu befreien.
    Da dieses Tagebuch zu verlieren ihn untröstlich gemacht hätte, verwahrte er es an dem einen Platz, an dem niemand je verweilte. Bevor die Soldaten hier einzogen, war die Höhle von einer Art Ur-Mensch genutzt worden, und die früheren Bewohner hatten primitive Zeichnungen an den Wänden hinterlassen. Die undeutlichen Darstellungen von Wisenten und Pferden, von Handabdrücken und einzelnen Augen wurde von den Soldaten als verwunschen betrachtet und von jedermann gemieden. Eine Trennwand war vor diesem Abschnitt der Felsen errichtet worden, und wenngleich man die Malerei auch gänzlich hätte übertünchen können, wusste Vishous sehr genau, warum sein Vater sie nicht vernichten wollte. Der Bloodletter wollte das Lager in einem Zustand des Ungleichgewichts und der Ruhelosigkeit erhalten, und er verspottete Soldaten und Frauen gleichermaßen mit den Drohungen, dass die Geister
dieser Tiere Besitz von ihnen ergreifen oder dass die Abbildungen der Augen und Hände mit Feuer und Raserei zum Leben erwachen würden.
    V hatte keine Angst vor den Zeichnungen. Er liebte sie. Die schlichte Darstellung der Tiere verfügte über Kraft und Anmut, und er legte gern seine eigenen Hände auf die Abdrücke. Ja, er empfand es als Trost, zu wissen, dass es jene gab, die vor ihm hier gelebt hatten. Vielleicht war es ihnen besser ergangen.
    V verbarg das Tagebuch zwischen zwei der größeren Abbildungen von Wisenten in einem Spalt, der ausreichend Raum in der Breite und Tiefe bot. Tagsüber, wenn alle ruhten, schlich er sich hinter die Trennwand und ließ seine Augen aufleuchten und las, bis seine Einsamkeit gelindert wurde.
    Nur ein Jahr, nachdem er sie gefunden hatte, wurden Vishous’ Bücher zerstört. Seine einzige Freude wurde verbrannt, wie er es immer befürchtet hatte. Und es war keine Überraschung, durch wessen Hand.
    Er hatte sich seit Wochen krank gefühlt, da er sich seiner Transition näherte, was er damals nicht wusste. Er fand keinen Schlaf, war aufgestanden, auf leisen Sohlen zu dem Haufen Tierfelle getapst und hatte sich dort mit einem Märchenbuch niedergelassen. Mit diesem Buch auf dem Schoß schlief er ein.
    Als er erwachte, ragte ein Prätrans über ihm auf. Der Junge gehörte zu den aggressiveren von ihnen, sein Blick war hart, sein Körper drahtig.
    »Wie kannst du müßiggehen, während wir anderen arbeiten«, verhöhnte er Vishous. »Und ist das da ein Buch in deinen Händen? Man sollte es dir wegnehmen, da es dich doch von deinen Aufgaben ablenkt. Ich könnte mir einen extra Happen verdienen, wenn ich es aushändige.«
    Vishous schob seine Bücher heimlich weiter unter den Fellstapel und stand auf, ohne ein Wort zu sagen. Er würde um seine Kleinodien kämpfen, so wie er um Brosamen kämpfte oder um die abgelegten Kleider, die seinen Körper verhüllten. Und der Junge vor ihm
würde um das Vorrecht kämpfen, den Besitz der Bücher zu verraten. So war es immer. Der Prätrans wartete nicht mit seinem Angriff, er rammte V mit dem Rücken gegen die Wand der Höhle. Obwohl Vishous hart mit dem Kopf aufschlug und ihm kurz die Luft wegblieb, schlug er zurück, traf seinen Gegner mit dem Buch ins Gesicht. Während die anderen ungewandelten Vampire herbeieilten und zusahen, versetzte er dem anderen Jungen einen Hieb nach dem anderen. Man hatte ihn gelehrt, jede Waffe zu benutzen, die ihm zur Verfügung stand; dennoch hätte er am liebsten aufgeschrien, weil er mit seinem wertvollsten Besitz jemanden verletzte. Doch er durfte nicht nachlassen. Sonst unterläge er womöglich und verlöre die Bücher, bevor er sie noch in ein anderes Versteck bringen konnte.
    Endlich lag der andere Prätrans ganz still, das Gesicht zu Brei zerschlagen, der Atem röchelnd, während V seine Kehle gegen den Boden drückte. Das Märchenbuch triefte vor Blut, der Lederumschlag hatte sich vom Rücken gelöst.
    Erst nach dem Handgemenge geschah es. Ein seltsames Prickeln schoss durch Vs Arm nach unten und schlängelte sich in die Hand, mit der er seinen Gegner auf dem Höhlenboden festhielt. Dann wurde plötzlich ein unheimlicher Schatten geworfen, der einem Leuchten aus seiner

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