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Black Dagger 09 - Seelenjäger

Black Dagger 09 - Seelenjäger

Titel: Black Dagger 09 - Seelenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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wühlte in der Tasche, bis sie ein Paar Gummihandschuhe, ein Päckchen Desinfektionstupfer sowie ein paar Mullbinden und Bandagen zur Erneuerung des Brustverbands zusammengesucht hatte.
    Obwohl sie dem Patienten vor seiner OP prophylaktisch Antibiotika verabreicht hatte und daher das Risiko einer Infektion nicht hoch war, fragte sie: »Können Sie auch Antibiotika besorgen?«
    »Alles, was du brauchst.«

    O ja, die hatten definitiv Verbindungen zu einem Krankenhaus. »Ich könnte etwas Ciprofloxacin oder vielleicht etwas Amoxicillin gebrauchen. Hängt davon ab, wie es unter dem Verband da aussieht.«
    Sie legte die Kanüle, die Ampulle und das andere Material auf den Nachttisch, zog sich die Handschuhe über und riss eins der quadratischen Heftchen auf.
    »Einen Moment noch, Doc«, meldete sich Red Sox.
    »Entschuldigung?«
    Er fixierte sie mit einem stechenden Blick. »Bei allem Respekt, aber ich muss noch einmal betonen, dass ich, falls du ihm absichtlich Schaden zufügst, dich mit bloßen Händen töten werde. Obwohl du eine Frau bist.«
    Vor Schreck wurde sie stocksteif, gleichzeitig erfüllte ein Knurren den Raum, wie von einem Mastiff kurz vor dem Angriff.
    Entsetzt blickten sie beide auf den Mann im Bett herab.
    Seine Oberlippe war zurückgezogen, und die scharfen Eckzähne hatten sich zu doppelter Größe verlängert. »Niemand fasst sie an. Egal, was sie tut oder mit wem.«
    Der Kappenmann zog die Stirn in Falten, als hätte sein Kumpel nicht mehr alle Tassen im Schrank. »Du kennst unsere Abmachung, Mitbewohner. Ich sorge für deine Sicherheit, bis du es wieder selbst kannst. Und wenn dir das nicht passt, dann siehzu, dass du schleunigst wieder aufrecht stehst, dann kannst du dir in Ruhe Sorgen um sie machen.«
    »Niemand.«
    Einen Augenblick herrschte Stille; dann blickte der Kappentyp von Jane zum Patienten und zurück, als müsste er die Gesetze der Physik neu berechnen – und käme mit der Gleichung nicht klar.
    Jetzt schaltete sich Jane ein, weil sie das Gefühl hatte, die beiden wieder auf Siedepunkt runterkochen zu müssen. »Okay, okay. Schluss mit dem dämlichen Macho-Gepose,
ja?« Überrascht sahen die beiden sie an und schienen sogar noch mehr zu staunen, als sie Red Sox mit dem Ellbogen aus dem Weg schob. »Wenn Sie schon hier sind, dann lassen Sie Ihre verdammten Aggressionen stecken. Damit helfen Sie ihm nicht.« Dann funkelte sie den Patienten an. »Und Sie – Sie entspannen sich einfach.«
    Nach einem Moment totalen Schweigens räusperte sich Red Sox, und der Patient zog sich den Handschuh über und schloss die Augen.
    »Danke«, murmelte sie. »Und wenn Sie nichts dagegen hätten, würde ich gern meine Arbeit machen, damit ich hier irgendwann abhauen kann.«
    Sie verabreichte dem Patienten eine Dosis Demerol und innerhalb von Sekunden lockerten sich die Augenbrauen, als hätte man die Schrauben daran gelöst. Während die Anspannung aus seinem Körper wich, wickelte sie den Verband von der Brust ab und hob die Mullbinde hoch.
    »O mein Gott«, hauchte sie.
    Red Sox sah ihr über die Schulter. »Was ist denn? Ist doch perfekt abgeheilt.«
    Sachte piekte sie mit dem Finger in die Reihe von Metallklammern und die darunterliegende rosa Naht. »Ich könnte die jetzt entfernen.«
    »Brauchst du Hilfe?«
    »Das ist einfach nicht normal.«
    Die Augen des Patienten öffneten sich und man konnte ihm ansehen, dass er genau wusste, was sie dachte: Vampir.
    Ohne den anderen anzusehen, sagte sie: »Könnten Sie mir die Verbandsschere und die Zange aus der Tasche bringen? Ach ja, und das antibiotische Spray.«
    Als sie hinter sich ein Rascheln hörte, flüsterte sie ihm zu: »Was sind Sie?«
    »Am Leben«, entgegnete der Patient. »Dank dir.«
    »Hier, bitte.«

    Jane hüpfte hoch wie eine Marionette. Red Sox hatte zwei Edelstahlgerätschaften in der Hand, aber sie konnte sich beim besten Willen nicht erinnern, warum sie ihn darum gebeten hatte.
    »Die Klammern«, murmelte sie.
    »Was?«
    »Ich hole die Klammern raus.« Sie nahm die Schere und die Zange und besprühte die Brust des Patienten mit dem Antibiotikum.
    Obwohl das Gehirn in ihrem Schädel Turnübungen veranstaltete, schaffte sie es, die etwa zwanzig Metallklammern zu entfernen und in den Papierkorb fallen zu lassen. Danach tupfte sie die Bluttropfen ab, die aus jedem Einstichloch quollen, dann besprühte sie ihn noch einmal ausgiebig mit Antibiotikum.
    Als sie ihm in die leuchtenden Augen sah, wusste sie definitiv, dass er kein Mensch war.

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