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Black Dagger 09 - Seelenjäger

Black Dagger 09 - Seelenjäger

Titel: Black Dagger 09 - Seelenjäger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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Sie hatte schon zu viele Körper von innen gesehen und zu viele mühsame Heilungsprozesse erlebt, um einen anderen Schluss zu ziehen. Was sie nicht wusste, war, was das für sie bedeutete. Und für den Rest der Menschheit.
    Wie war das möglich? Dass es eine andere Spezies mit so vielen menschlichen Merkmalen gab? Andererseits blieben sie vermutlich genau dadurch im Verborgenen.
    Jane legte eine dünne Schicht Mull auf die Brust und klebte sie fest. Als sie fertig war, zog der Patient eine Grimasse, und seine Hand – die mit dem Handschuh – wanderte zu seinem Bauch.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Jane, als alle Farbe aus seinem Gesicht wich.
    »Mir ist schlecht.« Schweißperlen bildeten sich auf seiner Oberlippe.
    Sie sah den Mann mit der Kappe an. »Ich glaube, Sie sollten sich lieber verziehen.«

    »Warum?«
    »Er muss sich gleich übergeben.«
    »Mir geht’s gut«, brummelte der Patient und schloss die Augen.
    Jane steuerte auf die Reisetasche zu, um eine Bettpfanne zu suchen, gleichzeitig sprach sie mit dem anderen Mann. »Jetzt gehen Sie schon. Ich kümmere mich um ihn. Dafür brauchen wir kein Publikum.«
    Verdammtes Demerol. Es half zwar fantastisch gegen die Schmerzen, aber die Nebenwirkungen waren manchmal wirklich schlimm für die Patienten.
    Red Sox zögerte noch, bis der Mann im Bett aufstöhnte und anfing, zwanghaft zu schlucken. »Na gut. Aber bevor ich gehe: Soll ich dir was Frisches zu essen bringen? Irgendwas Bestimmtes, worauf du Appetit hast?«
    »Wollen Sie mich verarschen? Soll ich etwa die Entführung und die Todesdrohung vergessen und bei Ihnen eine Bestellung aufgeben?«
    »Kein Grund, nichts zu essen, solange du hier bist.« Er hob das Tablett auf.
    Gütiger, diese Stimme … diese raue, heisere Stimme mit dem Bostoner Akzent. »Ich kenne Sie. Ich kenne Sie definitiv irgendwoher. Nehmen Sie die Kappe ab. Ich will Ihr Gesicht sehen.«
    Mit dem kalten Essen in der Hand durchquerte der Kerl den Raum. »Ich bringe dir was anderes.«
    Als die Tür ins Schloss fiel und verriegelt wurde, spürte sie den kindischen Drang, hinzurennen und dagegenzuhämmern.
    Der Patient stöhnte wieder, und sie sah ihn an. »Hören Sie jetzt endlich auf, sich gegen die Übelkeit zu wehren?«
    »Scheiße … noch mal …« Er krümmte sich auf der Seite zusammen und fing an zu würgen.
    Eine Bettpfanne war nicht nötig, weil er nichts im Magen
hatte, also raste Jane ins Bad, holte ein Handtuch und hielt es ihm vor den Mund. Während er jämmerlich würgte, hielt er die Hand mitten auf seine Brust, als wollte er nicht, dass die Wunde wieder aufplatzte.
    »Keine Sorge«, sagte sie und legte ihre Hand auf seinen glatten Rücken. »Das ist gut genug verheilt. Die Narbe wird nicht aufreißen.«
    »Fühlt sich an … als … ob … Scheiße – «
    Mein Gott, er litt, das Gesicht war verzerrt und rot, er war schweißgebadet, sein Körper gekrümmt. »Ist schon gut, lassen Sie es einfach durch sich durchschwappen. Je weniger Sie sich wehren, desto leichter wird es. Genau … so ist es richtig … tief atmen. Gut so …«
    Sie streichelte ihm über den Rücken und hielt das Handtuch und konnte nicht anders, als immer weiter mit ihm zu sprechen. Als es vorbei war, lag der Patient ganz still, atmete durch den Mund, die Hand mit dem Handschuh um das Laken geklammert.
    »Das war nicht lustig«, röchelte er.
    »Wir finden ein anderes Schmerzmittel«, sagte sie und strich ihm das Haar aus dem Gesicht. »Kein Demerol mehr. Und jetzt würde ich mir gern die Wunden ansehen, okay?«
    Er nickte und rollte sich auf den Rücken, sein Brustkorb schien so breit zu sein wie das ganze Bett. Vorsichtig zog sie die Klebestreifen ab und hob sanft den Mull hoch. Du lieber Himmel … die Haut, die noch vor fünfzehn Minuten von den Klammern perforiert gewesen war, war vollständig verheilt. Das Einzige, was noch zu sehen war, war die dünne rosa Linie über dem Brustbein.
    »Was sind Sie?«, platzte es aus ihr heraus.
    Ihr Patient rollte sich zurück zu ihr. »Müde.«
    Ohne nachzudenken begann sie wieder, ihn zu streicheln, ihre Hand machte ein gedämpftes Geräusch auf seiner Haut. Es dauerte nicht lang, bis ihr auffiel, dass seine
Schultern harte Muskelpakete waren … und dass, was sie berührte, warm und sehr männlich war.
    Sie zog die Hand zurück.
    »Bitte.« Er fing ihr Handgelenk mit der normalen Hand auf – obwohl seine Augen geschlossen waren. »Fass mich an, oder … halt mich fest. Ich … schwebe in der Luft. Als würde ich

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