Black Dagger 10 - Todesfluch
hellweiße Hand um den kräftigen Hals und drückte zu.
Während das Gesicht des Bloodletter sich hellrot färbte, spürte V ein kurzes Stechen im Auge, und eine Vision schob sich vor die sichtbare Wirklichkeit.
Er sah den Tod seines Vaters. So deutlich, als würde es sich genau vor ihm zutragen.
Worte kamen über seine Lippen, obgleich er sich dessen nicht bewusst war. »Du wirst dein Ende in einer Wand aus Feuer finden, verursacht von einem Schmerz, den du kennst. Du wirst brennen, bis du nichts bist als Rauch, und der Wind wird dich davontragen. «
Die Miene seines Vaters wandelte sich zu kläglichem Entsetzen.
Da zerrte ein anderer Soldat V von seinem Vater herunter und
hielt ihn unter den Achseln fest, die Füße über dem verschneiten Boden baumelnd.
Sofort sprang der Bloodletter auf die Füße, das Gesicht noch gerötet, Schweißperlen troffen von seiner Oberlippe. Er atmete wie ein Pferd, das heftig geritten worden war, weiße Wölkchen drangen aus Mund und Nasenlöchern.
V rechnete fest damit, zu Tode geprügelt zu werden.
»Bringt mir meine Klinge«, knurrte sein Vater.
Vishous rieb sich über das Gesicht. Um sich nicht an das zu erinnern, was danach passiert war, dachte er daran, dass er dieses erste Mal mit dem Soldaten nie ganz verkraftet hatte. Noch dreihundert Jahre später empfand er es als Schändung des anderen Vampirs, obwohl das doch im Lager Sitte gewesen war.
Jetzt betrachtete er Jane, die sich an ihn kuschelte. Für ihn zählte ab jetzt diese Nacht als die, in der er schließlich seine Jungfräulichkeit verloren hatte. Auch wenn sein Körper den Akt schon auf die unterschiedlichsten Arten mit den unterschiedlichsten Leuten vollzogen hatte, war es beim Sex immer um einen Austausch von Macht gegangen – Macht, die in seine eigene Richtung floss, Macht, von der er sich nährte, die ihm die Sicherheit gab, dass niemand ihn jemals flach auf den Rücken legen und festbinden und ihm gegen seinen Willen irgendeine Scheiße antun konnte.
Die heutige Nacht hatte nicht in dieses Muster gepasst. Mit Jane hatte ein echter Austausch stattgefunden: Sie hatte ihm etwas gegeben, und er hatte ihr im Gegenzug ein Stück seiner selbst ausgehändigt.
V runzelte die Stirn. Ein Stück, aber nicht alles.
Um das zu tun, müssten sie an einen anderen Ort gehen. Und … verdammt, genau das würden sie tun. Auch wenn ihm beim bloßen Gedanken daran schon der kalte Schweiß
ausbrach, schwor er sich, dass er ihr, bevor sie aus seinem Leben verschwand, das Eine gäbe, welches er noch nie jemandem zugestanden hatte.
Und das er niemals jemand anderem zugestehen würde.
Er wollte das Vertrauen erwidern, das sie ihm geschenkt hatte. Sie war so stark als Mensch, als Frau, und doch überließ sie sich seiner sexuellen Obhut – obwohl sie wusste, dass er beinharte SM-Neigungen hatte und sie ihm körperlich unterlegen war.
Ihr Glaube an ihn zwang ihn in die Knie. Und er musste dieses Vertrauen unbedingt beantworten, bevor sie ging.
Blinzelnd öffnete sie die Augen und sah ihn an, und beide sprachen gleichzeitig:
»Ich will nicht, dass du gehst.«
»Ich will dich nicht verlassen.«
5
Als John am kommenden Nachmittag aufwachte, hatte er Angst, sich zu bewegen. Mann, er hatte sogar Angst, die Augen aufzumachen. Was, wenn es ein Traum gewesen war? Er riss sich zusammen, hob den Arm, öffnete die Lider einen Spalt und … yeah, das war es. Eine Handfläche so groß wie sein Kopf. Der Arm länger, als sein Oberschenkel vorher gewesen war. Das Handgelenk so dick wie seine Wade früher.
Er hatte es geschafft.
Sofort griff er nach seinem Handy und schickte Qhuinn und Blay SMS, die postwendend antworteten. Sie freuten sich irrsinnig für ihn, und er bekam das fette, fiese Grinsen gar nicht mehr vom Gesicht gewischt … bis ihm bewusst wurde, dass er aufs Klo musste, und er einen Blick durch die offene Badezimmertür warf. Zwischen den Türpfosten erkannte er die Dusche.
O mein Gott. Hatte er da drinnen mit Layla tatsächlich so kläglich versagt?
Er warf das Handy auf die Decke, obwohl es piepsend kundtat, dass neue Nachrichten auf Abruf warteten. Mit seiner neuen Michael-Jordan-Pranke rieb er sich über die merkwürdig breite Brust. Er fühlte sich total mies. Eigentlich müsste er sich bei Layla entschuldigen, aber wofür? Dafür, dass er ein Schlappschwanz war, der keinen hochkriegte? Klar, das war genau die Unterhaltung, die er unbedingt führen wollte. Wobei sie zweifellos sowieso kaum beeindruckt von ihm
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