Black Dagger 10 - Todesfluch
hierbleibe, dann muss er mich schon anketten.« Sofort riss Phury sich wieder etwas zusammen, er wollte in Bellas Anwesenheit keinen Streit provozieren. »Unterrichtest du heute Nacht die erste Hälfte?«
»Ja, ich dachte mir, ich spreche heute noch ein bisschen über Feuerwaffen.« Z strich mit der Hand über Bellas Mahagonihaar und damit gleichzeitig über ihren Rücken. Er schien die Liebkosung gar nicht bewusst auszuführen, und sie nahm sie ebenfalls mit der Selbstverständlichkeit der Liebe hin.
Phurys Brust schmerzte so sehr, dass er den Mund aufmachen musste, um Luft zu bekommen. »Warum treffen
wir uns nicht einfach später beim Ersten Mahl? Ich würde jetzt gern duschen, die Verbände abnehmen und mich anziehen. «
Bella stand auf, und Zs Hand legte sich unwillkürlich um ihre Taille und zog sie an sich.
Mein Gott, sie waren jetzt eine Familie, nicht wahr? Die beiden zusammen mit dem Baby in Bellas Bauch. Und in etwas über einem Jahr, wenn es der Jungfrau der Schrift beliebte, würden sie hier mit einem Säugling im Arm stehen. Später, Jahre später, wäre ihr Kind an ihrer Seite. Und dann würde ihr Sohn oder ihre Tochter sich selbst vereinigen, und eine weitere Generation ihres Blutes würde ihre Namen tragen: eine Familie, keine Fantasie.
Um sie schneller aus dem Zimmer zu scheuchen, machte Phury Anstalten, aufzustehen.
»Wir sehen uns dann unten im Esszimmer.« Zs Hand glitt auf den Unterleib seiner Shellan. »Bella geht wieder ins Bett, oder, Nalla?«
Sie sah auf die Uhr. »Zweiundzwanzig Minuten. Dann lasse ich mir mal lieber schnell mein Bad ein.«
Diverse Abschiedsworte wurden gewechselt, aber Phury passte nicht besonders gut auf, weil er es kaum erwarten konnte, endlich allein zu sein. Als die Tür endlich hinter den beiden ins Schloss fiel, griff er nach seinem Stock und trat unverzüglich vor den Spiegel, der über seiner Kommode hing. Vorsichtig zog er die Klebestreifen des Verbandes ab, dann entfernte er die Mullschichten. Seine Wimpern darunter waren so verfilzt und verklebt, dass er ins Bad gehen und sich das Gesicht mehrmals waschen musste, bis er das Lid öffnen konnte.
Er schlug das Auge auf.
Und konnte perfekt sehen.
Dass er nicht einmal annähernd erleichtert war bei dieser
Erkenntnis, war unheimlich. Es sollte ihm nicht egal sein. Es durfte ihm nicht egal sein. Sowohl sein Körper als auch er selbst durften nicht egal sein. So war es aber.
Verstört duschte und rasierte er sich, dann schnallte er seine Prothese um und streifte die Lederhose über. Er war schon mit den Dolch- und Pistolenhalftern auf dem Weg nach draußen, als er am Bett noch einmal stehen blieb. Seine Zeichnung lag immer noch unter der Decke; er konnte die weißen zerknitterten Ecken zwischen den blauen Seidenfalten erkennen.
Wieder sah er die Hand seines Zwillingsbruders auf Bellas Haar liegen. Dann auf ihrem Unterleib.
Kurz entschlossen zog er die Zeichnung heraus und strich sie auf dem Nachttisch glatt. Er warf einen letzten Blick darauf, dann zerriss er sie in kleine Stücke, legte das Häufchen in einen Aschenbecher und riss ein Streichholz an. Mit der aufflackernden Flamme näherte er sich dem Papier.
Als nur noch Asche übrig war, stand er auf und ging aus dem Zimmer.
Es wurde Zeit, loszulassen, und er wusste auch wie.
6
V schwebte auf Wolke sieben. Er fühlte sich vollständig. Ein zusammengesetztes Puzzle. Er hatte die Arme um seine Frau gelegt und seinen Körper dicht an sie gepresst. Ihr Duft hing in seiner Nase. Obwohl Nacht war, schien es ihm, als stünde er im hellsten Sonnenlicht.
Dann hörte er den Schuss.
Er befand sich in dem Traum. Er schlief und befand sich in dem Traum.
Der Horror des Alptraums entfaltete sich wie immer, und doch traf er ihn diesmal so heftig wie beim ersten Mal, als er ihn erlebt hatte: Blut auf seinem Shirt. Schmerz in der Brust. Er stürzte zu Boden, lag auf den Knien, sein Leben vorbei –
Mit einem Ruck setzte sich V im Bett auf und schrie.
Jane warf sich auf ihn, um ihn zu beruhigen, und eine Zehntelsekunde später flog die Tür auf, und Butch stürmte mit gezogener Waffe herein.
Ihre Stimmen vermischten sich, ein rasant gesprochener Wortsalat.
»Was zum Henker?«
»Alles in Ordnung?«
V fummelte an der Decke herum, riss sie von seinem Oberkörper herunter, um seine Brust sehen zu können. Die Haut war unversehrt, aber trotzdem strich er mit der Hand darüber. »Gütiger …«
»War das ein Flashback? Die Schießerei?«, fragte Jane und zog ihn
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