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Black Dagger 10 - Todesfluch

Black Dagger 10 - Todesfluch

Titel: Black Dagger 10 - Todesfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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gewehrt, bis sie schließlich, als sie den Schlüssel ins Zündschloss steckte, eine Vision hatte. Und zwar so glasklar, als wäre das Ereignis bereits passiert und eine Erinnerung statt einer Ahnung: Sie sah ihre Hände ums Lenkrad geklammert, während ein Paar Scheinwerfer frontal auf ihre Windschutzscheibe traf. Sie spürte den stechenden Schmerz des Aufpralls, die rüttelnde Drehbewegung, als ihr Auto herumgeworfen wurde, das Brennen in ihren Lungen, als sie schrie.
    Verstört, aber entschlossen, hatte sie den Wagen vorsichtig in den Eisregen hinausgelenkt. Ein Musterbeispiel an defensivem Fahren. Jedes andere Auto betrachtete sie als potenziellen Unfallgegner. Wenn sie gekonnt hätte, wäre sie auf dem Bürgersteig gefahren.
    Auf halbem Weg nach Hause hatte sie an einer Ampel gehalten und gebetet, dass niemand sie rammen möge.
    Doch als wäre es vorherbestimmt, war ein Auto von hinten angefahren, hatte die Bodenhaftung verloren und war
langsam auf sie zugerutscht. Verkrampft hatte sie das Lenkrad umklammert und im Rückspiegel beobachtet, wie die Scheinwerfer immer näher kamen.
    Das Auto hatte sie nicht einmal gestreift.
    Nachdem sie sich vergewissert hatte, dass niemand verletzt war, hatte Jane in sich hineingelacht, tief Luft geholt und war weitergefahren. Unterwegs hatte sie darüber nachgedacht, wie das Gehirn seine Umgebung analysierte und Schlüsse zog, wie intensive Gedanken und Ängste als Vorahnungen fehlinterpretiert werden konnten, wie Meldungen über schlechte Straßen in die Wahrnehmung sickerten und dazu führten –
    Der Transporter des Installateurs war etwa fünf Kilometer von ihrer Wohnung entfernt frontal mit ihr kollidiert. Als sie um die Ecke gebogen war und die Scheinwerfer auf ihrer Spur gesehen hatte, war ihr einziger Gedanke gewesen: Also hatte ich doch Recht. Das Ende vom Lied war ein gebrochenes Schlüsselbein und ein Totalschaden an ihrem Auto gewesen. Der Installateur und sein Transporter waren unversehrt geblieben, Gott sei Dank, aber sie hatte wochenlang nicht operieren können.
    Als sie also nun Manello nachsah, wusste sie, was passieren würde, und die Deutlichkeit dieser Erkenntnis entsprach jener Vision des Unfalls: So unveränderlich wie die Farbe ihrer Augen. So unbestreitbar wie das Verstreichen der Zeit. So unaufhaltsam wie der Transporter eines Klempners, der über schwarzes Eis schlittert.
    »Meine Karriere ist vorbei«, flüsterte sie mit tonloser Stimme. »Ich bin am Ende.«
     
    Vishous kniete neben seinem Bett, legte sich eine Kette aus schwarzen Perlen um den Hals und schloss die Augen. Als sich sein Geist zur Anderen Seite ausrichtete, dachte er absichtlich
an Jane. Die Jungfrau der Schrift konnte ebenso gut von vorneherein wissen, worum es hier eigentlich ging.
    Es dauerte eine Weile, bevor er eine Reaktion seiner Mutter empfing, doch dann reiste er durch Antimaterie ins Reich jenseits der Zeit und nahm in dem weißen Innenhof Gestalt an.
    Die Jungfrau der Schrift stand vor ihrem Vogelbaum, und einer von seinen Bewohnern, eine Art pfirsichfarbener Fink, saß auf ihrer Hand. Da die Kapuze ihrer schwarzen Robe herabgezogen war, konnte V ihr geisterhaftes Gesicht sehen, und ihn verblüffte die Verehrung in ihrem Blick, mit dem sie das kleine Wesen auf ihrer leuchtenden Hand betrachtete. Solche Liebe, dachte er.
    Nie hätte er gedacht, dass sie zu so etwas fähig war.
    Sie ergriff zuerst das Wort. »Selbstverständlich liebe ich meine Vögel. Sie sind mein Trost, wenn ich bekümmert bin, vergrößern noch meine Freude, wenn ich heiter bin. Der süße Klang ihres Lieds beglückt mich, wie es sonst nichts vermag.« Sie blickte sich über die Schulter. »Es geht also um diese Menschenärztin?«
    »Ja.«
    Verflucht. Sie war so still. Er hatte mit Wut gerechnet. Mit einem Streit. Doch stattdessen sah er nur Ruhe.
    Was typisch war vor einem Sturm, nicht wahr?
    Die Jungfrau der Schrift blies den Vogel an, und er reagierte darauf, indem er zwitscherte und die kleinen Flügel genussvoll ausbreitete. »Darf ich annehmen, dass du, sollte ich den Austausch nicht billigen, die Zeremonie nicht durchführen wirst?«
    Es brachte ihn fast um zu sprechen. Buchstäblich. »Ich habe mein Wort gegeben. Also werde ich es auch tun.«
    »Tatsächlich? Du überraschst mich.«
    Nun setzte die Jungfrau der Schrift den Vogel zurück,
wobei sie einen Ruf pfiff. Er stellte sich vor, dass man das Geräusch in etwa übersetzen konnte mit: Ich liebe dich. Der Vogel erwiderte den Pfiff.
    »Diese

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