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Black Dagger 10 - Todesfluch

Black Dagger 10 - Todesfluch

Titel: Black Dagger 10 - Todesfluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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für die Primalszeremonie an. Er spürte sie nicht auf der Haut, und das lag nicht an dem zarten Stoff. Seit zwei Stunden hatte er durchgehend geraucht, deshalb war er ziemlich betäubt.
    Wenn auch nicht so bedröhnt, dass er, als es an der Tür klopfte, nicht sofort gewusst hätte, wer das war.
    »Komm rein«, sagte er, ohne sich vom Spiegel über der Kommode abzuwenden. »Solltest du nicht im Bett sein?«
    Bella stieß ein Lachen aus. Oder vielleicht war es auch ein Schluchzen. »Eine Stunde pro Tag, schon vergessen? Ich habe noch zweiundfünfzig Minuten.«
    Er hob das goldene Primalsamulett auf und band es sich um. Der Anhänger legte sich schwer auf seine Brust, wie der feste Druck einer Hand.
    »Bist du dir ganz sicher, dass du das willst?«, fragte sie sanft.

    »Ja.«
    »Ich vermute mal, Z kommt mit dir?«
    »Er ist mein Zeuge.« Heftig drückte Phury den Joint aus. Nahm einen neuen in die Hand und zündete ihn an.
    »Wann wirst du zurück sein?«
    Er schüttelte den Kopf, während er Rauch ausstieß. »Der Primal lebt auf der Anderen Seite.«
    »Vishous wollte das nicht.«
    »Sonderregelung. Ich werde trotzdem kämpfen, aber ich möchte drüben bleiben.«
    Als sie hörbar die Luft einsog, starrte er sein Spiegelbild an. Sein Haar war feucht und an den Enden verfilzt, also schnappte er sich eine Bürste und fing an, daran zu zerren.
    »Phury, was machst du denn … du kannst doch nicht mit einer Glatze zu der Zeremonie gehen – hör auf. Mein Gott, du reißt dir ja alle Haare aus.« Sie stellte sich hinter ihn, nahm ihm die Bürste aus der Hand und deutete damit auf die Chaiselongue am Fenster. »Setz dich hin. Lass mich das machen.«
    »Nein, danke, ich – «
    »Du bist viel zu hart zu dir selbst. Jetzt mach schon.« Sie gab ihm einen leichten Stoß. »Lass mich das machen.«
    Aus keinem guten Grund und aus vielen schlechten gehorchte er und setzte sich hin, verschränkte die Arme vor der Brust und hielt die Luft an. Bella fing unten an seiner Mähne an, die Borsten strichen zunächst durch die Spitzen, dann immer höher, bis sie oben auf seinem Scheitel ansetzten und langsam bis ganz nach unten glitten. Mit der freien Hand folgte sie jedem Strich, glättend, besänftigend. Das Knistern in seinem Haar und das Zupfen an seiner Stirn und ihr Duft in seiner Nase waren bittersüße Glücksgefühle, die ihn schutzlos auslieferten.
    Tränen benetzten seine Wimpern. Es kam ihm so grausam
vor, dass er ihr begegnet war; zu erkennen, was er sich wünschte, aber es nie haben zu können. Obwohl das eigentlich auch ganz passend war. Er hatte sein Leben schon immer mit Dingen verbracht, die außerhalb seiner Reichweite lagen. Zuerst hatte er Jahrzehnte damit verbracht, nach seinem Zwilling zu suchen, weil er gespürt hatte, dass Zsadist am Leben war. Dann hatte er seinen Bruder endlich befreit, nur um festzustellen, dass längst nicht alles in Ordnung war. Das Jahrhundert, das auf die Flucht vor Zs Herrin folgte, war eine andere Form von Hölle gewesen, unentwegt hatte er damit gerechnet, dass Z durchdrehte, hatte eingegriffen, wenn es so war, und sich Sorgen gemacht, wann das Drama in die nächste Runde ginge.
    Und dann war Bella aufgetaucht, und sie hatten sich beide in sie verliebt.
    Bella war die alte Folter in neuem Gewand. Denn sein Schicksal war die Sehnsucht, immer stand er draußen und blickte durchs Fenster, sah das Feuer, konnte aber nicht nah genug herankommen, um sich daran zu wärmen.
    »Wirst du jemals zurückkommen?«, fragte sie.
    »Das weiß ich nicht.«
    Die Bürste hielt inne. »Vielleicht wirst du sie mögen.«
    »Vielleicht. Bitte hör nicht auf. Bitte … noch nicht.«
    Phury rieb sich die Augen, als Bella das Kämmen wieder aufnahm. Dieser stille Moment war ihr Abschied, und sie wusste es. Sie weinte auch. Er konnte das frische, salzige Aroma in der Luft riechen.
    Allerdings weinte sie aus einem anderen Grund als er. Sie weinte, weil sie ihn bemitleidete, nicht weil sie ihn liebte und ihr das Herz bei der Vorstellung brach, dass sie ihn niemals wiedersehen würde. Sie würde ihn vermissen, das schon. Sich um ihn sorgen, natürlich. Aber sie würde sich nicht nach ihm sehnen. Das hatte sie nie getan.

    Eigentlich hätte ihn all das auf den Boden der Realität holen und seiner Rührseligkeit ein Ende bereiten müssen, aber es ging einfach nicht. Er ertrank in seiner Traurigkeit.
    Selbstverständlich würde er Zsadist auf der Anderen Seite sehen. Aber sie … er konnte sich nicht vorstellen, dass sie

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