Black Dagger 10 - Todesfluch
das Gefühl, zu treiben, sein Körper schwebte praktisch, sein Kopf war irgendwo, nur nicht auf seinen Schultern. Konnte auch an dem Paket roten Rauch liegen, den er sich reingezogen hatte, dachte er. Oder daran, dass er mehr als drei Dutzend Frauen gleichzeitig heiraten sollte.
Du lieber Gott.
»Wrath, Sohn des Wrath«, verkündete die Jungfrau der Schrift. »Tritt vor und grüße mich.«
Gehorsam lief Wrath zur Bühnenkante und kniete nieder. »Euer Gnaden.«
»Du möchtest mich etwas fragen. Tu es jetzt, vorausgesetzt, du formulierst es geziemend.«
»Wenn es erlaubt wäre, möchte ich darum bitten, dass Phury, was den Kampf betrifft, das gleiche Arrangement in Anspruch nehmen darf, das für Vishous vereinbart war. Wir haben Bedarf an Kriegern.«
»Ich bin geneigt, das einstweilen zu gewähren. Er wird bei euch leben – «
Phury fiel ihr mit einem satten »Nein« ins Wort. Als die Köpfe aller Anwesenden zu ihm herumschnellten, sagte er: »Ich werde hierbleiben. Ich werde kämpfen, aber hier wohnen. « Um seine Unhöflichkeit auszugleichen, machte er eine kleine Verbeugung. »Wenn es gestattet wäre.«
Zsadists Mund klappte auf, das vernarbte Gesicht zeigte eine völlig fassungslose Miene – doch das kurze Lachen der Jungfrau der Schrift hinderte ihn am Sprechen. »So sei es. Die Auserwählten würden das bevorzugen, genau wie ich. Nun erhebe dich, Wrath, Sohn des Wrath, und lasst uns beginnen. «
Als sich der König zu voller Größe aufrichtete, hob die Jungfrau der Schrift ihre Kapuze. »Phury, Sohn des Ahgony, ich ersuche dich, die Rolle des Primals anzunehmen. Willigst du ein?«
»Ja, ich willige ein.«
»Tritt vor und knie vor mir nieder.«
Er spürte seine Füße überhaupt nicht, als er nach vorne schritt und ein paar Stufen erklomm, spürte den Marmor nicht unter den Knien, als er vor der Jungfrau der Schrift
niedersank. Während ihre Hand auf seinem Kopf lag, zitterte er nicht, dachte nicht, blinzelte nicht. Er fühlte sich, als säße er auf dem Beifahrersitz eines Autos, den Launen des Fahrers in Bezug auf Tempo und Fahrtziel unterworfen. Sich zu fügen, war einfach angeraten.
Seltsam, denn er hatte das hier selbst gewählt. Er hatte sich freiwillig gemeldet.
Schon, aber Gott allein wusste, wohin diese Entscheidung ihn führen würde.
Die Worte, die die Jungfrau der Schrift über seiner gebeugten Gestalt sprach, hatten Ähnlichkeit mit der Alten Sprache, aber er konnte nicht allem folgen.
»Steh auf und hebe deinen Blick«, verkündete die Jungfrau der Schrift schließlich. »Erblicke deine Partnerinnen, über die du herrschen wirst; du wirst ihren Körpern sowohl befehlen als auch dienen.«
Als er wieder aufstand, bemerkte er, dass der Vorhang geöffnet worden war und alle Auserwählten dort aufgereiht standen, ihre Gewänder waren blutrot und leuchteten wie Rubine inmitten des ganzen Weiß. In perfektem Gleichmaß verbeugten sie sich.
Heilige Scheiße … er hatte es wirklich getan.
Plötzlich tauchte Z auf der Bühne auf und fasste ihn am Arm. Was zum – ach so, richtig. Er stand ganz schief. Wäre wahrscheinlich umgekippt. Und das hätte ja nicht so gut ausgesehen.
Die Stimme der Jungfrau der Schrift erzeugte ein mächtiges Echo. »Es ist vollbracht.« Ihre Geisterhand hob sich, und sie deutete auf einen Tempel oben auf dem Hügel. »Geh nun in die Kammer und nimm die Erste unter allen, wie ein Mann es tut.«
Zsadists Hand drückte seinen Arm. »Mein Bruder …«
»Hör auf«, zischte Phury. »Es ist schon in Ordnung.«
Er entwand sich dem Griff seines Zwillingsbruders, verneigte sich vor der Jungfrau der Schrift und Wrath und schwankte dann die Stufen hinunter und den Hügel hinauf. Das Gras fühlte sich weich unter seinen Füßen an, und das eigenartige diffuse Licht der Anderen Seite umgab ihn. Keins von beidem empfand er als tröstlich. Er spürte die Blicke der Auserwählten in seinem Rücken, und ihr Hunger ließ ihn selbst durch den Dunst des roten Rauchs hindurch innerlich gefrieren.
Der Tempel oben auf dem Hügel wirkte römisch und hatte weiße Säulen. Die Klinken an den gigantischen Flügeltüren waren goldene Knoten. Er drehte an dem rechten, drückte dagegen und trat ein.
Übergangslos wurde sein Körper hart, die berauschende Duftmischung aus Jasmin und süßem, schwerem Rauchwerk verlockte, erotisierte ihn. Wie es gedacht war. Ganz vorne hing ein weißer Vorhang, durch dessen Falten strahlendes Licht sickerte, ein flackernder Schein, der von Hunderten
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