Black Dagger 10 - Todesfluch
konnte, um das sie trauerte, und das sie doch nicht zuordnen konnte. Alles passte plötzlich zusammen –
Beim nächsten Atemzug fuhr ihr ein Schmerz in die Schläfen, eine schreckliche, erdrückende Last.
Doch anstatt sich durch ihren Körper zu wälzen, löste er sich auf, schwebte einfach davon, ließ nicht einmal ein Stechen zurück. In seinem Kielwasser trieben Bilder heran, Bilder von sich selbst: wie sie diesen Mann operierte, wie sie entführt wurde und in einem Raum mit ihm gefangen gehalten wurde … von ihnen beiden zusammen … von sich … wie sie sich verliebte … und dann verlassen wurde.
V.
Der Ansturm der Erinnerung waberte und schwankte, während ihr Verstand krampfhaft Halt in einer schlüpfrigen Realität zu finden versuchte. Er konnte nicht zurück sein. Er kam nicht zurück.
Das musste ein Traum sein.
»Jane«, sagte die Erscheinung ihres Geliebten. O mein Gott … Seine Stimme war noch dieselbe, tief und wunderschön, sie wand sich wie dunkelrote Seide in ihr Ohr hinein. »Jane …«
Zitternd fummelte sie am Zündschloss herum, machte das Licht aus und stieg aus dem Wagen.
Die Luft war kalt auf ihren feuchten Wangen, und ihr Herz hämmerte, als sie sagte: »Bist du echt?«
»Ja.«
»Woher soll ich das wissen?« Ihre Stimme versagte, und sie griff sich an die Schläfen. »Ich weiß überhaupt nichts mehr. Ich kann nicht mehr klar denken.«
»Jane«, raunte er. »Es tut mir so leid – «
»Mein Kopf ist nicht in Ordnung.«
»Das ist meine Schuld. Das ist alles meine Schuld.« Die Anspannung und der Kummer in seinem stolzen Gesicht durchdrangen ihre Verwirrung, boten ihr festen Boden unter den Füßen.
Sie holte tief Luft und dachte an Russell Crowe in der Schlussszene von A Beautiful Mind. Dann nahm sie ihren Mut zusammen, ging auf die Gestalt zu, die offenbar V war, legte ihm zwei Finger an die Schulter und schob.
Er war hart wie Stein. Und er roch noch genauso … nach dunklen Gewürzen. Und seine Augen – dieselben hellen Diamantaugen – leuchteten wie eh und je.
»Ich dachte, du wärst für immer fort«, flüsterte sie. »Warum …«
Sie erhoffte sich nur, wenigstens zu begreifen, was los war, und warum er zurückgekehrt war.
»Ich werde nicht heiraten.«
Ihr stockte der Atem. »Nicht?«
Er schüttelte den Kopf. »Ich konnte es einfach nicht. Ich kann mit niemandem außer mit dir zusammen sein. Ich weiß nicht, ob du mich willst – «
Ohne einen bewussten Gedanken zu fassen, sprang sie hoch und hängte sich an seinen Hals, die Barrieren von Spezies und Umständen waren ihr vollkommen egal. Sie brauchte ihn. Den Rest konnten sie später aushandeln.
»Natürlich will ich dich«, raunte sie ihm ins Ohr. »Ich liebe dich.«
Er stieß ein heiseres Wort aus, und seine Arme pressten sie an sich. Als sie keine Luft mehr bekam, weil er sie so fest hielt, dachte sie: Ja, das ist er wirklich. Und dieses Mal würde er sie nicht wieder gehenlassen.
Gott sei Dank.
Mit Jane im Arm war Vishous durch und durch glücklich. Er fühlte sich vollständig, in einer Weise, die den Besitz aller Finger und Zehen um Längen übertraf. Schnell schloss er das Garagentor, bevor er Jane mit einem Triumphgeheul in ihre Wohnung trug.
»Ich dachte, ich werde verrückt«, sagte sie, als er sie auf dem Tisch absetzte. »Wirklich.«
Gebundener Vampir, der er war, konnte er es kaum erwarten, in sie einzudringen, aber er bremste seine niederen Triebe. Meine Güte, sie sollten sich wirklich erstmal unterhalten.
Wirklich. Aber er wollte sie.
»Es tut mir leid – ehrlich Jane, es tut mir so leid, dass ich dein Gedächtnis löschen musste. Ich kann mir vorstellen, dass das wahnsinnig verstörend gewesen sein muss. Und auch unheimlich.«
Ihre Hände wanderten über sein Gesicht, als hätte sie immer noch nicht ganz kapiert, dass er wirklich echt war. »Wie hast du das mit deinen ganzen Ehefrauen abgebogen?«
»Einer meiner Brüder hat meinen Platz eingenommen.« V schloss die Augen, als ihre Finger über seine Wangen und die Nase strichen, über sein Kinn, seine Schläfen.
»Im Ernst?«
»Phury, den du verarztet hast, hat das getan. Ich weiß nicht, wie ich das jemals wiedergutmachen soll.« Urplötzlich gewann der gebundene Vampir in ihm die Oberhand über seinen Verstand, pflügte gute Manieren und gesunden Menschenverstand unter. »Jane, ich möchte, dass du bei mir lebst. Ich will dich bei mir haben.«
Ihr Lächeln leuchtete in ihrer Stimme. »Ich würde dich wahrscheinlich in den Wahnsinn
Weitere Kostenlose Bücher