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Black Dagger 11 - Blutlinien

Black Dagger 11 - Blutlinien

Titel: Black Dagger 11 - Blutlinien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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Bellas Schwangerschaft. Die Geburt durfte er nicht verpassen, und so, wie die Dinge zwischen ihm und Z lagen, würde man ihm noch nicht einmal Bescheid geben. »Noch nicht so bald. Könnte noch bis zu einem Jahr dauern.«
    »Dann werde ich Euch die ersten Auserwählten auf die Abgewandte Seite schicken, ja?«
    »Ja.« Er wandte sich von dem Raum mit den Kinderwiegen ab, er bekam immer noch nicht genug Luft. »Ich gehe mal ein bisschen spazieren.«
    »Ich werde meine Schwestern anweisen, Euch nicht zu stören.«
    »Danke, und entschuldige, dass ich so grob geworden bin.« Er stockte. »Eins noch … ich möchte selbst mit Cormia sprechen. Ich werde es ihr erzählen.«

    »Wie Ihr wünscht.« Die Directrix verbeugte sich wieder. »Ich werde ein paar Tage für die rituelle Vorbereitung – «
    »Sag mir einfach Bescheid, wenn du jemanden zu mir schickst.«
    »Ja, Euer Gnaden.«
    Als sie gegangen war, ließ er den Blick über die weiße Landschaft schweifen, und nach einem Moment veränderte sich der Anblick vor seinen Augen, wurde zu einem völlig anderen. Fort waren die wohlgeordneten, farblosen Bäume und das Gras, das aussah, als wäre es von zartem Schnee bedeckt. Stattdessen sah er die überwucherten Gärten seines Elternhauses im Alten Land vor sich.
    Hinter dem riesigen Steinbau, in dem er aufgewachsen war, befand sich ein etwa ein Hektar großer, von einer Mauer umgebener Garten. Durch Kieswege in Quadrate aufgeteilt, war er einst angelegt worden, um besondere Pflanzenexemplare zur Schau zu stellen und der Seele durch die Schönheit der Natur einen Ruhepunkt zu bieten. Den um den Garten verlaufenden, gemauerten Wall hatten an den Ecken vier Statuen geziert, die die Stufen des Lebens versinnbildlichten: ein Säugling in den Armen seines Vater, ein für sich allein stehender junger Mann in der Blüte seiner Manneskraft, derselbe junge Mann mit einem Kind auf dem Arm und schließlich ein sitzender Greis, dessen erwachsener Sohn hinter ihm stand.
    Der Garten musste anfangs wahrlich beeindruckend gewesen sein, eine echte Sehenswürdigkeit, und Phury konnte sich gut vorstellen, wie seine Eltern als Jungvereinte sich über diese Pracht gefreut haben mussten.
    Er selbst hatte die Vollkommenheit, die noch als Versprechen in der Anlage des Gartens ruhte, nie gekannt. Was er gesehen hatte, war nur das Chaos der Vernachlässigung. Als er alt genug gewesen war, um seine Umgebung wahrzunehmen,
waren die Beete bereits von Unkraut überwuchert gewesen, die Bänke aufgeweicht von Algenwasser und die Wege mit buschigem Gras bewachsen. Das Traurigste aber waren für ihn immer die Statuen: Efeu umrankte sie, nahm sie von Jahr zu Jahr mehr in Besitz, verbarg mit seinem Laub zusehends, was die Hände des Künstlers hatten zeigen wollen.
    Der Garten war das Abbild seiner zugrunde gerichteten Familie.
    Und er hatte es wiederherstellen wollen. Alles.
    Nach seiner Transition, die ihn beinahe das Leben kostete, hatte er sein freudloses Elternhaus verlassen, und diesen Abschied sah er noch immer ebenso deutlich vor sich wie den elenden Garten. Es war eine Oktobernacht gewesen, Vollmond, in dessen Licht er einige der alten, vornehmen Kleider seines Vaters eingepackt hatte.
    Phury hatte damals nur einen vagen Plan: die Spur wieder aufzunehmen, die sein Vater hatte erkalten lassen. Zwar wusste man in jener Nacht, in der Zsadist verschleppt wurde, welche Kinderfrau ihn gestohlen hatte, und Ahgony verfolgte sie – wie jeder Vater es getan hätte – mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln. Doch sie war schlau, und so fand er zunächst zwei Jahre lang keine konkrete Spur. Jedem Hinweis, jedem Zeichen, jedem Klatsch und Gerücht folgend streifte er durch das Alte Land, bis er endlich Zsadists Babydecke unter den Habseligkeiten der Kinderfrau fand – die nur eine Woche zuvor gestorben war.
    Sie so knapp zu verfehlen, war nur ein weiterer Akt der Tragödie.
    Um diese Zeit erhielt Ahgony Nachricht, dass sein Sohn von einem Nachbarn aufgegriffen und auf dem Sklavenmarkt verkauft worden war. Der Nachbar war mit dem Geld geflüchtet, und obwohl Ahgony sofort den nächsten Sklavenhändler
aufsuchte, gab es einfach zu viele elternlose Säuglinge, die gekauft und weiterverkauft wurden, um Zsadist unter ihnen aufzuspüren.
    Ahgony gab auf, kehrte nach Hause zurück und begann zu trinken.
    Als Phury sich dafür bereitmachte, die Suche seines Vaters wieder aufzunehmen, schien es nur angemessen, die feinen Stoffe und Seiden des Älteren zu tragen.

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