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Black Dagger 11 - Blutlinien

Black Dagger 11 - Blutlinien

Titel: Black Dagger 11 - Blutlinien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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vielleicht genau das Problem gewesen war, dass er sich ausgerechnet eine Hure für den Versuch ausgesucht hatte.
    Aber an wen sonst hätte er sich denn wenden sollen? Er war ein zweihundert Jahre alter Zölibatär. Wie, bitte schön, sollte er auf die wunderschöne, zarte Cormia klettern, in sie hineinhämmern, bis er kam, und dann gleich weiterflitzen in das Heiligtum der Auserwählten, einen auf Bill Paxton in Big Love machen und sich um seinen Harem kümmern?
    Was zum Teufel hatte er sich nur dabei gedacht?
    Phury steckte sich den Joint zwischen die Lippen und zog das Fenster hoch. Während das üppige Aroma der Sommernacht
in sein Zimmer waberte, wandte er sich wieder den Rosen zu. Vor einigen Tagen hatte er Cormia mit einer ertappt, die sie offenbar aus dem Strauß gezogen hatte, den Fritz im Wohnzimmer im ersten Stock aufgestellt hatte. Sie hatte neben der Vase gestanden, die blasslila Rose zwischen zwei langen Fingern, den Kopfüber die Blume gebeugt, die Nase über der prallen Blüte schwebend. Ihr blondes Haar, das sie immer im Nacken zu einem Knoten geschlungen trug, hatte sich in duftigen Strähnen gelöst, die nach vorne fielen und sich in einer Naturwelle kräuselten. Genau wie die Blütenblätter der Rose. Als sie bemerkt hatte, dass er sie anstarrte, hatte sie sich erschrocken. Sie hatte die Blume zurück in die Vase gestellt und schnell den Raum verlassen. Die Tür war lautlos ins Schloss gefallen.
    Er wusste, dass er sie nicht ewig hier festhalten konnte, fern von allem, was sie kannte, und allem, was sie war. Und sie beide mussten die sexuelle Zeremonie vollziehen. Das war der Deal gewesen, und das war die Rolle, die sie – egal wie viel Angst sie anfangs gehabt hatte – auch bereit war, zu erfüllen. Das hatte sie ihm mitgeteilt.
    Er wandte sich zu seinem Sekretär um, auf dem ein schweres goldenes Amulett in der Größe eines Füllers lag. Graviert in einer Urform der Alten Sprache stellte es das Symbol des Primals dar: nicht nur den Schlüssel zu sämtlichen Gebäuden auf der Anderen Seite, sondern auch die Visitenkarte des Vampirs, der über die Auserwählten herrschte.
    Die Kraft ihres Volkes, wie der Primal auch genannt wurde.
    Das Amulett hatte sich heute wieder gemeldet, wie schon früher. Wann immer die Directrix etwas von ihm wollte, vibrierte das Ding. Theoretisch wurde von ihm erwartet, sich postwendend dorthin zu verpuffen, wo eigentlich sein Zuhause hätte sein sollen – ins Heiligtum. Er hatte die Aufforderung ignoriert. Wie schon die beiden anderen.

    Er wollte nicht hören, was er längst wusste: Fünf Monate lang die Primalszeremonie nicht endgültig zum Abschluss zu bringen, ging allmählich zu weit.
    Er dachte an Cormia, die sich ganz allein in dem Zimmer nebenan verkroch. Die niemanden hatte, mit dem sie reden konnte. Weit weg von ihren Schwestern war. Er hatte versucht, auf sie zuzugehen, doch das hatte sie nur wahnsinnig nervös gemacht. Verständlicherweise.
    Mein Gott, er hatte keine Ahnung, wie sie all diese Stunden überstand, ohne verrückt zu werden. Sie brauchte einen Freund. Jeder brauchte Freunde.
    Nicht jeder verdient sie allerdings, meldete sich der Zauberer ungefragt zu Wort.
    Phury drehte sich um und machte sich auf den Weg in die Dusche. Im Vorbeigehen blieb er neben dem Papierkorb stehen. Seine Zeichnung hatte sich aus dem Ball, zu dem er sie zerknüllt hatte, wieder etwas auseinandergefaltet, und unter den Knittern und Falten konnte er den Efeu erkennen, mit dem er das Bild darunter überzogen hatte. Kurz blitzte die Erinnerung an das, was darunter war, in ihm auf – das zum Knoten geschlungene Haar und die gelösten Strähnen auf einer glatten Wange. Strähnen, die sich genau so kräuselten wie die Blütenblätter einer Rose.
    Kopfschüttelnd ging er weiter. Cormia war wundervoll, aber –
    Sie zu begehren wäre absolut passend, beendete der Zauberer seinen Satz. Also warum um alles in der Welt solltest du so etwas empfinden? Könnte ja dein perfektes Register von herausragenden Leistungen ruinieren.
    Nein, warte, das muss ja heißen »von Fiaskos«, mein Freund. Oder etwa nicht?
    Phury drehte Puccini noch lauter auf und ging unter die Dusche.

2
    Als die Rollläden für die Nacht hochgezogen wurden, war Cormia schwer beschäftigt.
    Sie saß im Schneidersitz auf dem Orientteppich in ihrem Zimmer und fischte aus einer mit Wasser gefüllten Kristallschale Erbsen heraus. Die Hülsenfrüchte waren so hart wie Murmeln gewesen, als Fritz sie ihr gebracht hatte,

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