Black Dagger 12 - Vampirträume
Partnerinnen. «
Auf dem Tablett, säuberlich gefaltet wie eine Landkarte,
lag ein reich verzierter Schal. Aus Seide und mit Edelsteinen bestickt. Ein fantastisches Kunstwerk.
»Für unseren Mann«, erklärte die Directrix mit gesenktem Kopf.
»Ich danke euch.« Shit.
Er nahm den Schal und breitete ihn über seinen Händen aus. Zitrine und Diamanten bildeten in der Alten Sprache die Worte: Kraft unseres Volkes.
Beim Anblick der funkelnden Juwelen dachte er, sie waren wie die Frauen hier im Heiligtum – so fest in ihre Platinfassungen eingeschnürt.
»Ihr habt uns sehr glücklich gemacht«, sagte Amalya mit einem Beben in der Stimme. Sie stand auf und verbeugte sich erneut. »Können wir irgendetwas tun, um uns für die Freude, die Ihr uns bereitet habt, erkenntlich zu zeigen?«
»Nein, danke. Ich werde mich einfach ausruhen.«
Ein letztes Mal verneigte sie sich, dann war sie fort wie eine sanfte Brise, entschwand in einer tragisch erwartungsschweren Stille.
Jetzt setzte er sich auf, brauchte dazu jedoch seine Arme als Stütze. In der Vertikalen fühlte sich sein Kopf an wie ein Ballon, leicht und voller Luft, schwerelos auf seiner Wirbelsäule hüpfend. »Cormia?«
Sie trat hinter dem Vorhang hervor. Ihr Blick wanderte zu dem Schal, dann wieder zu ihm. »Brauchst du Doc Jane?«
»Nein. Ich bin nicht krank. Das waren Entgiftungssymptome. «
»Das sagtest du. Wobei mir nicht ganz klar ist, was das ist.«
»Entzug.« Er rieb sich die Arme, es war bestimmt noch nicht vorbei. Seine Haut kribbelte, und die Lungen brannten, als bräuchten sie Luft, obwohl sie genug bekamen.
Was sie wirklich wollten, das wusste er, war roter Rauch.
»Gibt es hier ein Badezimmer?«, fragte er.
»Ja.«
»Wartest du auf mich? Es dauert nicht lange. Ich will mich nur waschen.«
Es wird länger als ein Leben dauern, bis du gereinigt zurückkehrst, sagte der Zauberer.
Phury schloss die Augen, abrupt verlor er die Kraft, sich zu bewegen.
»Was ist denn?«
Sag ihr, dein alter Freund ist wieder da.
Sag ihr, dein alter Freund wird nie weggehen.
Und dann sausen wir ab in die reale Welt und holen dir was gegen dieses beklemmende Gefühl in den Lungen und das Kribbeln überall auf der Haut.
»Was ist denn?«, fragte Cormia erneut.
Phury holte tief Luft. Er wusste nicht viel im Augenblick –kaum seinen eigenen Namen und bestimmt nicht, wer gerade Präsident der Vereinigten Staaten war. Aber eins war völlig klar: Wenn er dem Zauberer noch länger zuhörte, wäre er schon ziemlich bald tot.
Er konzentrierte sich auf die Frau vor sich. »Nichts.«
Das kam in der grauen Ödnis nicht gut an. Der Umhang des Zauberers blähte sich auf, als ein Windstoß über den Knochenacker fegte.
Du lügst sie an! Ich bin alles! Ich bin alles! Die Stimme des Zauberers klang schrill und stieg immer höher . Ich bin –
»Nichts«, wiederholte Phury matt und erhob sich mühsam. »Du bist nichts.«
»Was?«
Als er den Kopf schüttelte, hielt Cormia ihm die Hand hin, und er fand mit ihrer Hilfe sein Gleichgewicht. Zusammen liefen sie langsam ins Bad, das ausgestattet war wie jedes andere auch, nur dass kein Markenlogo auf der Toilettenschüssel
prangte. Und natürlich dass durch den hinteren Teil des Raums ein Bach floss – der wohl als Bad diente, wie er annahm.
»Ich warte hier draußen«, sagte Cormia und ließ ihn allein.
Nachdem er auf der Toilette gewesen war, watete er über ein paar Marmorstufen in den Bach. Das vorbeirauschende Wasser war ähnlich wie das, was er getrunken hatte – ein Strom von exakt derselben Temperatur wie seine Haut. In einer Schale in der Ecke lag ein Stück Etwas, das er für Seife hielt, und er nahm es in die Hand. Es war weich und hatte die Form eines Halbmonds; er hielt es unter Wasser. Der Schaum, der sich bildete, perlte und roch nach Immergrün. Er seifte sich das Haar und das Gesicht und den Körper ein, atmete tief, so dass der Duft in seine Lungen drang – und sie hoffentlich von Jahrhunderten der tief eingesaugten Selbstmedikation reinigte.
Als er fertig war, ließ er das Wasser einfach weiter an seiner juckenden Haut und den schmerzenden Muskeln vorbeifließen. Mit geschlossenen Augen verdrängte er den Zauberer, so gut er konnte, aber es war schwer, weil der Typ einen Wutanfall von kolossalen Ausmaßen hinlegte. In seinem alten Leben hätte Phury eine Oper aufgelegt, doch jetzt konnte er das nicht – und zwar nicht nur, weil es auf dieser Seite keine Lautsprecher gab. Diese Art von Musik
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