Black Dagger 13 - Racheengel
sich ganz auf das Einzige zu konzentrieren, was er von ihr hatte.
»Rehvenge?«, fragte sie nach einem Moment.
Er ließ sich in die Kissen sinken und lächelte in die Dunkelheit. »Hi.«
12
»Du hast Blut auf dem Hemd... und – oh Gott – dein Hosenbein. Wrath, was ist passiert?«
Wrath stand in seinem Arbeitszimmer im Wohnhaus der Bruderschaft vor seiner geliebten Shellan und zog sich die Lederjacke enger um die Brust. Nur gut, dass er sich wenigstens das Lesser- Blut von den Händen gewaschen hatte.
Beths Stimme wurde tiefer. »Wie viel davon ist deins?«
Sie war schön, wie sie es immer für ihn gewesen war, die eine Frau, die er wollte, die einzige Gefährtin für ihn. In ihren Jeans und dem schwarzen Rollkragenpulli, mit dem dunklen Haar, das ihre Schultern umschmeichelte, war sie das attraktivste Wesen, das er je gesehen hatte. Noch immer.
»Wrath.«
»Nicht alles davon.« Die Schulterverletzung hatte bestimmt in sein Achselshirt gesuppt, aber er hatte den Zivilisten auf den Armen getragen, also hatte sich das Blut des Vampirs sicher mit seinem vermischt.
Unfähig, still zu stehen, schritt er im Arbeitszimmer umher,
vom Schreibtisch zum Fenster und wieder zurück. Der Teppich, über den seine Treter gingen, war blau, grau und cremefarben, ein Aubusson, farblich abgestimmt auf die taubenblauen Wände, und mit seinem geschwungenen Muster passend zu den zarten Louis-XIV-Möbeln und den Stuckverzierungen.
Er hatte nie einen Blick für das Dekor gehabt. Und das war auch jetzt nicht anders.
»Wrath... wie ist es dorthin gekommen?« Ihr harter Ton verriet ihm, dass sie die Antwort kannte, aber dennoch hoffte, es könnte eine andere Erklärung geben.
Er nahm seinen Mut zusammen und wandte sich dem geliebten Gesicht zu. »Ich kämpfe wieder.«
»Du tustwas?«
»Ich kämpfe.«
Als Beth verstummte, war er froh über die geschlossene Tür des Arbeitszimmers. Er sah, wie sie im Kopf eins und eins zusammenaddierte und wusste, dass sie auf ein unangenehmes Ergebnis kommen würde: Sie dachte an all die »Nächte oben im Norden« mit Phury und den Auserwählten. All die Male, die er langärmlige, Verletzungen verbergende Hemden im Bett getragen hatte, weil ihm »kalt gewesen« war. All die Ausflüchte von wegen »das Humpeln kommt vom vielen Training.«
»Du kämpfst.« Sie stieß die Hände in die Taschen ihrer Jeans und obwohl er kaum etwas sah, wusste er, dass ihr schwarzer Rollkragen perfekt zu ihrem durchdringenden Blick passte. »Nur, um dich richtig zu verstehen: Heißt das, du wirst in Zukunft kämpfen, oder du hast schon damit angefangen ?«
Die Frage war rhetorisch, aber offensichtlich wollte sie, dass er ihr die volle Wahrheit gestand. »Habe schon angefangen. Vor ein paar Monaten.«
Wut und Schmerz strömten von ihr aus und rollten auf ihn zu. Für ihn roch es wie verkohltes Holz und schwelendes Plastik.
»Sieh mal, Beth, ich muss -«
»Du musst ehrlich zu mir sein«, fuhr sie ihn an. »Das musst du tun.«
»Ich hatte nicht vor, länger als ein, zwei Monate zu kämpfen -«
»Ein, zwei Monate! Wie lang zur Hölle -«
Als er es ihr sagte, wurde sie wieder schweigsam. Dann: »Seit August? August.«
Er wünschte, sie würde ihrem Ärger Luft machen. Ihn anschreien. Ihn einen Wichser nennen. »Es tut mir leid, ich... Scheiße, es tut mir wirklich leid.«
Sie schwieg weiter, und der Geruch ihrer Gefühle verflog, wurde von der warmen Luft verweht, die durch die Lüftungsschächte in den Raum geblasen wurde. Draußen im Flur saugte ein Doggen, und man hörte das Auf und Ab der Teppichbürste. Während Beth schwieg, konzentrierte sich Wrath auf dieses normale, alltägliche Geräusch – ein Geräusch, wie man es ständig hörte, ohne es wahrzunehmen, weil man gerade mit Papierkram beschäftigt war oder von Hunger abgelenkt wurde oder sich nicht entscheiden konnte, ob man nun im Trainingszentrum oder vor der Glotze abschalten sollte. Es war ein Geräusch, das Sicherheit vermittelte.
Und an diesem verheerenden Tiefpunkt seiner Partnerschaft klammerte er sich mit dem Griff eines Ertrinkenden an das einlullende Brummen des Staubsaugers und fragte sich, ob er wohl jemals wieder in die glückliche Lage käme, es überhören zu können.
»Ich hätte nie geglaubt...« Sie räusperte sich noch einmal. »Ich hätte nie geglaubt, dass es etwas gibt, worüber du
mit mir nicht reden kannst. Ich bin immer davon ausgegangen, du würdest mir... alles erzählen, was du kannst.«
Als sie verstummte, drang ihm
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