Black Dagger 13 - Racheengel
der Leute darin steckte voller dunkler, schwermütiger Emotionen.
Xhex materialisierte sich auf das Dach des Haupttrakts und schaltete die Symphath- Version eines Mhis aus. Es war kein völliges Ausradieren, sondern mehr, als würde sie zu einem Schatten unter den Schatten, die der Kamin warf, aber es reichte, um die Bewegungsmelder auszutricksen.
Als sie auf einen Lüftungsschacht zuging, stieß sie auf eine Platte aus Stahlgitter, dick wie ein Lineal, das in die metallenen Seitenwände genietet war. Das Gleiche beim Kamin.
Abgedeckt mit kräftigem Stahl. Keine Überraschung. Sie hatten ausgezeichnete Sicherheitsvorkehrungen hier.
Ihre beste Möglichkeit einzudringen wäre in der Nacht, mit einer kleinen batteriebetriebenen Stichsäge an einem der Fenster. Der Dienstbotenflügel im hinteren Teil wäre ein guter Ort für den Einstieg, vorausgesetzt, das Personal war im Dienst, und dieser Teil des Hauses wäre ruhiger.
Eindringen. Zielobjekt finden. Eliminieren.
Rehvs Weisung lautete, ein Zeichen zu setzen, also brauchte sie sich keine Mühe machen, die Leiche zu verstecken oder wegzuschaffen.
Als sie über den feinen Kies ging, der das Dach bedeckte, gruben sich die Büßergurte mit jedem Schritt in das Fleisch ihrer Oberschenkel. Der Schmerz raubte ihr einen gewissen Teil der Energie und erhielt ihre Konzentration aufrecht – beides trug dazu bei, den Symphath in ihr in Schach zu halten.
Die stacheligen Gurte würde sie nicht tragen, wenn sie herkam, um den Auftrag auszuführen.
Xhex blieb stehen und blickte in den Himmel. Der trockene, schneidende Wind kündete von Schnee, der schon bald fallen würde. Die Eisschrankkälte des Winters kam nach Caldwell.
In ihrem Herzen herrschte sie seit Ewigkeiten.
Unter ihr, zu ihren Füßen, spürte sie wieder die Leute, las in ihren Gefühlen, ergründete sie. Xhex würde sie alle töten, wenn man es ihr auftrug. Sie würde sie ohne zu zögern abschlachten, während sie in ihren Betten lagen oder ihren Aufgaben nachgingen oder sich einen Mittagsimbiss genehmigten oder kurz zum Pinkeln aufstanden, bevor sie sich wieder hinlegten.
Die hässlichen Überreste des Ablebens, all das Blut, störten sie auch nicht, nicht mehr, als sich eine Heckler & Koch
oder eine Glock um befleckte Teppiche oder verschmierte Kacheln oder leckende Arterien scherte. Etwas anderes als rot sah sie ohnehin nicht, wenn sie bei der Arbeit war, und außerdem sahen angstvoll geweitete Augen und Münder, die den letzten röchelnden Atemzug taten, nach einer Weile alle gleich aus.
Das war die große Ironie. Im Leben war jeder eine Schneeflocke von einzigartiger und schöner Form, doch wenn der Tod zupackte, blieb nichts als anonyme Haut und Muskeln und Knochen, die alle in voraussagbaren Zeiträumen abkühlten und verwesten.
Sie war die Waffe am Zeigefinger ihres Chefs. Er drückte den Abzug, sie schoss, das Opfer fiel. Und obwohl sich dadurch das Leben einiger für immer änderte, ging die Sonne für alle anderen auf dem Planeten am nächsten Tag wieder auf und unter. Auch für sie.
So sah sie ihren Job: halb Anstellung, halb Verpflichtung gegenüber Rehv, für das, was er tat, um sie beide zu beschützen.
Wenn sie abends zu diesem Haus zurückkehrte, würde sie ausführen, weswegen sie gekommen war, und mit blütenreinem Gewissen wieder gehen.
Rein und raus, und die Sache dann vergessen.
So dachte und lebte der Auftragskiller.
15
Verbündete waren die dritte Säule jeder erfolgreichen Kriegsführung. Geldmittel und Rekruten waren der taktische Motor, mit denen man den feindlichen Mächten entgegentrat, sie attackierte und in Größe und Stärke dezimierte. Verbündete waren der strategische Vorteil, Leute, deren Interessen sich mit den eigenen überschnitten, selbst wenn sich Philosophie und Absicht unterschieden. Für den Sieg waren sie genauso wichtig wie die ersten beiden Posten, aber sie waren ein bisschen schwerer zu kontrollieren.
Es sei denn, man verstand sich auf Verhandlungen.
»Wir sind schon ganz schön lange unterwegs«, bemerkte Mr D, der hinter dem Steuer des Mercedes saß, der vormals Lash totem Adoptiwater gehört hatte.
»Und es wird auch noch eine Weile dauern.« Lash blickte auf seine Uhr.
»Sie haben mir noch nicht gesagt, wohin wir fahren.«
»Nein, das habe ich nicht.«
Lash blickte aus dem Fenster der Limousine. Die Bäume,
die den Northway flankierten, sahen aus wie Bleistiftskizzen vor Einfügen der Blätter, nichts als kahle Eichen, dürrer Ahorn und nackte
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