Black Dagger 13 - Racheengel
dem Weg war, schlüpfte sie zur Tür hinaus, schloss ab und dematerialisierte sich zur Klinik.
Auf der Arbeit war es so eine Wohltat, so zu sein wie alle anderen. Rechtzeitig zu kommen, ihre Sachen in ihr
Schließfach zu stellen, über Belanglosigkeiten zu reden, bis die Schicht begann.
Doch dann kam Catya zu ihr an die Kaffeemaschine und strahlte sie an. »Und... wie war es gestern? Na los, erzähl.«
Ehlena füllte ihre Tasse und verbarg ein Zusammenzucken hinter einem tiefen ersten Schluck, an dem sie sich die Zunge verbrannte. »Ich denke, >verhindert< beschreibt es am besten.«
»Verhindert?«
»Ja. Er muss verhindert gewesen sein und ist nicht gekommen.«
Catya schüttelte den Kopf. »Oh, verdammt.«
»Nein, ist schon okay. Wirklich. Ich meine, ich hatte noch nicht viel in diese Sache investiert.« Ja, nur ein Hirngespinst über eine Zukunft, die Aspekte wie einen Hellren, eine eigene Familie und ein lebenswertes Leben beinhaltete. Wirklich nichts von Bedeutung. »Ist schon okay.«
»Weißt du, ich habe gestern an meinen Cousin gedacht, der -«
»Danke, aber nein. Beim derzeitigen Zustand meines Vaters sollte ich mich auf nichts einlassen.« Ehlena runzelte die Stirn, als ihr einfiel, wie schnell ihr Rehv in diesem Punkt zugestimmt hatte. Obwohl man argumentieren konnte, dass er das als Gentleman gesagt hatte, war es schwierig, sich nicht auch ein bisschen darüber zu ärgern.
»Dass du deinen Vater pflegst, bedeutet nicht-«
»He, warum besetze ich nicht den Empfang während dem Schichtwechsel?«
Catya verstummte, aber ihr Blick sprach Bände, von denen die meisten den Titel Wann wacht dieses Mädchen endlich auf? trugen.
»Ich mache mich auf«, meinte Ehlena und wandte sich ab.
»Es geht nicht ewig.«
»Natürlich nicht. Die meisten unserer Schicht sind schon hier.«
Catya schüttelte den Kopf. »Das habe ich nicht gemeint, und das weißt du. Das Leben geht nicht ewig. Dein Vater ist psychisch krank und du sorgst sehr gut für ihn, aber es könnte noch ein Jahrhundert so weitergehen.«
»Was bedeutet, dass mir noch circa siebenhundert Jahre bleiben. Ich bin dann vorne. Entschuldige mich.«
Draußen am Empfang nahm Ehlena ihre Position hinter dem Computer ein und loggte sich ein. Der Wartebereich war noch leer, da die Sonne gerade erst untergegangen war, aber bald würden die ersten Patienten eintreffen, und Ehlena konnte die Ablenkung kaum erwarten.
Sie sah sich Havers Zeitplan an und entdeckte nichts Außergewöhnliches. Nachuntersuchungen, Patientengespräche, kleine Behandlungen...
Es klingelte und Ehlena blickte auf den Überwachungsbildschirm. Draußen stand ein unangemeldeter Besucher, ein Vampir, der sich gegen den kalten Wind fest in seinen Mantel gewickelt hatte.
Sie drückte auf den Knopf der Gegensprechanlage und sagte: »Guten Abend. Wie kann ich Ihnen behilflich sein?«
Das Gesicht, das in die Kamera blickte, hatte sie schon einmal gesehen. Vor drei Nächten. Es war Stephans Cousin.
»Alix?«, sagte sie. »Hier ist Ehlena. Wie geht-«
»Ich wollte nachsehen, ob er bei euch eingeliefert wurde.«
»Er?«
»Stephan.«
»Ich glaube nicht, aber ich werde mal nachsehen, während du runterkommst.« Ehlena drückte auf den Türöffner und rief die Patientenliste im Computer auf. Sorgfältig ging sie die Namen durch, während sie die Serie von Türen für Alix öffnete.
Nirgends eine Erwähnung von Stephan.
Als Alix in den Wartebereich kam, erschrak sie. Die dunklen Ringe unter den grauen Augen zeugten von so viel mehr als Schlafmangel.
»Stephan ist gestern Nacht nicht heimgekommen«, erklärte er.
Rehv hasste den Dezember und zwar nicht nur, weil er wegen der Kälte im Bundesstaat New York am liebsten Pyrotechniker geworden wäre, nur um nicht so erbärmlich zu frieren.
Die Nacht brach früh an im Dezember. Die Sonne, dieses arbeitsscheue, faule Stück, dankte schon um halb fünf ab, so dass Rehvs alptraumartige Verabredung für den ersten Dienstag im Monat diesmal früh begann.
Es war gerade mal zehn, als er nach einer zweistündigen Fahrt von Caldwell in den Black Snake State Park einbog. Trez, der sich immer dorthin materialisierte, war zweifelsohne bereits in Position irgendwo nahe der Hütte, um schattenhaft als Wächter zu fungieren.
Und als Zeuge.
Die Tatsache, dass sein wahrscheinlich bester Freund bei der Sache zusehen musste, war Teil der Marter, eine zusätzliche Demütigung. Aber nach dem Zirkus schaffte es Rehv nicht allein nach Hause, und Trez war
Weitere Kostenlose Bücher