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Black Dagger 13 - Racheengel

Black Dagger 13 - Racheengel

Titel: Black Dagger 13 - Racheengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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gestreift zu haben. Der Regen würde das Blut vom Kühlergrill waschen, und die Delle könnten sie selber ausbeulen.
    Tohrs Herz schlug wie ein Vorschlaghammer, als er sich über den Thronerben seines Volkes beugte. Überall war Blut, das schnell aus einer Platzwunde am Kopf strömte, also hatte Tohr seine Jacke abgestreift, in den Ärmel gebissen und einen Streifen Leder abgerissen. Nachdem er Wraths Schläfen umwickelt und den Behelfsverband so fest wie möglich angezogen hatte, stoppte er einen vorbeifahrenden Pick-up-Truck, hielt dem Rocker am Steuer die Pistole unter die Nase und ließ sich in Havers Nachbarschaft chauffieren.
    Er hatte mit Wrath auf der Ladefläche gesessen und dabei den Verband festgehalten. Der Regen war kalt gewesen. Ein später Novemberregen, vielleicht Dezember. Aber es
war gut, dass es nicht Sommer war. Sicher hatte die Kälte Wraths Herzschlag verlangsamt und seinen Blutdruck gesenkt.
    Eine Viertelmeile von Havers entfernt, im vornehmen Teil von Caldwell, hatte Tohr den Menschen an den Rand fahren lassen und dessen Erinnerungen gelöscht.
    Zehn Minuten hatte Tohr bis zur Klinik gebraucht, und das waren vielleicht die längsten zehn Minuten seines Lebens gewesen. Aber er hatte es geschafft, und Havers hatte die aufgeplatzte Schläfenarterie verschlossen.
    Am nächsten Tag stand Wraths Leben auf Messers Schneide. Marissa war da, um ihn zu nähren, doch der König hatte so viel Blut verloren, dass er nicht wie erwartet zu sich kam. Tohr war die ganze Zeit bei ihm geblieben, auf einem Stuhl an seinem Bett. Als Wrath so reglos dalag, schien es Tohr, als hinge das Überleben der gesamten Spezies am seidenen Faden. Der einzig rechtmäßige Thronfolger war nur ein paar aktive Nervenenden von einem permanenten vegetativen Zustand entfernt.
    Die Nachricht hatte sich rasch verbreitet und jede Menge aufgelöste Leute erschienen. Schwestern und Ärzte. Andere Patienten kamen, um für den König zu beten. Die Brüder wechselten sich damit ab, jede Viertelstunde anzurufen.
    Die allgemeine Stimmung war, dass es ohne Wrath keine Hoffnung gab. Keine Zukunft. Keine Chance.
    Doch Wrath hatte überlebt. Er war mit einer miserablen Laune aufgewacht, bei der alle erleichtert aufatmeten... wenn ein Patient die Kraft für eine derart schlechte Stimmung aufbrachte, kam er in der Regel durch.
    Am folgenden Abend, nach vierundzwanzig Stunden Bewusstlosigkeit, und nachdem er alle um sich herum zu Tode erschrocken hatte, zog sich Wrath den Tropf aus dem Arm, kleidete sich an und ging.

    Ohne ein Wort zu irgendwem.
    Tohr wusste nicht, was er erwartet hatte. Keinen Dank vielleicht, aber irgendeine Art der Anerkennung oder... irgendetwas. Zur Hölle, Wrath war auch heute ein Stinkstiefel, aber damals? Damals war er schlichtweg unerträglich gewesen. Und dennoch... gar nichts? Nachdem er dem Kerl das Leben gerettet hatte?
    Das erinnerte ihn entfernt daran, wie er John behandelt hatte. Und seine Brüder.
    Tohr schlang sich das Handtuch um die Hüfte und dachte an den eigentlichen Kern der Erinnerung. Wrath allein da draußen. Damals ’58 war es reines Glück gewesen, dass Tohr in der Nähe gewesen war und den König fand, bevor es zu spät war.
    »Zeit zum Aufwachen«, sagte Lassiter.

17
    Als sich die Nacht ausbreitete, betete Ehlena, dass sie nicht schon wieder zu spät zur Arbeit kam. Die Uhr tickte, als sie oben in der Küche mit dem Saft und den zerdrückten Pillen wartete. Heute war sie peinlich genau mit dem Aufräumen gewesen: Sie hatte den Löffel in die Schublade geräumt. Zweimal alle Oberflächen überprüft. Sichergestellt, dass das Wohnzimmer komplett aufgeräumt war.
    »Vater?«, rief sie nach unten.
    Während sie auf ein Rascheln oder Schlurfen oder leises Gemurmel ohne Sinn lauschte, dachte sie an den verrückten Traum, den sie am Tag gehabt hatte. Rehv hatte in dunkler Ferne gestanden und seine Arme hingen seitlich an ihm herab. Sein prächtiger, nackter Körper war angeleuchtet, wie in einem Schaufenster, die angespannten Muskeln zeugten von Kraft, seine Haut besaß einen warmen Bronzeton.
    Der Kopf war nach unten geneigt, die Augen geschlossen, als würde er ruhen.

    Fasziniert lief sie über einen kalten Steinboden auf ihn zu und sagte immer wieder seinen Namen.
    Er hatte nicht geantwortet. Hatte den Kopf nicht gehoben. Hatte die Augen nicht geöffnet.
    Da hatte sie die Angst gepackt und ihr Herz zum Rasen gebracht. Sie war auf ihn zu gerannt, aber er war immer in der Ferne geblieben, ein

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