Black Dagger 13 - Racheengel
unerreichbares Ziel, eine nie eintreffende Bestimmung.
Zitternd und mit Tränen in den Augen war sie erwacht. Als das erstickte Gefühl wich, war ihr die Bedeutung des Traumes klar gewesen, aber ihr Unterbewusstsein musste ihr nun wirklich nicht sagen, was sie ohnehin schon wusste.
Sie schob die Erinnerung beiseite und rief noch einmal die Treppen herunter: »Vater?«
Als keine Antwort kam, nahm Ehlena den Becher und ging in den Keller. Sie ging langsam, aber nicht aus Angst, sich den roten Saft über die weiße Uniform zu kippen. Manchmal kam ihr Vater nicht allein aus dem Bett, und Ehlena musste diesen Abstieg machen, und jedes Mal, wenn sie dann die Treppe hinunterging, fragte sie sich, ob es schließlich passiert war, ob ihr Vater in den Schleier gerufen worden war.
Sie war noch nicht bereit, ihn zu verlieren. Noch nicht, egal, wie schwer es war, mit ihm zu leben. Sie steckte den Kopf zur Tür hinein und sah, dass er an seinem mit Schnitzereien verzierten Tisch saß, umgeben von unordentlichen Stapeln von Blättern und unangezündeten Kerzen.
Danke, Jungfrau der Schrift.
Als sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnten, sorgte sie sich, dass die spärliche Beleuchtung die Sehkraft ihres Vaters schädigen könnte. Aber die Kerzen würden nicht angezündet, denn es gab keine Zündhölzer oder Feuerzeuge in diesem Haus. Das letzte Streichholz hatte er in ihrem
alten Haus in die Finger bekommen – und damit die Wohnung in Brand gesetzt, weil ihm das die Stimmen befohlen hatten.
Das war vor zwei Jahren gewesen, und der Grund, warum er jetzt Tabletten bekam.
»Vater?«
Er blickte von seiner Unordnung auf und schien überrascht. »Geliebte Tochter, wie geht es dir heute Nacht? «
Immer die gleiche Frage, und immer gab sie ihm die gleiche Antwort in der Alten Sprache. » Gut, mein Vater, und dir?«
»Dein Anblick ist wie immer eine Freude. Ah, ja, die Doggen hat mir den Saft bereitgestellt. Wie aufmerksam von ihr « Ihr Vater nahm den Becher. »Wohin des Weges? «
Das führte zu ihrem üblichen Gespräch über sein Unverständnis gegenüber der jüngeren Generation und ihre Erklärung, dass sie die Arbeit glücklich mache.
» So, jetzt muss ich aber wirklich los«, erklärte sie, »aber Lusie müsste jeden Moment hier sein. «
»ja, gut, gut. Eigentlich habe ich mit meinem Buch zu tun, aber ich werde sie unterhalten, wie es sich gehört, zumindest eine Zeit lang. Doch ich muss mich auch um meine Arbeit kümmern.« Er deutete auf die physische Manifestation seiner geistigen Wirrnis, und seine elegante Handbewegung stand in krassem Widerspruch zu den unordentlichen Stapeln, die mit Unsinn gefüllt waren. » Das kann ich nicht liegen lassen. «
» Natürlich nicht , Vater. «
Er trank seinen Saft aus, doch als sie ihm den Becher abnehmen wollte, stutzte er. » Sollte das nicht eigentlich das Dienstmädchen erledigen ?«
» Ich möchte ihr helfen. Sie hat so viele Pflichten. « Und war es nicht so? Die Doggen musste alle Regeln für Gegenstände und ihre Verwahrungsorte einhalten, die Einkäufe erledigen,
das Geld verdienen, die Rechnungen bezahlen und auf ihn aufpassen. Die Doggen war müde. Die Doggen war erschöpft.
Aber der Becher musste unbedingt in die Küche.
» Vater bitte gib mir den Becher, damit ich ihn mit nach oben nehmen kann. Das Dienstmädchen hat Angst, dich zu stören, und ich möchte ihr die Sorge nehmen .«
Einen Moment lang sah er sie so an wie früher. » Du bist ein großherziges Kind. Ich bin so stolz, dich Tochter nennen zu dürfen. «
Ehlena musste heftig blinzeln und sagte mit belegter Stimme: » Dein Stolz bedeutet mir alles. «
Er nahm ihre Hand und drückte sie. » Nun geh, meine Tochter. Geh und mache diesen >Job< und kehre heim und erzähle mir von deiner Nacht.«
Oh... Gott.
Die gleichen Worte wie damals vor so langer Zeit, als sie noch auf die Privatschule ging und ihre Familie zur Glymera gehörte und etwas bedeutete.
Obwohl sie wusste, dass er sich bei ihrer Rückkehr vermutlich nicht an diese wundervolle alte Frage erinnern würde, lächelte sie und sog den Glanz der Vergangenheit tief ein.
» Wie immer mein Vater, wie immer. «
Sie ging, begleitet von raschelndem Papier und dem Ding-ding-ding einer Feder, die am Rand eines kristallenen Tintenfasses abgestreift wurde.
Oben wusch sie den Becher aus, trocknete ihn ab und stellte ihn in den Schrank, dann vergewisserte sie sich, dass im Kühlschrank alles stand, wo es hingehörte. Als die SMS kam, dass Lusie auf
Weitere Kostenlose Bücher