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Black Dagger 13 - Racheengel

Black Dagger 13 - Racheengel

Titel: Black Dagger 13 - Racheengel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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Augen, öffnete den Mund und drehte das Gesicht in den Wasserstrahl. Wasser drang in seinen Mund und wusch die Magensäure fort. Als der scharfe Geschmack von seiner Zunge wich, kam ihm ein Gedanke.
    Wrath kämpfte. Allein.
    »He, Tohr?«
    Tohr horchte auf. Der Engel sprach ihn nie mit seinem richtigen Namen an. »Was?«

    »Heute ist es anders.«
    »Ja, nur wenn du mich in Frieden lässt. Oder dich in diesem Bad erhängst. Du kannst unter sechs Duschköpfen wählen.«
    Tohr nahm ein Stück Seife und seifte sich ein. Er fühlte die harten Knochen unter der dünnen Haut hervorstehen.
    Wrath ist allein da draußen.
    Shampoo. Auswaschen. Gesicht wieder in den Strahl drehen. Mund öffnen.
    Allein.
    Als er das Wasser abstellte, hielt ihm der Engel ein Handtuch hin, ganz der Diener.
    »Heute ist es anders«, wiederholte Lassiter leise.
    Tohr sah ihn an und nahm ihn zum ersten Mal richtig wahr, obwohl sie seit vier Monaten zusammen waren. Der Engel hatte schwarz-blondes Haar, so lang wie Wraths, aber er kleidete sich nicht feminin, trotz dieser Cher-Mähne. Er trug schlichte Armeekleidung, schwarze Hemden, Camouflage-Hosen und Kampfstiefel, aber nicht alles an ihm glich einem Soldaten. Der Kerl war gepierct wie ein Nadelkissen und behangen wie ein Christbaum, mit goldenen Ringen und Ketten in und an den Ohren, Handgelenken und Brauen. Und man konnte darauf wetten, dass das Glitzern an der Brust und unterhalb der Gürtellinie weiterging – ein Gedanke, den Tohr nicht zu Ende dachte. Er brauchte keine Hilfe beim Kotzen, vielen Dank auch.
    Als das Handtuch in seine Hände überging, wurde der Engel ernst. »Zeit aufzuwachen, Aschenputtel.«
    Tohr wollte gerade einwenden, dass es dabei um Dornröschen ging, als ihm eine Erinnerung kam, so plötzlich, als hätte man sie ihm in die Stirn injiziert. Es war die Nacht im Jahre 1958, in der er Wrath das Leben gerettet hatte, und die Erinnerung war so klar wie das Erlebnis damals.

    Der König war unterwegs gewesen. Allein. In der Innenstadt.
    Er hatte halbtot in der Gosse gelegen und in den Rinnstein geblutet.
    Ein Ford hatte ihn umgenietet. Ein beschissenes Edsel Cabriolet im Lidschattenblau einer Restaurantbedienung.
    Soweit Tohr die Sache später rekonstruieren konnte, hatte Wrath zu Fuß einen Lesser verfolgt und war um eine Ecke gebogen, als dieses Schiff von einem Auto ihn umgenietet hatte. Tohr hatte noch in einer Gasse zwei Blocks weiter das Quietschen von Bremsen und einen dumpfen Aufprall gehört und sich nicht darum gekümmert.
    Menschliche Verkehrsunfälle? Nicht sein Problem.
    Doch dann waren zwei Lesser an der Gasse vorbeigerannt. Sie flohen in heller Panik durch den Herbstnieselregen, als würden sie verfolgt, nur dass niemand kam. Tohr blieb stehen und erwartete, einen seiner Brüder zu sehen. Doch keiner von ihnen kam angekeucht.
    Das war merkwürdig. Wäre ein Jäger vom Auto erfasst worden, wären seine Kumpane nicht abgehauen. Sie hätten die Insassen des Autos getötet, den toten Jäger in den Kofferraum gepackt und sich aus dem Staub gemacht. Die Gesellschaft der Lesser war nicht an kampfunfähigen Mitgliedern interessiert, die schwarz auf die Straße bluteten.
    Vielleicht war es aber auch nur ein Zufall. Ein menschlicher Passant. Oder ein Radfahrer. Oder zwei Autos.
    Es hatte aber nur ein Auto gebremst. Und warum hätten die Lesser bleichgesichtig davonlaufen sollen, als hätten sie gerade ein Feuer gelegt?
    Tohr war zur Trade Street gejoggt und um die Ecke gebogen. Dort stand ein Mann mit Hut und Trenchcoat über eine zusammengekrümmte Gestalt gebeugt, die doppelt so groß war wie er. Die Frau des Typen, die einen dieser 50er-Jahre
Petticoats mit vielen Rüschen trug, stand in ihren Pelz gehüllt vor den Scheinwerfern.
    Ihr leuchtend roter Rock hatte die gleiche Farbe wie die Blutlache auf der Fahrbahn, doch der Geruch des Blutes war nicht menschlich. Es war Vampirblut. Und der Getroffene hatte langes Haar...
    Die Stimme der Frau war schrill. »Wir müssen ihn ins Krankenhaus bringen -«
    Tohr war vorgetreten und hatte sie unterbrochen. »Er gehört zu mir.«
    Der Mann hatte aufgeblickt. »Ihr Freund... ich habe ihn nicht gesehen... ganz in Schwarz – er kam aus dem Nichts -«
    »Ich kümmere mich um ihn.« Tohr hatte aufgehört, Erklärungen abzugeben und stattdessen die zwei Menschen durch seinen Willen in eine Starre versetzt. Eine schnelle Gedankenbeeinflussung schickte sie zurück in ihr Auto und auf den Weg, unter dem Eindruck, eine Mülltonne

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