Black Dagger 14 - Blinder König
sein Leben für eine Symphathin.
Hoppla. Dieses kleine Detail hatte sie wohl vergessen, ihrem Liebhaber gegenüber zu erwähnen.
Sie wünschte, sie hätte es ihm gesagt. Er hätte das Recht gehabt, es zu wissen, und vielleicht wäre er dann heute noch in der Bruderschaft. Vielleicht mit einer netten Shellan an der Seite. Ganz bestimmt hätte er nicht den Verstand verloren und wäre auf Nimmerwiedersehen verschwunden.
Rache war ein riskantes Geschäft, oder etwa nicht? In Chrissys Fall war es in Ordnung. Alles war glattgelaufen. Doch manchmal war das zu rächende Objekt die Mühe nicht wert.
Xhex war es nicht gewesen, und es hatte nicht nur Murhder den Verstand gekostet. Rehv zahlte noch heute für ihre Fehler.
Sie dachte an John Matthew und wünschte sich nur, sie hätten nicht miteinander geschlafen. Murhder war eine lockere Sache gewesen. Aber John Matthew? Dem tödlichen Ziehen in ihrer Brust nach zu urteilen, das sich bei jedem Gedanken an ihn einstellte, war er wohl viel mehr als das – weswegen sie auch nicht daran denken wollte, was in ihrer Kellerwohnung zwischen ihnen passiert war.
Das Problem war die Art, wie John Matthew sie behandelt hatte. Er hatte eine Zärtlichkeit an den Tag gelegt, die drohte, sie zu zerbrechen. Seine Gefühle für sie waren sanft, zart und respektvoll … liebevoll – obwohl er wusste, wer sie war. Sie musste ihn so hart abweisen, denn hätte er nicht mit dem Mist aufgehört, hätte sie am Ende ihre Lippen an seine gepresst und sich komplett vergessen.
John Matthew war ihr Seelenquell, wie die Symphathen es nannten, ihr Pyrokant in der Sprache der Vampire. Ihre entscheidende Schwachstelle.
Und sie war äußerst schwach, wenn es um ihn ging.
Gequält dachte sie daran, wie er Gina auf dem Überwachungsmonitor befummelt hatte. So wie ihre stachelbewehrten Metallgurte überwältigte sie auch das schmerzhafte Bild, und sie hielt sich vor, dass sie es nur verdiente, ihm dabei zuzusehen, wie er sich in kopf- und seelenlosen Sex stürzte.
Sie drehte das Wasser ab, hob ihre Büßergurte und das Messer vom edlen Marmorboden auf, stieg aus der Dusche und ließ all das Metall zum Abtropfen in ein Waschbecken fallen.
Als sie sich eines von Rehvs superluxuriösen schwarzen Handtüchern nahm, wünschte sie sich, es …
» Wäre Sandpapier, nicht wahr? « , spottete Rehv von der Tür aus.
Xhex verharrte kurz, das Handtuch über den Rücken gespannt, und blickte in den Spiegel. Rehv lehnte lässig in der Tür, sein bodenlanger Zobelmantel verwandelte ihn in einen Bär, der Irokesenschnitt und die stechend violetten Augen verrieten seine Kriegernatur trotz des metrosexuellen Outfits.
» Wie ist es heute Nacht gelaufen? « , erkundigte sie sich, stellte einen Fuß auf den Waschtisch und tupfte sich das Bein mit dem schwarzen Frottee ab.
» Das Gleiche könnte ich dich fragen. Was zum Henker ist los mit dir? «
» Nichts. « Sie stellte das andere Bein hoch. » Also, wie war das Ratstreffen? «
Rehv blickte ihr weiter in die Augen, nicht aus Rücksicht darauf, dass sie splitterfasernackt vor ihm stand, sondern weil es ihm echt und ehrlich schnuppe war. Für ihn wäre es das Gleiche gewesen, wenn ihm Trez oder iAm den Hintern präsentiert hätten: Xhex hatte vor langem aufgehört, weiblich für ihn zu sein, obwohl sie sich voneinander nährten.
Vielleicht war es das, was ihr so an John Matthew gefiel: Er betrachtete, berührte und behandelte sie wie eine Frau. Wie eine Kostbarkeit.
Nicht, weil sie nicht so stark wäre wie er, sondern weil sie eine Seltenheit war und etwas Besonderes …
Hilfe! Stoppt den Östrogenstrom. Außerdem galt für all das nun die Vergangenheitsform.
» Das Treffen? « , drängte sie.
» Gut. Dann sei eben so. Der Rat? Keiner ist aufgetaucht, dafür wurde das hier abgegeben. « Rehv zog einen langen, flachen Umschlag aus der Brusttasche und warf ihn auf den Waschtisch. » Du kannst es später lesen. Überflüssig zu sagen, dass mein Geheimnis seit geraumer Zeit bekannt ist. Stiefpapa hat auf dem Weg in den Schleier geplaudert, und es grenzt an ein Wunder, dass es nicht schon früher rausgekommen ist. «
» Ach du Scheiße. «
» Das ist übrigens eine eidesstattliche Versicherung. Nicht irgendein Gekritzel auf einer Serviette. « Rehv schüttelte den Kopf. » Ich werde Montrags Haus wohl einen Besuch abstatten müssen. Mich umsehen, ob noch weitere Exemplare hiervon dort rumfliegen. «
» Das kann ich tun. «
Rehvs Amethystaugen verengten sich. »
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