Black Dagger 14 - Blinder König
Eine Menge Geld hatte hier die Hände gewechselt. Ein Haufen Drogen auch. Viele Typen, die ihn verarschen wollten, hatten hier geblutet.
Durch die offene Tür zum Schlafzimmer starrte er in das Appartement, in dem er zahllose Nächte verbracht hatte. Er konnte gerade noch so die Dusche ausmachen.
Als er das Gift der Prinzessin noch verkraftet hatte und nach den Treffen im Norden stark genug war, um sich selbst nach Hause zu schleppen, hatte er sich immer in diesem Bad gewaschen. Er wollte nicht das Heim seiner Familie mit dem beschmutzen, was auf seiner Haut klebte, und hatte eine Menge heißes Wasser und Seife gebraucht, bevor er seiner Mutter und Schwester wieder unter die Augen treten konnte. Der Witz war, dass seine Mutter ihn dann jedes Mal fragte, ob er vom Sport käme, weil er so eine » gesunde Gesichtsfarbe « habe.
Er war nie sauber genug gewesen. Doch hässliche Taten waren nicht wie Dreck – sie ließen sich nicht abwaschen.
Er ließ den Kopf in den Nacken fallen und ging in Gedanken durch das ZeroSum. Er stellte sich Rallys Kabuff mit der Waage vor, die VIP-Lounge mit dem Wasserfall und die offene Tanzfläche und die Bars. Er kannte jeden Zentimeter des Clubs und wusste alles, was darin passierte – von den Aktivitäten der Mädchen im Knien oder Liegen bis zu den Buchmachern mit ihren Wahrscheinlichkeiten und der Anzahl von Drogenunfällen, um die Xhex sich gekümmert hatte.
So viele schmutzige Geschäfte.
Er dachte daran, wie Ehlena ihren Job verloren hatte, weil sie ihm Antibiotika gebracht hatte, die er sich in seinem Starrsinn nicht selbst bei Havers holte. So sah eine gute Tat aus. Und das wusste er nicht nur, weil seine Mutter es ihm beigebracht hatte, sondern weil er Ehlena kannte. Sie war von Natur aus gut, und deshalb tat sie Gutes.
Was er hier getrieben hatte, war nicht gut und war es nie gewesen, denn so war er nun einmal.
Rehv dachte über den Club nach. Die Schauplätze des Lebens waren genauso wie die Kleider, die man trug, das Auto, das man fuhr, und die Freunde und Bekannte, mit denen man sich umgab, ein Produkt des Lebens, das man führte. Sein Leben war dunkel, gewaltsam und zwielichtig gewesen. Und genauso würde auch sein Tod sein.
Er verdiente seinen Bestimmungsort.
Aber bei seinem Abgang würde er die Dinge ins Lot bringen. Einmal im Leben würde er das Richtige tun, und zwar aus den richtigen Gründen.
Und er würde es für die kurze Liste von Leuten tun, die er … liebte.
17
Auf der anderen Seite der Stadt saß Tohr im Haus der Bruderschaft im Billardzimmer. Er hatte seinen Stuhl so zurechtgerückt, dass er die Tür zur Eingangshalle im Blick hatte. In der rechten Hand hielt er eine brandneue schwarze Timex Indiglo Uhr, die er gerade auf die richtige Zeit und das richtige Datum stellte, und zu seiner Linken stand ein langes, schlankes Glas Eiskaffee. Er war fast fertig mit der Uhr und hatte erst ein Viertel von seinem Kaffee getrunken. Sein Magen kam nicht immer problemlos mit den Unmengen Essen zurecht, die er in sich hineinstopfte, aber darauf konnte Tohr keine Rücksicht nehmen. Es galt, möglichst schnell Gewicht zuzulegen, da musste sich sein Verdauungstrakt eben fügen.
Mit einem letzten Pieps war die Uhr gestellt, und er legte sie an. Dann starrte er auf die leuchtende 4 : 57 .
Seine Augen wanderten erneut zur Eingangstür. Scheiß auf die Uhr und das Essen. Eigentliche war er nur hier, weil er darauf wartete, dass John mit Qhuinn und Blay durch diese verdammte Tür kam.
Er wollte seinen Jungen sicher zu Hause wissen. Obwohl John kein Junge mehr war, und zwar schon nicht mehr, seit er ihn vor einem Jahr einfach alleingelassen hatte.
» Also, ich kann einfach nicht glauben, dass du dir das nicht anschaust. «
Als Lassiters Stimme ertönte, griff Tohr nach dem Glas und saugte am Strohhalm, um der Nervensäge nicht ein weiteres Halt’s Maul, Sonnyboy um die Ohren zu hauen. Der Engel liebte Fernsehen, aber er war auch hierbei hyperaktiv. Ständig zappte er hin und her. Der Himmel wusste, was er sich jetzt schon wieder ansah.
» Ich meine, sie geht ihren Weg als Frau allein. Sie ist cool, und die Kleidung stimmt auch. Die Sendung ist echt gut. «
Tohr blickte über die Schulter. Der Engel hatte sich auf der Couch ausgebreitet, die Fernbedienung in der Hand, den Kopf auf ein Kissen gelegt, das Marissa einmal mit Liebe geht durch die Fänge bestickt hatte. Und hinter ihm auf dem Flachbildschirm war …
Tohr hätte sich beinahe an seinem Eiskaffee
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