Black Dagger 15 - Vampirseele
vorbeigegangen war, und knurrte fast dabei. Verfluchte Scheiße! Entweder war das ein Einheimischer mit einem Generalschlüssel oder ein Bediensteter, der ein Schloss knacken konnte.
Angenommen, das alles war überhaupt geschehen. Worüber sie sich ja immer weniger sicher war …
Wie auch immer. Sie würden diesen Ort am Morgen verlassen, und das war’s dann.
Er runzelte im Dunkeln die Stirn. » Holly?«
» Ja.«
» Warum dachtest du, dass es Rathboone sei?«
Sie gähnte lauthals. » Weil er genau so aussah wie der Mann auf dem Porträt im Wohnzimmer.«
27
Unten im Untersuchungsraum der Untergrundklinik stand John vor Xhex und fühlte sich komplett unfähig, ihr zu helfen. Sie saß auf dem Untersuchungstisch und schrie, die Finger ins Laken gekrallt, das Gesicht vor Panik verzerrt, während rote Tränen in Sturzbächen über ihre blassen Wangen liefen … Und er konnte rein gar nichts dagegen tun.
Er kannte den unwirtlichen Ort, an dem sie sich jetzt befand. Kannte das tiefe Loch, in dem sie saß, und konnte doch nicht zu ihr gelangen. Er selbst war auch schon darin gefangen gewesen. Er wusste ganz genau, wie es war, wenn man stolperte und fiel und dann schmerzhaft am Boden aufschlug … obwohl man sich im Prinzip gar nicht bewegt hatte.
Der einzige Unterschied zwischen ihnen bestand darin, dass sie eine Stimme hatte, um ihrem Schmerz Ausdruck zu verleihen.
Während ihm die Ohren klingelten und sein Herz wegen ihr zerbrach, trotzte er standhaft dem Sturm, den sie losließ. Wie ein Fels in der Brandung stand er vor ihr und versuchte, ihr Halt zu geben. Denn mehr konnte er in diesem Moment nicht für sie tun.
Gott allein wusste, wie sehr es ihn schmerzte, sie so leiden zu sehen. Es tat unendlich weh und fokussierte ihn gleichzeitig: Lashs verhasstes Gesicht nahm vor Johns geistigem Auge Form an. Als Xhex immer weiterschrie, schwor er blutige Rache.
Und dann nahm Xhex ein paar tiefe Atemzüge. Und noch ein paar.
» Ich denke, das wäre überstanden«, meinte sie mit rauer Stimme.
John wartete einen Moment, um sicherzugehen. Schließlich nickte sie, und er zog seinen Notizblock heraus und schrieb schnell.
Als er ihr die beschriebene Seite zeigte, folgten ihre Augen den Zeilen, aber sie brauchte mehrere Anläufe, um den Sinn zu erfassen.
» Darf ich mir erst das Gesicht waschen?«
Er nickte und ging hinüber zum Waschbecken aus Edelstahl. Dort drehte er das kalte Wasser auf, nahm ein sauberes Handtuch vom Stapel und befeuchtete es, bevor er zu ihr zurückkehrte. Er drückte ihr das feuchte Tuch in die Hände, und sah zu, wie sie es langsam an ihr Gesicht drückte. Es war hart, sie so zerbrechlich zu sehen, und er dachte daran, wie er sie bisher gekannt hatte: stark, kraftvoll, kantig.
Ihr Haar war länger geworden und begann, sich an den Enden zu locken. Falls sie es nicht schneiden ließ, würde es ihr sicher bald in dichten Wellen auf die Schultern fallen. Gott, er wollte es berühren, um seine Weichheit zu spüren …
John blickte auf den Tisch hinunter, und seine Augen weiteten sich plötzlich. Das Laken war unter ihr herausgerutscht … und da war ein dunkler Fleck auf den Handtüchern, die um ihre Hüften gewickelt gewesen waren.
Er atmete tief ein und nahm den Geruch frischen Blutes wahr. Es überraschte ihn, dass er es nicht schon vorher gerochen hatte. Aber wahrscheinlich war er einfach zu abgelenkt gewesen.
Um Himmels willen! Sie blutete …
John tippte vorsichtig auf ihren Arm und formte mit seinen Lippen ein Doc Jane.
Xhex nickte. » Ja, lass es uns hinter uns bringen.«
Außer sich stürmte John hinüber zur Tür des Untersuchungszimmers. Draußen im Flur traf er auf eine Menge besorgter Leute, allen voran Doc Jane.
» Ist sie jetzt bereit für mich?« Als John zur Seite trat und hektische Bewegungen mit seinem Arm vollführte, trat die Ärztin vor.
Er hielt sie jedoch an. Mit dem Rücken zu Xhex gestikulierte er: Sie ist irgendwo verletzt. Sie blutet.
Doc Jane legte ihre Hand auf seine Schulter und drehte sich mit ihm zusammen, so dass sie die Plätze tauschten. » Ich weiß. Warum wartest du nicht draußen. Ich werde mich gut um sie kümmern. Ehlena? Würdest du bitte hereinkommen – ich werde noch ein Paar Hände brauchen.«
Rehvenges Shellan ging in das Untersuchungszimmer, und John blickte über den Kopf der Ärztin hinweg, als sie sich die Hände wusch.
Warum assistiert Vishous dir nicht?, gestikulierte er.
» Wir machen nur eine Ultraschalluntersuchung, um
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