Black Dagger 15 - Vampirseele
dies waren Frühlingsblumen, wie sie von ihrer kurzen Zeit auf Erden noch wusste.
Hier war immer Frühling, stand die Natur immer auf der Schwelle zum Sommer. Aber sie erlebte nie die volle Pracht und die pralle Hitze des Sommers. Oder zumindest … wie das, was sie über den Sommer gelesen hatte.
Das mit Säulen geschmückte Gebäude, in dem die Auserwählten lebten, war in quadratische Gemächer unterteilt, die ihren Bewohnerinnen ein Mindestmaß an Privatsphäre boten. Die meisten Räume waren nun leer, und zwar nicht nur deshalb, weil die Auserwählten zu einer aussterbenden Art gehörten. Seit der Primal sie befreit hatte, wurde die private Sammlung der Jungfrau der Schrift an ätherischen Nichtstuerinnen immer kleiner – dank deren Ausflüge auf die Andere Seite.
Überraschenderweise hatte keine von ihnen sich entschieden, ihre Rolle als Auserwählte ganz aufzugeben – aber im Gegensatz zu früher wurden sie nun auch wieder in das Heiligtum hineingelassen, wenn sie das private Anwesen des Primals besucht hatten.
Payne begab sich direkt zu den Bädern und stellte erleichtert fest, dass sie alleine war. Sie wusste, dass ihre » Schwestern« nicht verstanden, was sie mit dem König tat, und sie genoss es, dass sie sich nach der körperlichen Anstrengung fern der Augen der anderen erholen konnte.
Die gemeinsamen Bäder befanden sich in einem Raum aus Marmor, und das große Badebecken verfügte über einen Wasserfall am hinteren Ende. Wie bei allen Dingen im Heiligtum galten auch hier nicht die Gesetze der Vernunft: Der warme, rauschende Strom, der sich über den Rand aus weißem Stein ergoss, war stets sauber und frisch, obwohl es keine Quelle und keinen sichtbaren Abfluss gab.
Payne schlüpfte aus ihren Gewändern, die sie nach dem Vorbild von Wraths sogenanntem Judogi geschneidert hatte, und watete in ihrer Unterwäsche in das Becken. Die Temperatur war wie immer perfekt … und erweckte in ihr die Sehnsucht nach einem Bad, das entweder zu heiß oder zu kalt war.
In der Mitte des großen Marmorbeckens war das Wasser tief genug für einige Schwimmzüge, und sie genoss die scheinbare Schwerelosigkeit und das Strecken ihres Körpers.
Ja, das war der beste Teil des Kampftrainings. Bis auf die Momente, in denen sie bei Wrath einen besonders guten Treffer landen konnte.
Als sie zum Wasserfall kam, watete sie darauf zu und flocht ihr Haar auseinander. Es war länger als das von Wrath, und sie hatte gelernt, es nicht nur zu einem Zopf zu flechten, sondern es auch im Nacken hochzustecken. Wenn sie es nicht tat, gab sie ihm gewissermaßen eine Leine in die Hand, an der er sie herumzerren konnte.
Unter dem Wasserfall lagen verschiedene süß duftende Seifen bereit, und sie nahm eine davon, um sich von Kopf bis Fuß einzuseifen. Als sie sich umdrehte, um den Seifenschaum abzuwaschen, stellte sie fest, dass sie nicht mehr alleine war.
Aber zumindest handelte es sich bei der dunkel gekleideten Gestalt, die hereingehumpelt kam, nicht um ihre Mutter.
» Sei gegrüßt«, rief Payne ihr zu.
No’One verneigte sich, gab jedoch keine Antwort, wie es ihrer Art entsprach, und plötzlich tat es Payne leid, dass sie ihre Gewänder einfach auf dem Boden liegen gelassen hatte.
» Ich kann mich selbst darum kümmern«, rief Payne ihr zu. Ihre Stimme hallte dabei im Raum wider.
No’One schüttelte den Kopf und hob die Gewänder auf. Die Dienerin war so reizend und ruhig und erledigte ihre Aufgaben ohne Murren, und trotz ihrer Schwierigkeiten beim Laufen.
Obwohl sie nie sprach, war es nicht schwer, ihre traurige Geschichte zu erraten.
Ein weiterer Grund, um jene zu verachten, die das Vampirvolk hervorgebracht hatte, dachte Payne.
Die Auserwählten waren wie die Bruderschaft der Black Dagger mit einem speziellen Ergebnis vor Augen innerhalb bestimmter Parameter gezüchtet worden. Während die Männer dickes Blut und einen starken Rücken aufweisen und sich in der Schlacht aggressiv und würdig zeigen sollten, wurde von den Frauen erwartet, dass sie intelligent und belastbar waren, sowie in der Lage, die weniger edlen Neigungen der Männer zu zügeln und die Rasse zu zivilisieren. Yin und Yang. Zwei Teile eines Ganzen, wobei das Bedürfnis nach dem Blut des anderen Geschlechts dafür sorgen sollte, dass die Geschlechter für immer aneinandergebunden waren.
Aber innerhalb dieses göttlichen Schemas war nicht alles perfekt. Die Wahrheit war, dass Inzucht zu Problemen geführt hatte. Und während in Wraths Fall die Gesetze
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