Black Dagger 16 - Mondschwur
etwas in ihrem immer tauber werdenden Körper – und diese große Last kam nicht von ihrer körperlichen Verletzung, sondern aus dem Desaster in ihr. Dass er nicht wusste, wer sie war, dass man sie durch eine Lüge getrennt gehalten hatte, war eine Tragödie, die sie kaum verwinden konnte.
Ihre Stimme wurde stark. »Ich gehöre zu deinem Blut.«
»Um Himmels willen …« Er hob eine Hand, die in einem schwarzen Handschuh steckte. »Meine Schwester …?«
»Ich muss gehen«, meinte die Ärztin in drängendem Ton. »Der Bruch ihrer Wirbelsäule ist jenseits meiner Fähigkeiten. Ich muss den …«
»Finde diesen verdammten Chirurgen«, grollte Vishous, der immer noch in die Augen seiner Schwester blickte. »Finde ihn und bring ihn hierher … was immer dazu nötig ist.«
»Ich werde nicht ohne ihn zurückkommen. Du hast mein Wort.«
Vishous drehte sich zu seiner Frau um und küsste sie fest und schnell auf den Mund. »Gott … Ich liebe dich.«
Das Gesicht der Ärztin nahm feste Formen an, als sie sich ansahen.
»Wir werden sie retten, vertrau mir. Ich werde zurückkehren, so schnell ich kann – Wrath hat mir die Erlaubnis
erteilt, und Fritz wird mir helfen, Manny hierherzubringen. «
»Verdammtes Sonnenlicht. Es wird viel zu schnell hell.«
»Ich hätte dich sowieso lieber hier bei ihr. Du und Ehlena, ihr müsst ihre Lebensfunktionen überwachen. Und Xhex ist noch in einem kritischen Zustand. Ich möchte, dass ihr euch um die beiden kümmert.«
Als er nickte, verschwand die Ärztin, und einen Moment später spürte Payne eine warme Handfläche die ihre umfassen. Es war die Hand von Vishous, die jetzt nicht mehr im Handschuh steckte. Diese Verbindung linderte ihre Schmerzen auf mehrere Arten, die sie nicht erklären konnte.
Fürwahr, sie hatte ihre Mutter verloren … aber sie hatte immer noch Familie. Auf dieser Seite.
»Schwester«, murmelte er, nicht fragend, sondern bestimmt.
»Mein Bruder«, seufzte sie … bevor das Bewusstsein sich aus ihrem Griff verabschiedete.
Doch sie würde zu ihm zurückkommen. So oder so, sie würde ihren Zwillingsbruder nie mehr verlassen.
38
Xhex wachte alleine im Raum neben dem Operationssaal auf, und doch sie konnte fühlen, dass John nicht weit weg war.
Ihr Verlangen, ihn zu finden, gab ihr die Kraft, sich aufzurichten und die Beine auf den Boden zu stellen. Während sie darauf wartete, dass sich ihr Herzschlag normaliesierte, stellte sie fest, dass ihr Krankenhausnachthemd mit Herzen bedruckt war. Kleine rosafarbene und blaue Herzen.
Sie konnte nicht einmal die Energie aufbringen, sich dafür zu schämen. Ihre Seite brachte sie fast um, und ihr Körper kribbelte überall. Und sie musste zu John gelangen. Sie blickte zur Seite und entdeckte, dass der intravenöse Zugang in ihrem Arm an einem Infusionsbeutel hing, der am Brett für die Fieberkurve befestigt war. Mist! Was sie brauchte, war ein Infusionsständer mit Rollen, wie sie üblicherweise verwendet wurden, als zusätzliche Stütze.
Als sie ihre Beine schließlich doch belastete, war sie
erleichtert, dass sie nicht sofort nach vornüberkippte. Und nach einer kurzen Orientierungsphase löste sie den Infusionsbeutel und trug ihn mit sich. Dabei klopfte sie sich selbst auf die Schulter, weil sie doch so ein braver Patient war.
Der Beutel erinnerte sie an eine Handtasche. Vielleicht würde sie ja einen neuen Trend einführen.
Sie nahm die Tür, die direkt auf den Flur führte, statt durch den OP zu gehen. Immerhin war die Geschichte mit Doc Jane und John dazu gut gewesen, sie von ihrer Phobie zu befreien. Doch im Moment hatte sie genug an anderem zu kauen und wollte unbedingt vermeiden, in eine Operation hineinzutappen. Sie wollte gar nicht wissen, was sie mit dieser armen Vampirin anstellten, die nach ihr hier hereingekarrt worden war.
Xhex blieb mit einem Fuß im Gang stehen.
John stand unten beim Büro vor der Glastür und betrachtete die Wand gegenüber. Sein Blick richtete sich auf die Risse, die sich durch den Beton zogen, und sein emotionales Raster war bis zu einem Punkt heruntergefahren, der ihren Instinkt nur noch schielen ließ.
Er trauerte.
Er wusste nicht sicher, ob sie lebte oder gestorben war … und dennoch fühlte er sich, als ob er sie bereits verloren hatte.
»Oh … John.«
Sein Kopf drehte sich schlagartig in ihre Richtung. Scheiße, gestikulierte er, und eilte zu ihr. Was tust du hier? Du solltest im Bett sein.
Xhex ging langsam auf ihn zu, doch er erreichte sie zuerst … mit
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