Black Dagger 16 - Mondschwur
offenen Armen, als wollte er sie umarmen.
Sie drückte ihn weg und schüttelte den Kopf. »Nein danke, es geht schon …«
An diesem Punkt versagten ihre Beine den Dienst, und nur er hielt sie davon ab, auf den Boden zu fallen. Das erinnerte sie an die Gasse – und an Lashs Stich.
Auch dort war es John gewesen, der verhindert hatte, dass sie fiel. Er trug sie sicher zurück ins Krankenzimmer, legte sie aufs Bett und hängte den Infusionsbeutel wieder dorthin, wo er hingehörte.
Wie fühlst du dich?, gestikuliere er.
Sie betrachtete ihn von unten und sah alles, was er war: ein Krieger und Liebhaber, eine verlorene Seele und ein Anführer … und ein gebundener Vampir, der trotzdem bereit war, sie gehenzulassen.
»Warum hast du das getan?«, fragte sie mit schmerzender Kehle. »Dort in der Gasse. Warum hast du mir den Vortritt bei Lash gelassen?«
Johns lebhafte blaue Augen hingen an ihren, als er mit den Achseln zuckte. Ich wollte es so. Es war wichtiger für dich, dieser … Abschluss, so nennt man das, glaube ich. In dieser Welt gibt es so viel Scheiße, die sich nicht mehr gerade rücken lässt, und du hast diese Befriedigung verdient.
Sie lachte. »Es ist zwar verrückt, aber das ist … das Netteste, was jemals jemand für mich getan hat.«
Er errötete leicht, was ihr gefiel.
»Also, danke«, murmelte sie.
Nun, weißt du … du bist nicht gerade die Sorte Frau, für die ein Kerl Blumen besorgen würde. Das hat mich in meiner Wahl etwas eingeschränkt.
Ihr Lächeln verging. »Ohne dich hätte ich das aber nicht gekonnt, verstehst du? Du hast es für mich möglich gemacht!«
John schüttelte den Kopf. Das »Wie« tut hier nichts zur Sache. Es wurde erledigt, wie es sich gehört, und von der richtigen Person. Das ist alles, was zählt.
Sie dachte daran zurück, wie er Lash flach auf den Boden gedrückt hatte, um ihr die beste Stichposition zu verschaffen. Er hatte ihn ihr sozusagen auf dem Silbertablett serviert. Es hatte nur noch der Apfel in Lashs Mund gefehlt. Besser hätte er es gar nicht machen können.
Er hatte ihr ihren Feind geschenkt, und seine Bedürfnisse hinter die ihren gestellt.
Und als sie an die gemeinsamen Höhen und Tiefen dachte, war das die einzige Konstante. Er hatte ihr immer den Vortritt gelassen.
Nun war es Xhex, die den Kopf schüttelte. »Ich denke, da liegst du falsch. Das Wie war alles … ist alles.«
John zuckte wieder mit den Schultern und schaute auf die Tür, durch die er sie ins Zimmer gebracht hatte. Hör zu, möchtest du, dass ich Doc Jane oder Ehlena hole? Brauchst du Essen? Hilfe, um aufs Klo zu gehen?
Uuuuuund da war es wieder.
Xhex begann zu lachen … und als sie richtig losgelegt hatte, konnte sie nicht mehr aufhören. Sogar als ihre Seite vor Schmerzen brannte und rote Tränen in ihre Augen traten. Sie wusste, dass John sie ansah, als ob sie den Verstand verloren hätte, und sie konnte es ihm nicht verübeln. Sie hörte selbst, wie hysterisch sie lachte … und begann prompt zu weinen.
Sie verdeckte ihr Gesicht mit den Händen und heulte, bis sie keine Luft mehr bekam. Die Gefühlsexplosion war so heftig, dass sie sie nicht verbergen konnte. Sie begann zu schluchzen, und diesmal kämpfte sie nicht dagegen an.
Als sie sich wieder beruhigt hatte, war sie nicht überrascht, eine Packung Papiertaschentücher vor sich zu finden … eine Aufmerksamkeit aus Johns Händen.
Sie zog ein Taschentuch heraus, gefolgt von einem zweiten
und dritten. Nach dieser Darbietung würde sie viel mehr als eines davon brauchen, um wieder Ordnung zu schaffen.
Verdammt, vielleicht sollte sie einfach die Laken des Betts benutzen.
»John …«, schniefte sie und trocknete sich die Augen. »Ich habe dir etwas zu sagen. Es hat lange gedauert, viel zu lange.«
Er wurde ruhig und blinzelte nicht einmal.
»Gott, es ist schwierig.« Weiter mit dem verdammten Schniefen. »Man würde nicht glauben, wie schwierig es ist, drei kleine Worte zu sagen.«
John atmete laut aus – als ob er einen Schlag in den Solarplexus abbekommen hätte. Komisch, so fühlte sie sich auch. Doch manchmal musste man trotz der Wellen der Übelkeit und des Erstickungsgefühls sagen, was einem am Herzen lag.
»John … «, sie räusperte sich. »Ich …«
Was?, formte er mit seinen Lippen. Sag es einfach. Bitte… sag es.
Sie richtete sich gerade auf. »John Matthew … Ich bin ein Arschloch.«
Er blinzelte und sein Mund klappte auf, als ob er sich den Unterkiefer ausgerenkt hätte, und sie
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