Black Dagger 16 - Mondschwur
waren.
Himmel, würde das denn nie aufhören? Er und Xhex waren
dem Krieg kurz entkommen. Eine kurze Verschnaufpause auf dem Weg. Doch der Kampf in den Schatten der Straßen von Caldwell würde weitergehen …
Ohne sie!
John schloss seine Augen und vergrub das Gesicht in Xhex’ lockigem Haar.
Das war genau das Endspiel, das sie gewollt hatte. Erst Lash erledigen und dann … selbst aus dem Leben scheiden.
Sie hatte genau das bekommen, was sie wollte.
»Danke«, krächzte sie. »Danke …«
Trotz der Flut an Traurigkeit, die über ihn hereinbrach, erkannte er, dass diese Worte mehr bedeuteten, als ein Ich liebe dich. Sie bedeuteten ihm mehr, als alles andere, was sie je hätte sagen können.
Er hatte ihr gegeben, was sie wollte. Als es wirklich darauf ankam, hatte er das Richtige getan.
Und nun hielt er ihren Leib fest, der kälter wurde, als sie der Welt entschwand, in der er bleiben würde.
Diese Trennung würde länger dauern, als die paar Tage, die er sie gekannt hatte.
Er nahm ihre Hand, öffnete sie noch einmal und gestikulierte in langsamen klaren Gesten:
Ich liebe dich auf ewig.
37
Der Tod war unschön, schmerzhaft und weitgehend vorhersagbar … es sei denn, er konnte sich nicht benehmen und entschied sich dafür, mit bizarrem Humor zu Werke zu gehen.
Eine Stunde später öffnete Xhex ihre Augen einen Spaltweit und bemerkte, dass sie sich nicht in den nebligen Tiefen des Schleiers befand, sondern in der Klinik auf dem Anwesen der Bruderschaft.
Ein Schlauch wurde aus ihrer Kehle gezogen und ihre Seite fühlte sich so an, als ob jemand dort einen rostigen Speer eingelagert hätte. Irgendwo links von ihr wurden OP-Handschuhe ausgezogen.
Doc Janes Stimme war gedämpft. »Sie hat zweimal gestikuliert, John. Ich habe die Blutung in ihrem Inneren … doch ich weiß nicht …«
»Ich glaube, sie ist wach«, meinte Ehlena. »Kommst du zu uns zurück, Xhex?«
Nun, anscheinend tat sie das. Sie fühlte sich beschissen,
und nachdem sie im Laufe der Jahre selbst einige Mägen aufgeschlitzt hatte, wunderte sie sich, dass ihr Herz immer noch schlug … doch, ja, sie lebte noch.
Alles hing am seidenen Faden, doch sie lebte.
Johns kreidebleiches Gesicht kam in ihr Blickfeld. Und im Gegensatz zu seiner kalkigen Gesichtsfarbe brannten seine blauen Augen wie Feuer.
Sie öffnete den Mund … doch alles, was herauskam, war die Luft in ihren Lungen. Sie hatte nicht genügend Kraft, um zu sprechen.
Sie formte ein Entschuldigung mit den Lippen.
Er runzelte die Stirn. Dann schüttelte er den Kopf, nahm ihre Hand und strich darüber …
Sie musste bewusstlos geworden sein, denn als sie wieder aufwachte, ging John neben ihr her. Was zum Teufel – ah, sie wurde ins andere Zimmer verlegt … weil sie jemand anderen einlieferten – jemand, der auf eine Liege gebunden war. Einen weiblichen Vampir, wenn man den langen schwarzen Zopf beachtete, der seitlich herunterhing.
Das Wort »Pein« tauchte in ihren Gedanken auf.
»Pein ist hier«, nuschelte Xhex.
Johns Kopf schnellte herum. Was? formte er mit seinen Lippen.
»Wer auch immer hier ist … sie ist Pein.«
Sie verlor erneut das Bewusstsein … und kam wieder zu sich, als sie sich an Johns Handgelenk nährte. Dann versank wieder alles in Schwärze.
In ihren Träumen sah sie Teile ihres Lebens bis zurück zu der Zeit, an die sie sich nicht mehr bewusst erinnern konnte. Und wie das so mit Filmen im Flugzeug war, war das Stück ziemlich deprimierend. Da gab es zu viele Weichen, die anders gestellt hätten werden können, an denen
das Schicksal mehr Fluch denn Segen gewesen war. Das Schicksal war wie das Verrinnen der Zeit: unaufhaltsam, unerbittlich und nicht an der persönlichen Meinung derer interessiert, die noch atmeten.
Und dennoch … obwohl sich ihr Geist unter dieser schweren Last bog, hatte sie das Gefühl, dass alles so gelaufen war, wie es sein sollte. Dass sie ihr Lebensweg genau dorthin geführt hatte, wo sie hingelangen sollte.
Zurück zu John.
Auch wenn das gar keinen Sinn ergab.
Immerhin hatte sie ihn erst vor einem Jahr kennengelernt, was die lange Geschichte, die sie scheinbar verband, nicht erklären konnte.
Doch vielleicht machte es doch Sinn, wenn man bewusstlos auf Morphium an der Schwelle des Schleiers entlangschwankte. Und sich deshalb die Zeit und die Prioritäten verschoben.
Im Nebenzimmer von Xhex öffnete Payne blinzelnd die Augen und versuchte festzustellen, wo sie hingebracht worden war. Da war jedoch nichts, was ihr
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