Black Dagger 16 - Mondschwur
oder schnupften weiß der Herrgott was.
Wo denn wohl der kleine Bastard steckte?
Ah … perfektes Timing! Ein vierter Wagen fuhr vor, der mit den anderen dreien nicht zu vergleichen war. Die auffällige Lackierung des Sportwagens war wahrscheinlich genauso teuer gewesen wie die aufgemotzte Nähmaschine unter der Motorhaube, und das neonfarbene Leuchten des Fahrgestells ließ den Wagen aussehen wie ein UFO, das gerade zur Landung ansetzte. Der kleine Wichser kam hinter dem Steuer hervor und war ebenfalls wie verwandelt. Er trug nagelneue Jeans und eine Affliction-Lederjacke, und mittlerweile zündete er sich seine Zigaretten mit einem goldenen Feuerzeug an.
Na, wenn das nicht der beste Zeitpunkt für einen kleinen Test war.
Wenn der verdammte Wichser hineinging und einfach nur abfeierte, hatte Lash ihn für viel zu schlau gehalten … und Omega hatte nichts von ihm gehabt als einen weiteren guten Fick. Aber wenn Lash richtig lag und der Penner mehr aufzuweisen hatte als nur das, würde die Party interessant werden.
Lash zog die Aufschläge seines Mantels enger um das rohe Fleisch, das nun seinen Hals darstellte, und versuchte, seine brennende Eifersucht zu ignorieren. Bis vor kurzem hatte er die privilegierte Position dieses Arschlochs innegehabt, die Vorteile genossen und angenommen, dass dieser Zustand für immer andauern würde. Aber was soll’s. Wenn Omega schon bereit war, sein eigen Fleisch und Blut in die Gosse zu befördern, würde es dieses ehemals menschliche Stück Abfall auch nicht lange machen.
Als einer der Besoffenen in Lashs Richtung aus dem Fenster starrte, wurde ihm bewusst, welches Risiko er einging, indem er sich so nahe an das Farmhaus heranwagte. Aber das war ihm egal. Er hatte nichts mehr zu verlieren
und freute sich nicht gerade darauf, den Rest seiner Tage als lebendes Dörrfleisch zu verbringen.
Hässlich und schwach und zudem noch undicht zu sein, war nicht gerade ein Knaller.
Als der kalte Wind seine Zähne zum Klappern brachte, dachte er an Xhex und wärmte sich selbst mit den Erinnerungen. Er konnte kaum glauben, dass er noch vor wenigen Tagen mit ihr zusammen gewesen war. Stattdessen hatte er den Eindruck, dass bereits Jahre vergangen waren, seit er sie das letzte Mal unter sich gespürt hatte. Verdammt nochmal! Die Entdeckung der ersten Wunde an seinem Handgelenk hatte den Anfang vom Ende bedeutet … nur hatte er das damals noch nicht gewusst.
Es war ja nur ein Kratzer.
Ja, klar.
Lash hob die Hand, um sich gewohnheitsmäßig das Haar aus dem Gesicht zu streichen, und stieß an den Schild der Baseballkappe. Das erinnerte ihn daran, dass ja gar nichts mehr da war, was er zurückstreichen konnte. Nur noch sein blanker Schädel.
Wenn er mehr Energie gehabt hätte, hätte er sich lauthals über die Ungerechtigkeit und Grausamkeit seines Verfalls beklagt und getobt. Sein Leben hätte nicht so verlaufen sollen. Und er hätte jetzt nicht hier draußen stehen und den Beobachter spielen sollen. Bisher hatte immer er selbst im Mittelpunkt gestanden, hatte er das Steuer in der Hand gehabt.
Aus irgendeinem komischen Grund dachte er plötzlich an John Matthew. Als der Penner mit dem Trainingsprogramm der Bruderschaft begonnen hatte, war er ein besonders schmächtiger Prätrans mit nicht mehr als einem Bruderschaftsnamen und einer sternförmigen Narbe auf der Brust gewesen. Er hatte ein perfektes Ziel für Demütigungen
abgegeben, und Lash hatte das weidlich ausgenutzt.
Oh Mann! Damals hatte er noch keine Ahnung gehabt, was es bedeutete, das fünfte Rad am Wagen zu sein. Wie völlig wertlos man sich fühlte. Wie man die, die im Mittelpunkt standen, beobachtete und alles geben würde, um mit ihnen die Plätze zu tauschen.
Gut, dass er das damals nicht gewusst hatte. Oder er hätte es sich zweimal überlegt, bevor er den kleinen Schwanzlutscher flachgelegt hätte.
Während er sich an die raue kalte Rinde einer Eiche lehnte und durch die Fenster des Farmhauses beobachtete, wie ein anderer Goldjunge sein Leben lebte, änderte er plötzlich seine Pläne.
Und wenn es das Letzte war, was er tat: Er würde diesem kleinen Scheißkerl ein würdiges Ende bereiten.
Das war ihm noch wichtiger als Xhex.
Dass der Kerl es gewagt hatte, Lash auf die Abschussliste zu setzen, war gar nicht so wichtig. Wichtig war das Bedürfnis, seinem Vater eine Botschaft zukommen zu lassen. Er war schließlich der faulende Apfel, der nicht weit vom Stamm fiel. Und Rache war süß, sehr süß!
8
»Das ist Bellas
Weitere Kostenlose Bücher