Black Dagger 16 - Mondschwur
Straßenseite der einzigen Zigarrenbar in Caldwell postiert und beobachtet – im Regen stehend, wie ein Verlierer –, wie sich Blay und Saxton an einem Tisch direkt vor dem Fenster niederließen. Er hatte mit Argusaugen verfolgt, wie sein eleganter Cousin seinen besten Freund mit Lust angesehen
und ein paar Schwachköpfe ihnen das Leben schwergemacht hatten. Und wie sie schließlich gegangen waren, ohne ihre Zigarren zu Ende zu rauchen oder ihren Port auszutrinken.
Nachdem er nicht bei seiner Beschattungsaktion ertappt werden wollte, dematerialisierte sich Qhuinn in die Gasse neben dem Lokal … und war dadurch schließlich genau zur falschen Zeit am falschen Ort.
Saxtons Stimme wehte mit einer kalten Brise zu ihm herüber. »Dir ist klar, dass ein Rendezvous normalerweise nicht so endet. Vorausgesetzt, beide Parteien sind interessiert. «
»Ach … wirklich?«
»Ein Abschiedskuss ist eher üblich.«
Qhuinn ballte die Hände zu Fäusten, und einen Augenblick lang hatte er tatsächlich vor, hinter dem Müllcontainer hervorzutreten, hinter dem er sich versteckt hielt. Aber wozu? Etwa, um ihnen die rote Karte zu zeigen und ihnen einen Platzverweis zu erteilen?
Na klar.
»Komm her«, murmelte Saxton.
Mist! Der Bastard klang wie die Stimme einer Sexhotline, heiser und überaus erotisch. Und Blay … oh Mann! Blay sprang darauf an und folgte ihm in die Dunkelheit.
Manchmal war das außergewöhnlich gute Gehör eines Vampirs absolut kein Segen. Und natürlich machte es die Sache auch nicht besser, dass er sich schier den Hals verrenkte, um alles mit eigenen Augen beobachten zu können.
Als die beiden aufeinander zutraten, klappte Qhuinns Mund auf. Aber nicht, weil er schockiert war, und auch nicht, weil er selbst gerne mitgemacht hätte. Er bekam einfach keine Luft mehr. Es war, als ob seine Rippen zusammen mit seinem Herzen festgefroren wären.
Nein … nein, verdammt nochmal, nein!
»Sag mal«, flüsterte Saxton. »Hast du schon mal einen Mann geküsst?«
Ja, das hat er, wollte Qhuinn ihm zubrüllen.
Blay schüttelte den Kopf. Er schüttelte tatsächlich den Kopf!
Qhuinn kniff die Augen zusammen und zwang sich, sich wenigstens so weit zu beruhigen, dass er sich dematerialisieren konnte. Als er vor dem Anwesen der Bruderschaft wieder Gestalt annahm, zitterte er wie Espenlaub … und dachte kurz darüber nach, sich vornüberzubeugen und die Sträucher mit dem Abendessen zu düngen, das er eingenommen hatte, bevor er mit John und Xhex aufgebrochen war.
Einige Atemzüge später entschied er jedoch, dass es besser war, Plan A zu befolgen und sich ordentlich zu besaufen. Mit dieser Absicht betrat er die Vorhalle, wurde von Fritz eingelassen und ging dann in Richtung Küche.
Zur Hölle! Vielleicht würde er sich auch mehr als nur einen kleinen Rausch gönnen. Der Himmel wusste, dass Saxton sich mit ein paar Küssen in einer zugigen, feuchten Gasse nicht zufriedengeben würde. Und Blay hatte ausgesehen, als ob er bereit wäre, sich endlich das zu holen, was er schon lange brauchte.
Er hatte also mehr als genug Zeit, um sich so richtig ins Koma zu saufen.
Zur Hölle nochmal, dachte Qhuinn, und spielte die Worte seines Cousins immer wieder im Kopf ab: Sag mal, hast du schon mal einen Mann geküsst?
Das Bild, wie Blay den Kopf schüttelte, brannte sich wie ein Feuerstrahl in Qhuinns Gehirn und veranlasste ihn, direkt die Vorratskammer auf der anderen Seite der Küche aufzusuchen, in der die Kartons mit Spirituosen gelagert wurden.
Was für ein Klischee! Sich abzuschießen, bloß weil er den Kerl nicht selbst flachgelegt hatte.
Naja, so würde er wenigstens ein Mal in seinem Leben gemäß einer Tradition handeln.
Auf dem Rückweg durch die Küche realisierte Qhuinn, dass ihm wenigstens eine Gnade erwiesen wurde: Die beiden würden es nicht hier, sondern in Saxtons Haus treiben, da man in das Haus des Königs nicht so ohne weiteres Besucher mitbringen durfte. Draußen im Foyer blieb er abrupt stehen. Blay kam gerade durch die Vorhalle herein.
»Schon so früh zurück?«, blaffte Qhuinn. »Erzähl mir nicht, dass mein Cousin so schnell ist.«
Blay blieb nicht stehen, sondern ging einfach die Treppe hinauf. »Dein Cousin ist ein Gentleman.«
Qhuinn folgte seinem besten Freund auf den Fersen. »Glaubst du? Meiner Erfahrung nach sieht er nur wie einer aus.«
Daraufhin drehte Blay sich um. »Früher hast du ihn sehr gemocht. Er war sogar dein Lieblingscousin. Ich kann mich gut daran erinnern, dass du über
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