Black Dagger 16 - Mondschwur
prickelten und seine Nasenspitze langsam gefühllos wurde. Als er sich abtrocknete, erinnerte er sich an das Tattoostudio und an die Nummer, die er dort mit der Empfangsassistentin geschoben hatte.
Der Vorhang, der die beiden vom Rest des Studios getrennt hatte, war so dünn gewesen, dass er mit seinen verschiedenfarbigen, aber sehr scharfen Augen alles hatte beobachten können, was auf der anderen Seite vor sich ging. Alles und jeden. Daher konnte er, als die Frau vor ihm kniete und er den Kopf drehte und hinausblickte … Blay sehen.
Der feuchte Mund, in den er sein erigiertes Glied immer wieder tief hineingestoßen hatte, verwandelte sich jäh in den seines besten Freundes, was den standardmäßigen Sex zur Erfüllung eines alltäglichen Bedürfnisses zu einer höllisch heißen Nummer machte.
Zu etwas Besonderem.
Zu etwas Purem und Erotischem, bei dem man seine Seele verlieren konnte.
Deshalb hatte Qhuinn schnell die Frau auf die Füße gestellt, sie herumgedreht und dann von hinten genommen. Und während er immer wieder hart in seine Fantasie hineinstieß, hatte er realisiert, dass Blay ihn beobachtete … und das änderte alles. Er musste sich plötzlich daran erinnern,
wen er da gerade fickte – und deshalb hatte er den Kopf der Frau zu sich hochgezogen und sich gezwungen, ihr in die Augen zu sehen.
Er hatte keinen Orgasmus gehabt.
Als sie heftig zum Höhepunkt kam, hatte er seinen nur vorgetäuscht. In Wirklichkeit hatte sich seine Erektion verabschiedet, als er ihr ins Gesicht geblickt hatte. Gott sei Dank hatte sie es nicht bemerkt, nachdem sie selbst für sie beide zusammen feucht genug gewesen war – und außerdem hatte er wie ein Profi simuliert und hinterher noch dick aufgetragen, wie sehr sie ihn doch befriedigt hatte.
Aber das war alles gelogen gewesen.
Wie viele Leute hatte er im Laufe seines Lebens auf diese Weise gefickt? Hunderte. Hunderte und Aberhunderte – und das, obwohl er erst seit eineinhalb Jahren bei der Sache war. Dass es so viele waren, lag wohl daran, dass er während der langen Nächte im ZeroSum oft schnell hintereinander drei oder vier Ladies aufgegabelt hatte.
Natürlich hatte er viele dieser Nummern zusammen mit Blay abgezogen, und er und sein Kumpel hatten die Frauen gemeinsam flachgelegt. Die beiden waren bei diesen Orgien in den Toiletten des Clubs jedoch nicht zusammen gewesen, sondern hatten sich vor allem gegenseitig zugesehen. Und sich Gedanken gemacht. Und sich vielleicht privat einen heruntergeholt, wenn die Erinnerungen zu lebhaft wurden.
Zumindest was Qhuinn anging.
All das hatte ein Ende gehabt, als Blay ihnen den ganzen Spaß vermasselt hatte, indem er festgestellt hatte, dass er schwul war und in jemanden verliebt sei.
Qhuinn war mit seiner Wahl nicht einverstanden gewesen. Überhaupt nicht. Kerle wie Blaylock verdienten etwas Besseres, etwas viel Besseres.
Und wie es schien, war er auf dem richtigen Weg, genau das zu bekommen. Saxton war ein Mann von Wert. Von Kopf bis Fuß.
Der Wichser.
Qhuinn blickte in den Spiegel über dem Waschbecken, konnte aber nichts sehen, denn im Bad und im Schlafzimmer war es stockfinster. Irgendwie war er froh, dass er sich nicht im Spiegel betrachten musste.
Denn sein Leben war eine Lüge, und in stillen Momenten wie diesem war er sich dessen so sehr bewusst, dass ihm übel wurde.
Seine Pläne für den Rest seines Lebens … ach diese glorreichen Pläne!
Es waren ganz »normale« Zukunftspläne.
Die eine Frau von Wert beinhalteten, und keine Langzeitbeziehung mit einem Kerl.
Sein Problem war, dass Leute wie er, mit denen etwas nicht ganz stimmte – die zum Beispiel ein blaues und ein grünes Auge hatten –, von der Aristokratie verachtet wurden, weil sie als Beweis für einen genetischen Fehler betrachtet wurden. Sie waren etwas Peinliches, das man wegsperrte, schändliche Geheimnisse, die man besser begrub. Er hatte jahrelang miterlebt, wie seine Schwester und sein Bruder auf Sockel gestellt wurden, während jeder schnell ein Ritual gegen den bösen Blick vollzog, wenn er ihm begegnete, um sich selbst zu schützen.
Sein eigener Vater hatte ihn gehasst.
Daher brauchte er keinen Psychologen mit einem Diplom an der Wand, um festzustellen, dass er einfach nur »normal« sein wollte. Und sich mit einer Frau von Wert häuslich niederzulassen – vorausgesetzt, er fand eine, die damit klar kam, mit einem Kerl wie ihm liiert zu sein –, war deshalb von entscheidender Bedeutung.
Er wusste, wenn er mit Blay etwas
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