Black Dagger 16 - Mondschwur
obwohl die Hälfte seines Mundes geschwollen war. »Eigentlich hatte ich etwas anderes geplant, um dich hierherzulocken … aber es ist nett, dich bei Kerzenschein zu betrachten. Du hast den Körper eines Kriegers, aber das Gesicht eines Gelehrten. Diese Kombination ist … aufregend.«
Blay leerte den restlichen Kaffee in seiner Tasse in einem Zug und verschluckte sich fast wieder daran. Aber das lag vielleicht weniger an dem Getränk als an dem Gehörten. »Möchtest du noch eine Tasse?«
»Im Moment nicht, danke. Du hast ihn übrigens perfekt zubereitet, und das war auch eine hervorragende, wenn auch offensichtliche Ablenkung.«
Saxton stellte Tasse und Untertasse auf seinem bronzefarbenen Nachttisch ab und ließ sich dann mit einem Stöhnen wieder zurück in die Kissen sinken. Um sich davon abzuhalten, Saxton anzustarren, stellte Blay seine Tasse ebenfalls zur Seite und ließ seinen Blick durch den Raum wandern. Im Erdgeschoss war die Einrichtung durchwegs viktorianisch, mit wuchtigen Mahagonimöbeln und Orientteppichen in leuchtenden Farben, wie er von seinem Ausflug in die Küche wusste. An der Tür zum Keller endete jedoch die dezente und zurückhaltende Einrichtung. Hier unten war der Stil wie in einem Boudoir eindeutig französisch, mit Tischen und Kommoden mit geschwungenen Füßen und Marmorplatten. Und mit viel Satin sowie schwarz-weißen Bleistiftzeichnungen schöner Männer
in ähnlichen Posen wie jener, die Saxton gerade eingenommen hatte. Nur ohne Morgenmantel.
»Gefallen dir meine Radierungen?«, fragte Saxton gedehnt.
Blay musste lachen. »Guter Strich.«
»Das nutze ich manchmal aus. Ich will dir nichts vormachen. «
Unvermittelt hatte Blay ein Bild vor Augen, wie sich Saxton und ein anderer Kerl nackt auf dem Bett herumwälzten und Sex hatten.
Er blickte verstohlen auf seine Uhr und stellte fest, dass er noch sieben weitere Stunden hier ausharren musste. Er war sich nicht sicher, ob er wollte, dass die Zeit im Schneckentempo verstrich oder wie der Blitz verging.
Saxton schloss die Augen und schauderte.
»Wann hast du dich zum letzten Mal genährt?«, fragte Blay.
Die schweren Lider hoben sich, und die hellgrauen Augen blitzen auf. »Meldest du dich freiwillig?«
»Ich meinte von einer Vampirin.«
Saxton schnitt eine Grimasse, als er sich auf den Kissen zurechtrückte. »Vor einer ganzen Weile. Aber mir geht’s gut.«
»Dein Gesicht sieht aus wie ein Schachbrett.«
»Du machst ja nette Komplimente.«
»Ich meine es ernst, Saxton. Du willst mir nicht zeigen, wie es unter deinem Morgenrock aussieht, aber wenn dein Gesicht nur einen kleinen Hinweis darauf gibt, musst du in schlechtem Zustand sein.«
Als Antwort bekam er nur ein Hmmmmm zu hören.
»Wer weicht hier nun wem aus?«
Es entstand eine lange Pause. »Saxton, ich werde jemanden besorgen, der dich nährt.«
»Du hast ein paar Frauen in der Hinterhand?«
»Darf ich nochmal dein Telefon benutzen?«
»Aber sicher.«
Blay stand auf und ging ins Bad, um für etwas Privatsphäre zu sorgen, nachdem er nicht wusste, wie das Gespräch verlaufen würde.
»Du kannst diesen Apparat hier verwenden«, rief Saxton, als sich die Tür hinter Blay schloss.
Blay kam zehn Minuten später zurück.
»Ich hatte keine Ahnung, dass die neue Online-Single-Börse so schnell arbeitet«, murmelte Saxton mit geschlossenen Augen.
»Ich habe gewisse Verbindungen.«
»Sieht ganz danach aus.«
»Wir werden bei Sonnenuntergang hier abgeholt.«
Das bewirkte, dass Saxton die Lider hob. »Von wem? Und wo soll es hingehen?«
»Wir werden uns um dich kümmern.«
Saxton atmete tief ein und schnaufend wieder aus. »Spielst du wieder den rettenden Engel?«
»Du kannst es ruhig zwanghaft nennen.« Bei diesem Kommentar ging Blay zu einer Sofaliege hinüber und legte sich darauf nieder. Er zog einen Überwurf aus kuscheligem Fell über seine Beine, pustete die Kerze neben sich aus und machte es sich bequem.
»Blaylock?«
Gott, diese Stimme. So tief und ruhig im dämmrigen Licht.
»Ja.«
»Du lässt mich als schlechter Gastgeber dastehen.« Sein Atem setzte kurz aus. »Diese Liege ist kein geeigneter Schlafplatz für dich.«
»Es wird schon gehen.«
Saxton schwieg eine Weile. »Du betrügst ihn nicht, indem du dich neben mich ins Bett legst. Außerdem bin ich momentan gar nicht in der Lage, die Situation auszunutzen. Und selbst wenn, respektiere ich dich genug, um dich nicht in eine unangenehme Situation bringen zu wollen. Allerdings könnte ich
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