Black Dagger 16 - Mondschwur
den starken süßlichen Geruch zu erklären, dem sie hierher gefolgt war. Daher musste sie annehmen, dass die Initiationen erfolgreich gewesen waren und dass das, was sich nun im Verborgenen befand, nicht länger menschlich war.
Sie sah sich um und blickte zum Wald. Wo Omegas Goldjunge wohl steckte?
Xhex ging zur Vorderseite des Hauses und entdeckte einen Briefträger, der eindeutig unter Schock stand und gerade von einem Polizisten vernommen wurde.
Zweifelsohne hatte der Postmann die Cops gerufen …
Xhex hielt ihre Tarnung aufrecht und sah zu, wie die Polizisten immer wieder würgend ihrer Arbeit nachgingen. Sie wartete darauf, dass Lash sich zu erkennen gab oder irgendein anderer Lesser auftauchte. Als kurze Zeit darauf die Fernsehteams anrückten, beobachtete sie, wie sich eine gar nicht so übel aussehende Blondine auf dem Rasen vor dem Haus als Starreporterin versuchte. Sobald die Aufnahmen im Kasten waren, begann sie, die Cops mit Fragen zu bombardieren, bis diese ihr genervt erlaubten, einen Blick ins Haus zu werfen.
Das war dann wohl doch zu viel für die seriöse Journalistin.
Als sie wie ein Mädchen in Ohnmacht fiel und einem der Uniformierten in die Arme sank, verdrehte Xhex die Augen und wandte sich dann ab.
Mist. Offensichtlich konnte sie es sich eine Weile gemütlich machen. Als sie hierhergekommen war, lechzte sie nach einem Kampf. Aber wie so oft im Krieg dauerte es manchmal einige Zeit, bis der Feind auftauchte.
»Überraschung!«
Xhex drehte sich so schnell um, dass sie fast das Gleichgewicht verlor. Das Einzige, was verhinderte, dass sie hinfiel, war der erhobene Arm mit dem Dolch, der zum Stoß bereit war.
»Wir hätten doch zusammen duschen sollen.«
Blay verschluckte sich am Kaffee, den er für sie beide aufgebrüht hatte, während Saxton seelenruhig an seiner Tasse nippte. Es war ziemlich offensichtlich, dass der Typ diese Reaktion provozieren wollte und sie nun gründlich genoss.
»Ich mag es, dich zu überraschen«, meinte Saxton.
Bingo! Und natürlich machten es Blay seine verdammten Rotschopfgene unmöglich, ein Erröten zu verbergen.
Eine Limousine ließ sich leichter in einer Tasche verstecken.
»Weißt du, die Umwelt ist auch sehr wichtig. Die Reinhaltung des Wassers und all das. Umweltbewusst zu werden … nackt herumzulaufen.«
Saxton lehnte in seinem seidenen Morgenmantel an den Satinkissen seines Betts, während Blay ausgestreckt am Ende der Matratze lag und mit seinem Gewicht die präzise gefaltete zusätzliche Bettdecke zerdrückte. Das
Kerzenlicht machte aus der Situation eine Szene wie aus einer erotischen Fantasie, indem es alle Linien und Kanten verwischte.
Inmitten der dunkelbraunen Satinbettwäsche sah Saxton mit seinem lockigen blonden Haar, das wie hingegossen wirkte, obwohl er es weder mit Stylingschaum noch mit Haarspray behandelt hatte, hervorragend aus. Mit halb geschlossenen Lidern und der nur teilweise zugedeckten nackten Brust schien er bereit und willig zu sein … und in Anbetracht des Dufts, den er verströmte, auch in der Lage, genau das zu sein, was Blay brauchte.
Aber nur innerlich. Sein Äußeres ließ im Moment doch etwas zu wünschen übrig: Sein Gesicht war geschwollen, und seine Lippen waren empfindlich, aber nicht wegen eines Schmollmunds, sondern wegen der Hiebe eines Arschlochs, und er bewegte sich sehr vorsichtig, als ob er am ganzen Körper mit blauen Flecken übersät wäre.
Das war kein gutes Zeichen. Etwa zwölf Stunden nach dem Angriff auf ihn hätten seine Wunden inzwischen verheilt sein sollen. Er war schließlich ein Aristokrat und hatte eine gute Blutlinie.
»Ach, Blaylock, was machst du bloß hier?« Saxton schüttelte den Kopf. »Mir ist immer noch nicht klar, warum du hergekommen bist.«
»Wie hätte ich wegbleiben können?«
»Du spielst gerne den Helden, nicht wahr?«
»Es ist nicht sehr heldenhaft, jemandem Gesellschaft zu leisten.«
»Unterschätz das mal nicht«, meinte Saxton barsch.
Das ließ Blay stutzen. Saxton hatte sich den ganzen Morgen und auch am Nachmittag so cool verhalten wie immer, aber er war angegriffen worden. Auf brutalste Weise.
»Bist du okay?«, fragte Blay sanft. »Wirklich okay?«
Saxton starrte in seinen Kaffee. »Ich habe manchmal Schwierigkeiten, das Verhalten der Menschen und auch das der Mitglieder unseres Volkes zu begreifen.«
»Es tut mir leid, was letzte Nacht passiert ist.«
»Tja, aber du bist dadurch in meinem Bett gelandet.« Saxton lächelte so breit, wie er konnte,
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