Black Dagger 16 - Mondschwur
aufgemotzter
Honda Civic, der vom Autoschönheitschirurgen auf Playboy gestylt worden war. Er hatte einen Heckspoiler, der an die Fluke eines Wals erinnerte, und eine Frontschürze, die gerade mal acht Zentimeter Bodenfreiheit übrig ließ. Außerdem war er in Grau, Pink und schrillem Gelb gespritzt worden und sah aus wie ein Mädchen aus dem mittleren Westen, das in einen Pornofilm geraten war.
Doch wer hätte das gedacht … Der Lesser hinter dem Steuer hatte einen Gesichtsausdruck, der so gar nicht zu dem Wagen passte, den er fuhr. Es sei denn, jemand hatte ihm gerade in den Tank gepinkelt.
»Ich verwette meinen Arsch darauf, dass das der neue Haupt-Lesser ist«, meinte Xhex. »Lash würde seinem Stellvertreter auf keinen Fall so eine Kiste zugestehen. Ich habe vier Wochen mit dem Wichser verbracht, und es ging immer nur um ihn.«
»Führungswechsel!« Trez nickte. »Das passiert bei denen öfter.«
»Ihr müsst dem Wagen folgen«, meinte sie. »Schnell, hängt euch dran …«
»Wir dürfen dich nicht zurücklassen. Befehl vom Chef.«
»Wollt ihr mich verdammt nochmal verarschen?« Xhex’ Blick schwenkte vom Civic zum Ort des Verbrechens und dann wieder zurück zur entschwindenden Fluke des Wagens. »Geht! Wir müssen ihn verfolgen …«
»Nee. Außer du möchtest selbst … dann werden wir mit dir gehen. Stimmt doch, iAm?«
Als der andere Schatten nickte, hätte Xhex am liebsten gegen die Wandverkleidung des Hauses geschlagen, an der sie lehnte. »Das ist absolut lächerlich!«
»Kaum. Du wartest darauf, dass Lash hier auftaucht, und dann willst du sicher nicht nur einen netten Plausch mit ihm halten. Wir werden dich also keinesfalls allein
hier zurücklassen – und den Du bist nicht mein Chef -Mist kannst du dir sparen. Auf dem Ohr bin ich nämlich taub.«
iAm nickte begeistert: »Das ist er wirklich.«
Xhex richtete ihren Blick auf das Nummernschild des lächerlichen Hondas. Oh verfluchte Scheiße … Andererseits, wenn die Schatten nicht hier wären, wäre sie auch geblieben und hätte sich vorerst nur die Nummer notiert und die Spur später verfolgt.
»Mach dich nützlich«, maulte sie, »und gib mir dein Handy.«
»Bestellst du eine Pizza? Ich bin hungrig.« Trez gab ihr sein BlackBerry. »Ich hätte gerne viel Salami auf meiner. Mein Bruder hat Käse lieber.«
Xhex holte Rehvs Nummer aus dem Speicher und rief ihn an, weil das der schnellste Weg war, die Brüder zu erreichen. Als sich nur die Voicemail meldete, wandte sie ihren Blick vom Auto ab und bat Vishous, die Spur zu verfolgen.
Dann legte sie auf und warf das Handy zurück zu Trez.
»Keine Pizza also?«, murmelte er enttäuscht. »Die hätten sicher geliefert.«
Xhex verbiss sich einen Fluch, runzelte die Stirn und erinnerte sich daran, dass V ihr selbst ein Handy gegeben hatte. Mist! … Sie war nicht so aufmerksam, wie sie es in dieser Situation sein sollte.
»Und da kommt auch schon die nächste Abteilung«, meinte iAm.
Ihr Blick schoss zur Straße, auf der ein Zivilfahrzeug zum Haus fuhr. Der Mordermittler, der ausstieg, war ihr nur allzu gut bekannt. Es war José de la Cruz.
Wenigstens hatten die Menschen einen guten Mann geschickt. Andererseits waren seine Fähigkeiten hier vielleicht doch nicht so hilfreich. Je weniger sich die Menschen
in solche Fälle einmischten, desto besser. Doch de la Cruz hatte den Instinkt und das Durchhaltevermögen eines Bluthunds.
Mann … das würde ein langer, beschissener Tag werden. Ein sehr, sehr langer, beschissener Tag.
Sie sah den Menschen bei ihrem geschäftigen Treiben zu und spürte, wie das Gewicht ihrer beiden Leibwächter ihren Kopf nach unten drückte. Zur Ablenkung begann sie, mit den Fingern ihrer rechten Hand die Gesten zu formen, die ihr John beigebracht hatte.
A …
B …
C …
Lash erwachte und hörte jemanden stöhnen. Allerdings nicht vor Lust.
Dass er mit dem Gesicht nach unten auf einer nackten Matratze in seiner schäbigen Wohnung lag, war nur ein weiterer Abturner. Der dritte Schicksalsschlag war, dass er beim Aufstehen einen schwarzen Fleck hinterließ.
Eine Art Schatten am Boden, eine Spiegelung dessen, was er einmal war.
Gottverfluchte Scheiße! Er war wie dieser Typ am Ende von Jäger des verlorenen Schatzes, dessen Gesicht weggeschmolzen war … Derjenige, von dem es im Extrateil der DVD hieß, dass der Spezialeffekt mit Götterspeise und einem Heißluftfön erzeugt worden war.
Nicht gerade die Rolle, die er im wirklichen Leben spielen wollte.
Er ging
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