Black Dagger 16 - Mondschwur
war.
Seine Augen wanderten zum Computer, und er dachte an die schattenhafte Gestalt. Aus irgendeinem Grund hatte er das Bild eines leeren, höhlenartigen Raums im zweiten Stock dieses Hauses vor Augen – und eines riesigen Mannes, der im Dunkeln in einem Sessel saß, in einem Lichtkegel, der nur seine Knie und Stiefel erhellte.
Und dann lehnte sich der Mann nach vorne … ins Licht …
Der bohrende Schmerz in Greggs Kopf brachte ihn auf den Gedanken, dass ihm jemand eins übergezogen haben musste.
»Bist du okay?«, fragte Holly und setzte sich auf. »Hast du wieder Kopfschmerzen?«
Er nickte, obwohl die Bewegung seine Sicht verschwimmen
ließ und sich sein Magen anfühlte, als ob er saure Milch getrunken hätte. »Ja. Wahrscheinlich brauche ich eine neue Brille. Vielleicht sogar eine Zweistärkenbrille … verdammt!«
Holly strich ihm übers Haar, und als er ihr in die Augen blickte, ließ der Schmerz nach, und er spürte ein seltsames Gefühl in seiner Brust. Ob das wohl Glück war?, fragte er sich.
Ja, es schien so. In seinem Leben hatte er schon die gesamte Gefühlspalette durchgemacht … aber so hatte er sich noch nie gefühlt. So vollständig und zufrieden.
»Holly, du bist so viel mehr, als ich jemals erwartet hatte«, flüsterte er und streichelte ihre Wange.
Mit Tränen der Rührung in den Augen antwortete sie: »Und du bietest mir plötzlich alles, was ich mir jemals gewünscht habe.«
»Tja, dann war das wohl die Show unseres Lebens.« Er küsste sie langsam und zärtlich. »Und ich habe das perfekte Ende dafür.«
»Wirklich?«
Gregg nickte und flüsterte dann direkt in ihr Ohr: »Ich liebe dich.«
Das war das erste Mal, dass er diese Worte aussprach und sie auch wirklich meinte.
Als sie »Ich liebe dich auch« erwiderte, küsste er sie ausgiebig … und hatte das Gefühl, dass er den Augenblick einem Geist verdankte.
Das gab es in der »realen« Welt nicht.
Andererseits waren Paare schon durch seltsamere Wendungen des Schicksals zusammengekommen. Worauf es wirklich ankam, war, dass die beiden am Ende das Richtige taten. Wie sie genau zusammengekommen waren, zählte nicht.
Außerdem konnte er nun vielleicht endlich damit aufhören, sich die Haare zu färben.
Ja, das Leben war schön. Insbesondere, wenn man sein Ego etwas zurückschraubte … und die richtige Frau aus den richtigen Gründen neben einem im Bett lag.
Diesmal würde er Holly nicht wieder gehen lassen.
Und er würde sich so um sie kümmern, wie es ihr zustand … und zwar für immer. Diese Vorstellung gefiel ihm.
27
In der Privatklinik der Bruderschaft stand Xhex an Johns Seite, während Doc Jane Röntgenaufnahmen seines verletzten Beines machte. Sobald die Bilder fertig waren, brauchte die Ärztin nicht lange, um zu dem Schluss zu kommen, dass das Bein operiert werden musste – und selbst Xhex konnte trotz der Panik, die sie an diesem Ort immer befiel, das Problem auf dem Röntgenbild klar erkennen. Die Kugel saß einfach zu nahe am Knochen, um keine Schmerzen zu verursachen.
Während Jane nach Ehlena rief und sich OP-Klamotten anzog, verschränkte Xhex die Arme vor der Brust und begann, nervös auf und ab zu marschieren.
Sie konnte nicht atmen. Und das war schon der Fall, bevor sie einen Blick auf Johns Bein riskiert hatte.
Als er ihr leise zupfiff, schüttelte sie nur den Kopf und setzte ihren Marsch fort. Dabei durchschritt sie den gesamten Raum. Wie sich herausstellte, war es aber keine gute Idee, an all den Schränken voller medizinischer
Gerätschaften hinter Glastüren vorbeizugehen: Ihr Herz pochte umso schneller und so laut, dass ihre Trommelfelle davon vibrierten.
Oh Gott! Sie kämpfte schon die ganze Zeit, seit sie zusammen hier angekommen waren, gegen die Panik an. Und jetzt sollte er aufgeschnitten und dann wieder zusammengenäht werden?
Sie würde dabei ganz bestimmt durchdrehen.
Aber ehrlich gesagt … wenn sie versuchte, logisch darüber nachzudenken, war das bescheuert. Erstens war es nicht ihr Körper, der da unters Messer kam. Zweitens war es eindeutig keine gute Idee, die Bleikugel an Ort und Stelle zu lassen. Und drittens … halllloooo … wurde er schließlich von jemandem behandelt, der bereits bewiesen hatte, dass er, oder besser gesagt sie, mit dem Skalpell umgehen konnte.
Na, wenn das keine vernünftigen Argumente waren! Aber das ließ ihre Nebenniere kalt.
Phobien waren doch etwas wirklich Nettes.
Der zweite Pfiff war ein Befehl, und so blieb sie vor John stehen und blickte ihn
Weitere Kostenlose Bücher