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Black Dagger 16 - Mondschwur

Black Dagger 16 - Mondschwur

Titel: Black Dagger 16 - Mondschwur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.R. Ward
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großzügig mit dem Desinfektionsmittel benetzte und Johns Haut dabei rotbraun färbte, ging Xhex etwas benommen an Johns Füßen vorbei auf die andere Seite.
    Das war tatsächlich die bessere Position: Nun stand sie direkt neben einer orangefarbenen Tonne für biogefährlichen Abfall – einfach perfekt, falls sie sich übergeben musste.
    »Die Kugel muss entfernt werden, weil sie ihm sonst mit der Zeit Probleme bereiten würde. Wenn er weniger aktiv wäre, würde ich sie eventuell einfach drinnen lassen. Aber bei einem Soldaten ist es am besten, den konservativen Weg zu gehen. Außerdem heilen Wunden bei euch Vampiren unglaublich schnell.« Doc Jane warf den Desinfektionsschwamm in die Tonne neben Xhex. »Anhand der Erfahrungen, die ich bei dir sammeln konnte, verheilen Knochenverletzungen bei euch in ungefähr vierundzwanzig Stunden.«
    Xhex fragte sich, ob sich die Ärztin oder die Schwester bewusst waren, dass sich der Boden unter ihren Füßen wellenartig bewegte. Denn es fühlte sich definitiv so an, als ob sie sich auf dem Deck eines Bootes befinden würde.
    Ein Blick auf die beiden Frauen vom Fach bestätigte, dass sie wie Felsen in der Brandung völlig ruhig dastanden.
    »Ich werde jetzt den ersten Schnitt setzen« – Doc Jane beugte sich mit dem Messer über Johns Bein – »und zwar genau hier. Was du hier direkt unter der Haut sehen wirst, ist das Bindegewebe. Das ist die feste äußere Hülle, die unser
Inneres zusammenhält. Bei einem durchschnittlichen Menschen findet man dazwischen Fettzellen, aber John ist in hervorragender Form. Unter dem Bindegewebe liegt der Muskel.«
    Xhex beugte sich interessiert vor, um sich einen Überblick zu verschaffen … und verharrte dann in dieser Stellung.
    Als Doc Jane die Klinge erneut ansetzte, zog sich die kräftige Hülle zurück und gab den Blick auf die darunterliegenden, dunkelrosafarbenen Muskelstränge frei … durch die ein Loch verlief. Xhex betrachtete den Schaden, den die Kugel in Johns Bein angerichtet hatte, und hätte den Jäger dafür am liebsten noch einmal umgebracht. Und, verdammt nochmal, Rhage hatte Recht gehabt: Nur wenige Zentimeter weiter links oben und John wäre …
    Okay, darüber wollte sie jetzt lieber nicht nachdenken, dachte sie, und veränderte ihre Position, um eine noch bessere Sicht zu erhalten.
    »Absaugen.«
    Ein leises Zischen war zu hören, als Ehlena einen kleinen weißen Schlauch zur Hand nahm und damit Johns frisches rotes Blut entfernte.
    »So, und jetzt werde ich mit meinem Finger nach der Kugel tasten – der menschliche Tastsinn eignet sich manchmal besser als alles andere …«
    Xhex beobachtete schließlich aufmerksam jeden Handgriff bis zum Ende der OP: vom ersten Schnitt über das Entfernen der Bleikugel bis hin zum letzten Nadelstich.
    »… und das war’s«, meinte Doc Jane etwa fünfundvierzig Minuten später.
    Während Ehlena Johns Bein verband und Doc Jane Johns Infusionen neu einstellte, nahm Xhex die Kugel
vom Tablett und betrachtete sie ausführlich. So klein. So verdammt klein. Aber fähig, tödlichen Schaden anzurichten.
    »Gut gemacht, Doc«, meinte sie rau und steckte das Ding in die Tasche.
    »Lass mich ihn zuerst wieder aufwecken, damit du ihm in die Augen sehen kannst und weißt, dass auch wirklich alles in Ordnung ist.«
    »Kannst du Gedanken lesen?«
    Die Ärztin blickte sie weise an. »Nein. Ich habe nur sehr viel Erfahrung mit Angehörigen und Freunden. Die meisten sind erst beruhigt, nachdem sie dem Patienten in die Augen geblickt haben. Und ihm wird es ähnlich ergehen, wenn er dein Gesicht sieht.«
    Etwa acht Minuten später war John wieder bei Bewusstsein, wie Xhex mit einem Blick auf die Wanduhr feststellte.
    Als er die Lider hob, stand sie neben seinem Kopf und hielt seine Hand. »Hallo … willkommen zurück!«
    John wirkte erwartungsgemäß noch ziemlich benommen, aber der Blick aus seinen hellblauen Augen war unverändert. Und sein kräftiger Händedruck ließ keinen Zweifel daran aufkommen, dass er zurück war – und zwar mit voller Kraft.
    Xhex stieß langsam den Atem aus, den sie vor Spannung unbewusst angehalten hatte, und eine Woge der Erleichterung erfasste sie. Doc Jane hatte Recht gehabt, als sie ihr geraten hatte, zu bleiben. Sobald Xhex gespannt zuhörte, genau zusah und dabei lernte, ließ ihre Panik nach, bis sie nur noch ein leises Brummen war, das sie gut unter Kontrolle halten konnte. Aber es war ja auch überaus faszinierend, zu sehen, wie der Körper aufgebaut

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