Black Dagger 16 - Mondschwur
noch weniger erwartet, dass du extra für mich Kaffee kochen würdest. Außerdem hast du mich noch nie gefragt, was ich über unsere Arbeit denke.«
Himmel … sie hatte Recht.
Holly zuckte mit den Schultern. »Ich schätze, es überrascht mich nicht, dass du nie an das geglaubt hast, was du gemacht hast. Aber ich freue mich, dass du es jetzt tust.«
Gregg konnte ihrem Blick nicht mehr standhalten und sah über das Bettende hinweg zu den beiden Fenstern am anderen Ende des Zimmers. Durch die Vorhänge war der Mond kaum zu erkennen, nur ein leichtes Schimmern am dunklen Horizont.
Holly räusperte sich. »Es tut mir leid, wenn ich dich damit in Verlegenheit gebracht habe.«
»Oh … ja … ich meine, nein.« Er nahm ihre freie Hand und drückte sie. »Hör mal, da ist etwas, das ich dir sagen möchte.«
Er fühlte, wie sie sich versteifte – damit waren sie schon zu zweit. Er war plötzlich auch angespannt.
Gregg räusperte sich lautstark. »Ich färbe mir die Haare.«
Es entstand eine Pause voller Anspannung – zumindest auf seiner Seite. Und dann brach Holly in ein glucksendes Lachen aus. In das herzhafte, glückliche Lachen, das man üblicherweise von sich gibt, wenn man über etwas sehr erleichtert ist.
Sie lehnte sich an ihn und fuhr ihm mit den Fingern durch seine unechten dunklen Wellen. »Wirklich?«
»Ja, ich habe graue Schläfen. So richtig graue. Ich habe angefangen, etwas dagegen zu tun, und zwar ungefähr ein Jahr, bevor ich dich getroffen habe. In Hollywood muss man doch ewig jung bleiben, wie du weißt.«
»Wo lässt du dir denn die Haare färben? Ich habe noch nie bemerkt, dass sie nachwachsen.«
Fluchend erhob er sich vom Bett und ging zu seinem Koffer, in dem er einige Zeit herumwühlte. Schließlich zog er eine kleine Schachtel heraus und murmelte: »Das
ist eine spezielle Haarfarbe für Männer. Ich färbe meine Haare selbst. Ich will schließlich nicht in einem Friseursalon erwischt werden.«
Holly grinste ihn so breit an, dass sich Falten um ihre Augen bildeten. Und was sagte man dazu: Sie gefiel ihm auch mit Falten. Ihr hübsches Gesicht erhielt dadurch mehr Charakter.
Gregg sah auf die Schachtel hinunter. Beim Anblick des Modells auf der Vorderseite kamen ihm alle möglichen und unmöglichen Erkenntnisse. »Weißt du was, ich hasse Ed-Hardy-T-Shirts. Bei den verdammten Dingern tun einem die Augen weh. Und von künstlich gealterten Jeans bekomme ich Juckreiz … und die Schuhe mit der quadratischen Spitze drücken ganz schrecklich an den Zehen. Außerdem habe ich es satt, jeden zu verdächtigen und nur für Geld zu arbeiten, damit ich es zuerst für etwas ausgeben kann, das nächstes Jahr schon nicht mehr modern ist.« Er warf die Haarfarbe zurück in seinen Koffer und genoss es, dass er sie nicht mehr vor ihr verstecken musste. Und was die Dateien auf diesem Computer angeht … Das hier sind die ersten, die Stan und ich nicht gefälscht haben. Ich arbeite wohl schon zu lange in einer Branche voller Lügen und Betrug. Das einzig Echte an der ganzen Sache war immer das Geld. Und weißt du was, ich glaube nicht, dass mir das in Zukunft noch genügen wird.«
Als er sich wieder aufs Bett legte, trank Holly ihren letzten Schluck Kaffee, stellte Becher und Laptop zur Seite und kuschelte sich dann an seine Brust.
Das war die beste Bettruhe, die er jemals gehabt hatte.
»Und was möchtest du als Nächstes tun?«, fragte sie.
»Weiß ich nicht. Auf jeden Fall nicht mehr auf Geisterjagd gehen. Vielleicht werde ich Produzent, wer weiß?« Er sah auf ihren blonden Schopf hinunter und musste
lächeln. »Du bist die Einzige, die von meinen grauen Haaren weiß.«
Und er hatte das eigenartige Gefühl, dass dieses Geheimnis bei ihr gut aufgehoben war.
»Das ist mir gleichgültig«, meinte sie und streichelte seine Brust. »Und das sollte es dir auch sein.«
»Wie kommt es, dass mir nie aufgefallen ist, wie klug du bist?«
Ihr Lachen ließ seine Brust vibrieren. »Vielleicht, weil du dich wie ein Idiot verhalten hast?«
Gregg legte den Kopf in den Nacken und lachte. »Ja, wahrscheinlich.« Er küsste ihre Schläfe. »Oder besser … ganz bestimmt. Aber das ist nun aus und vorbei.«
Gott … er war sich immer noch nicht sicher, was genau sich verändert hatte. Hm, eigentlich alles … aber der Grund dafür war ihm schleierhaft. Er hatte das Gefühl, als ob ihm jemand den Kopf gewaschen hätte. Aber er konnte sich nicht daran erinnern, wer das getan hatte bzw. wo oder wann es geschehen
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