Black Dagger 17 - Vampirschwur
zu lösen, und schon musste er sich beherrschen, nicht lüstern zu hecheln.
Eine Vampirin.
In seinem Kopf hallte das Wort nach, gesprochen mit ihrer Stimme und ihrem Akzent … Am meisten schockierte ihn seine Beherrschtheit angesichts dieser Enthüllung. Ja, wenn er überlegte, was das bedeutete, fing seine Festplatte an, Funken zu sprühen und zu knistern: Fänge waren also nicht nur etwas, das man ausschließlich auf Halloweenpartys und in Horrorfilmen zu sehen bekam.
Und doch war das Gruseligste an der Angelegenheit, dass es ihm so gar nicht gruselig vorkam.
Das und diese erotische Anziehungskraft, die sie auf ihn ausübte.
»Mein Haar?«, bohrte sie nach.
»Ja«, flüsterte er. »Bin schon dabei.«
Klar, dass nicht das leiseste Zittern seine Hände behinderte. Nein. Kein bisschen.
Natürlich schlackerten diese elenden Verräter wie wild.
Das Band, das den Zopf zusammenhielt, war aus dem weichsten Stoff, den er je berührt hatte. Keine Baumwolle. Keine Seide … Es war etwas, das ihm noch nie zuvor untergekommen war, und seine geschulten Chirurgenfinger schienen ungeschickt und rau, als er den verschlungenen Knoten löste. Und dann ihr Haar … gütiger Himmel, im Vergleich zu ihrem lockigen schwarzen Haar fühlte dieser Stoff sich an wie Brennnesseln.
Zentimeter für Zentimeter entwirrte er die drei Stränge, und die befreiten Wellen wirkten weich und schwer zugleich. Und weil er so ein Schmutzfink war, konnte er an nichts anderes denken, als wie dieses verdammte Haar über seine nackte Brust fiel … seinen Bauch … seinen Schwanz …
»Danke, das reicht«, sagte sie.
Und ob es reichte. Er zerrte seinen inneren Lustmolch zurück ins Land der gesitteten Konversation und zwang seine schmutzigen Pfoten, sofort aufzuhören. Selbst mit nur halb gelöstem Haar war ihr Anblick verblüffend. Wenn sie schon mit geflochtenem Haar wunderschön war, so war sie absolut unwiderstehlich mit diesen Wellen, die sich um ihre Hüften schmiegten.
»Und nun flechtet das hier hinein, bitte«, sagte sie und hielt ihm seine Visitenkarte mit matter Hand entgegen. »Auf diese Weise findet sie niemand.«
Er blinzelte und dachte dann, hey, stimmt. Nie im Leben würde Ziegenbart-Aggro zulassen, dass seine Schwester ihren Chirurgen anfasste …
Oder nein, nicht anfasste, korrigierte er sich.
Nun ja, vielleicht ein bisschen. So wie er sie nehmen wollte. Äh … anfassen.
Schluss mit dem Unsinn, Manello, auch wenn du zum Glück nichts von alledem laut ausgesprochen hast.
»Wie genial«, meinte er. »Sehr schlau.«
Sie musste lächeln, und, Herrgott, dieses Lächeln fiel definitiv in die Kategorie »heilige Scheiße«. Ihre Eckzähne waren scharf und lang … durch die Evolution dazu bestimmt, sich in jemandes Kehle zu schlagen.
Ein Orgasmus prickelte an der Spitze seiner Erektion.
Und in diesem Moment runzelte sie kurz die Stirn.
O Mann, bitte nicht. »Äh … kannst du Gedanken lesen? «
»Wenn ich bei Kräften bin, ja. Es war aber dein Geruch, der soeben stärker wurde.«
Sie brachte ihn ins Schwitzen und wusste das auch noch irgendwie. Aber ihm schien, dass sie keine Ahnung hatte, was der Grund dafür war. Und wenn das mal nicht so scharf war wie alles andere an ihr: Sie war völlig arglos, als sie ihn so ansah.
Andererseits kam sie vielleicht deshalb nicht auf erotische Gedanken, weil er ein Mensch war. Außerdem, hallo, sie kam gerade frisch aus dem OP, also bot ihr die Situation nicht gerade die Flirtatmosphäre einer Strandbar.
Manny unterbrach seinen neuerlichen inneren Monolog und faltete die Visitenkarte in der Mitte. Das Gute an ihrem Haar war, dass seine Karte in null Komma nichts im Zopf eingeflochten war. Als er fertig war, wickelte er das Stoffband wieder um das Ende und band eine Schleife. Dann legte er den Zopf vorsichtig neben ihr auf das Bett.
»Ich hoffe, du meldest dich«, sagte er. »Ich hoffe es wirklich. «
Ihr trauriges Lächeln verriet ihm, dass die Chancen nicht allzu gut standen, aber immerhin. Der Kontakt zwischen den beiden Spezies stand offensichtlich nicht auf ihrer Hitliste, sonst würde man mit dem Begriff Blutbank etwas ganz anderes verbinden.
Aber zumindest hatte sie seine Nummer.
»Was, meinst du, wird passieren?«, fragte sie mit einem Nicken in Richtung ihrer Beine.
Seine Augen folgten ihrem Blick. »Ich weiß es nicht. Für dich gelten offensichtlich andere Regeln … also ist so ziemlich alles möglich.«
»Sieh mich an«, sagte sie. »Bitte.«
Er musste lächeln.
Weitere Kostenlose Bücher