Black Dagger 17 - Vampirschwur
operierte, als würde sein Leben davon abhängen, und nicht nur, weil ihm der Bruder dieser Frau tatsächlich gedroht hatte.
Obwohl es völlig unsinnig war: Sie zu verlieren, was immer sie auch war … würde einer Tragödie gleichkommen, für die er keine Worte fand.
10
Das Erste, was Payne nach dem Erwachen sah, waren zwei männliche Hände. Sie saß offensichtlich aufrecht in einem Gebilde aus Schlingen, die ihren Kopf und ihren Nacken stützten. Die betreffenden Hände lagen auf der Bettkante neben ihr. Schön und geschickt, mit kurzgeschnittenen Nägeln, ruhten sie auf einem Stapel Papier und blätterten leise durch die vielen Seiten.
Der Mensch, zu dem sie gehörten, las mit gerunzelter Stirn und machte sich gelegentlich mit einem Schreibutensil Notizen. Sein Bartschatten war dunkler als zuvor, und daraus schloss sie, dass Stunden vergangen sein mussten.
Ihr Heiler sah so erschöpft aus, wie sie sich fühlte.
Als sie immer mehr zu Bewusstsein kam, fiel ihr ein leises Piepsen neben ihrem Kopf auf … und ein dumpfer Schmerz in ihrem Rücken. Sie hatte ein Gefühl, als hätte man ihr Arzneien gegeben, um sie zu betäuben, aber das wollte sie eigentlich nicht. Lieber wachsam sein – im Moment fühlte sie sich wie in Watte gepackt, und das wirkte auf seltsame Weise beängstigend.
Noch unfähig zu sprechen, sah sie sich um. Sie war allein mit diesem Mann, und sie befand sich nicht im selben Raum wie vorher. Draußen wetteiferten verschiedene Stimmen in diesem seltsamen menschlichen Akzent gegen einen konstanten Strom von Schritten.
Wo war Jane? Die Brüder …
»Helft … mir …«
Der Heiler zuckte zusammen, dann legte er die Papiere auf einen Rolltisch. Er sprang auf die Füße, beugte sich zu ihr hinab, und sein Geruch kitzelte aufs Köstlichste in ihrer Nase.
»Hallo«, sagte er.
»Ich spüre … nichts …«
Er nahm ihre Hand, doch als sie weder Wärme noch seine Berührung fühlen konnte, wurde sie sofort nervös. Er aber war für sie da: »Ganz ruhig … bloß keine Sorge. Das sind nur die Betäubungsmittel. Es ist alles in Ordnung, ich bin hier. Ganz ruhig …«
Seine Stimme besänftigte sie, wie es eine streichelnde Hand getan hätte.
»Sagt mir«, forderte sie mit belegter Stimme, »was … ist geschehen?«
»Die Operation lief zufriedenstellend«, erklärte er langsam. »Ich habe die Wirbelsäule korrigiert, das Rückenmark war zum Glück nicht vollkommen gequetscht.«
Payne zog die Schultern hoch und versuchte, ihren schweren, schmerzenden Kopf leicht zu drehen, aber die Schlingenkonstruktion hielt sie fest. »Euer Ton … sagt weit mehr als Eure Worte.«
Darauf erwiderte er nichts. Er beruhigte sie nur weiter mit seinen Händen, die sie nicht fühlen konnte. Doch seine Augen sprachen mit ihr – und es waren keine guten Nachrichten.
»Sagt es mir«, presste sie hervor. »Was ist?«
»Nun, es ist nichts schiefgelaufen, aber ich kann noch nicht sagen, wie sich die Dinge entwickeln. Darüber kann nur die Zeit Aufschluss geben.«
Sie schloss kurz die Augen, doch die Dunkelheit erschreckte sie. Sie riss die Lider hoch, klammerte sich an den Anblick ihres Heilers … und erkannte zu ihrem Entsetzen in seinem schönen, finsteren Gesicht, dass er sich selbst die Schuld gab.
»Es ist nicht Eure Schuld«, sagte sie rau. »Alles ist so, wie es sein soll.«
Wenigstens dessen war sie sich sicher. Er hatte versucht, sie zu retten, und sein Bestes gegeben – doch die Unzufriedenheit mit sich selbst war ihm nur allzu deutlich anzusehen.
»Wie heißen Sie?«, fragte er. »Ich weiß noch nicht einmal Ihren Namen.«
»Payne. Ich bin Payne.«
Er runzelte die Stirn. Sicher gefiel ihm dieser Name nicht. Sofort wünschte Payne, man hätte sie anders genannt. Aber es gab noch einen weiteren Grund für seine Verstimmung, war es nicht so? Er hatte sie von innen gesehen und musste nun wissen, dass sie sich von ihm unterschied.
Sicher wusste er, dass sie »anders« war.
»Was Ihr vermutet«, flüsterte sie, »ist nicht falsch.« Der Heiler sog scharf die Luft ein und schien sie einen Tag lang anzuhalten. »Was geht in Eurem Kopf vor? Sprecht mit mir.«
Er lächelte leicht, und, o weh, wie hübsch das aussah. So hübsch. Traurig nur, dass es kein fröhliches Lächeln war.
»Im Moment …«, sagte er und fuhr sich mit der Hand durch das kräftige, dunkle Haar, »frage ich mich, ob ich es einfach sein lassen soll und mich weiter dumm stelle, als
würde ich nicht merken, was hier los ist. Oder mich
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