Black Dagger 17 - Vampirschwur
der Wahrheit beugen.«
»Der Wahrheit beugen«, sagte sie. »Ich kann mir keinen einzigen Moment der Falschheit leisten.«
»Okay.« Er sah ihr fest in die Augen. »Ich glaube, dass Sie …«
Die Tür ging einen Spaltbreit auf, und eine vollständig verhüllte Person steckte den Kopf herein. Dem zarten, angenehmen Geruch nach zu schließen war es Jane, verborgen unter einem blauen Kittel und einem Mundschutz.
»Es ist fast so weit.«
Manny ging los wie eine Rakete. »Ich bin nicht einverstanden damit.«
Jane kam rein und schloss die Tür. »Payne, du bist wach.«
»Ja.« Sie versuchte zu lächeln und hoffte, dass sich ihre Lippen bewegten. »Das bin ich.«
Der Heiler schob sich zwischen sie, als wollte er Payne beschützen. »Man darf sie noch nicht transportieren. Dafür ist es ungefähr eine Woche zu früh.«
Payne schielte zu den Vorhängen, die von der Decke bis zum Boden reichten. Ziemlich sicher befanden sich Fenster hinter den blassen Stoffstreifen, und ganz sicher würde mit Anbruch der Dämmerung jeder Sonnenstrahl in den Raum eindringen.
Jetzt pochte ihr Herz gegen ihre Rippen. »Ich muss fort. Wie lange noch?«
Jane sah auf die Uhr. »Ungefähr eine Stunde. Und Wrath ist bereits auf dem Weg hierher. Das ist gut.«
Vielleicht war das der Grund, weshalb sie sich so schwach fühlte. Sie musste sich nähren.
Als ihr Heiler etwas einwenden wollte, schnitt sie ihm das Wort ab und wandte sich an die Shellan ihres Zwillingsbruders: »Ich kümmere mich um das hier. Bitte lass uns allein.«
Jane nickte und ging rückwärts zur Tür hinaus. Sie hielt sich aber zweifelsohne in der Nähe.
Manny rieb sich die Augen, als hoffte er, dadurch seine Wahrnehmung ändern zu können … oder vielleicht sogar die Wirklichkeit, in der sie hier steckten.
»Welcher Name würde Euch für mich gefallen?«, fragte sie leise.
Er ließ die Hände sinken und sah sie eine Weile nachdenklich an. »Ach, scheiß auf die Sache mit dem Namen. Könnten Sie nur einfach ehrlich mit mir sein?«
Fürwahr, sie bezweifelte, dass sie ihm dieses Versprechen geben konnte. Obwohl die Technik des Gedankenauslöschens ziemlich einfach war, war sich Payne etwas unsicher bezüglich der Nachwirkungen. Sie fürchtete, sie würde ihm mehr Schaden zufügen, je mehr er wusste und je mehr es zu verhüllen galt.
»Was wünscht Ihr zu wissen?«
»Was sind Sie?«
Ihre Augen wanderten wieder zu den vorgezogenen Vorhängen. So behütet sie bisher gelebt hatte, wusste sie doch um die Mythen, die die Menschen um ihre Spezies geformt hatten. Untot. Mörder der Unschuldigen. Seelenlos und ohne Moral.
Kaum ein Grund für Begeisterungsstürme. Oder etwas, womit sie ihre letzten kostbaren Momente zu zweit verschwenden sollten.
»Ich darf mich nicht dem Sonnenlicht aussetzen.« Jetzt sah sie ihn wieder an. »Ich heile sehr viel schneller als Ihr. Und ich muss mich nähren, bevor ich bewegt werde – danach werde ich stabil genug sein, um zu reisen.«
Als er auf seine Hände blickte, fragte sie sich, ob er nun wohl wünschte, sie nicht operiert zu haben.
Und das Schweigen, das sich zwischen ihnen ausbreitete, wurde heimtückisch wie ein Schlachtfeld, es zu überqueren
war gefährlich. Dennoch hörte sie sich sagen: »Es gibt einen Namen für das, was ich bin.«
»Ich weiß. Aber ich wage nicht, ihn auszusprechen.«
Ein merkwürdiger Schmerz meldete sich in ihrer Brust, und mit größter Mühe zog sie ihren Unterarm hoch, bis ihre Hand über dem Punkt lag, an dem es wehtat. Merkwürdig, ihr ganzer Körper war wie betäubt, aber dieses Brennen spürte sie so …
Mit einem Mal verschwamm sein Anblick.
Sofort wurde sein Gesicht weicher, und er streichelte ihre Wange. »Warum weinen Sie?«
»Tu ich das?«
Er nickte und hob den Zeigefinger, so dass sie ihn sehen konnte. Auf der Kuppe seines Fingers schimmerte ein einzelner kristallener Tropfen. »Haben Sie Schmerzen?«
»Ja.« Mit eiligem Blinzeln versuchte sie, wieder klar zu sehen, aber es misslang. »Diese Tränen sind etwas Lästiges. «
Sein Lachen und der Anblick seiner weißen, geraden Zähne hob sie hoch in die Luft, auch wenn sie auf dem Bett liegen blieb. »Sie weinen wohl nicht oft, was?«, flüsterte er.
»Nie.«
Er lehnte sich zur Seite und brachte ein quadratisches Tuch zum Vorschein, mit dem er abtupfte, was über ihre Wangen lief. »Warum die Tränen?«
Sie brauchte eine Weile, bis sie es über die Lippen brachte. Doch dann musste sie es aussprechen: »Vampir.«
Er setzte sich
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