Black Dagger 19 - Liebesmond
passten sehr wohl zusammen – zumindest in dieser Hinsicht.
Scheiße, was nun?
Tja, eine Möglichkeit wäre … ihm eine SMS zu schicken, dass er zurückkommen soll, sich mit ihm einzusperren und ihr neues Büro so richtig unanständig einzuweihen.
Sie griff sogar nach dem Handy.
Doch letztlich schrieb sie etwas ganz anderes.
Wir finden eine Lösung. Versprochen.
Sie ließ das Handy sinken. Sie wusste, dass es an ihr und John lag, sich im Laufe der Zeit eine gemeinsame Zukunft zu erarbeiten – eine, mit der sie beide leben konnten.
Sie hatte ihre Zukunft darin gesehen, Seite an Seite mit ihm und der Bruderschaft zu kämpfen, genauso wie er.
Vielleicht war das noch immer der richtige Weg. Vielleicht aber auch nicht.
Sie sah sich in ihrem Büro um und wusste nicht so recht, wie lange sie hier sein würde …
Ein einmaliges, kräftiges Klopfen unterbrach ihre Grübeleien.
» Ja, bitte!«, rief sie.
Big Rob und Silent Tom kamen herein und sahen aus wie immer – als würden sie gleich irgendeinen Hitzkopf vermöbeln, der sich nicht benehmen konnte. Und sosehr sie in Gedanken bei John war, tat es doch gut, mit dem gewöhnlichen Betrieb konfrontiert zu werden. Sie hatte endlos viele Nächte dafür gesorgt, dass es keinen Ärger in Klubs gab.
Das konnte sie.
» Was gibt’s?«
Natürlich antwortete Big Rob. » Es gibt einen neuen Mitspieler in der Stadt.«
» Welcher Geschäftszweig?«
Big Rob tippte sich seitlich an die Nase.
Drogen. Fantastisch – aber wohl kaum eine Überraschung. Rehv war zehn Jahre lang oberster Drogenbaron in Caldwell gewesen, bevor er sich aus der Szene verabschiedet hatte. Und genauso wie in der Natur hatte ein Vakuum auf dem Markt nicht lange Bestand – und Geld war ein großer Anreiz.
Einfach super. Die Unterwelt von Caldwell glich schon jetzt einem dreibeinigen Tisch. Noch mehr Instabilität war ungesund.
» Wer ist es?«
» Das weiß niemand. Er ist wie aus dem Nichts erschienen und hat Berloise gerade Puder im Wert von einer Million abgekauft, in bar.«
Xhex runzelte die Stirn. Sie zweifelte zwar nicht an den Informationsquellen ihres Türstehers, aber das war eine Menge Stoff. » Es muss nicht heißen, dass es auch in Caldwell vertickt wird.«
» Das hier haben wir gerade einem Störenfried in der Herrentoilette abgenommen.«
Big Tom warf ein Zellophantütchen auf den Tisch. Es war die gewöhnliche Einheit von einer Viertelunze, abgesehen von einem kleinen Detail: Das Tütchen trug ein rotes Tintensiegel.
Ach du Scheiße …
» Ich habe keine Ahnung, was das für ein Schnörkel ist.«
Natürlich hatte er das nicht. Es war ein Schriftzeichen der Alten Sprache, eines, für das es keine Entsprechung in der Sprache der Menschen gab. Für gewöhnlich sah man es auf Dokumenten, und es stand für den Tod.
Die Frage war … wer versuchte hier, Rehvs Platz einzunehmen – und gehörte zufällig ihrer Spezies an?
» Der Kerl, dem ihr das abgenommen habt – habt ihr den gehen lassen?«, erkundigte sie sich.
» Er wartet in meinem Büro auf dich.«
Xhex stand auf und trat um den Tisch herum. Dann boxte sie Big Tom kräftig in den Arm: » Ich mochte dich schon immer.«
15
Oben im Heiligtum führte No’One Tohrment zur Bibliothek und ging davon aus, dass sie ihn dort seinen Nachforschungen überlassen würde, welcher Natur sie auch sein mochten. Doch als sie ihr Ziel erreichten, hielt er ihr die Tür auf und winkte sie voran.
Natürlich trat sie über die Schwelle.
Der Tempel der Bücher war lang und schmal gehalten, fast wie ein aufrecht stehender Foliant. Überall sah man in Leder gebundene Bände, gefüllt mit der sorgfältigen Schrift von Generationen von Auserwählten. Sie thronten, chronologisch geordnet, auf weißen Marmorregalen und erzählten die Geschichte des Lebens auf der Erde, wie es auf der klaren Wasseroberfläche bezeugt worden war.
Tohrment stand einen Moment lang da, und seine Krücke verlieh ihm Halt, als er den verbundenen Fuß anwinkelte.
» Wonach sucht Ihr?«, fragte No’One und musterte das nächstgelegene Regal. Beim Anblick der Bücher fragte sie sich, wie die Vergangenheit wohl in Zukunft aufgezeichnet werden würde. Nachdem die Auserwählten nun die wirkliche Welt erforschten, schrieben sie wenig bis gar nichts mehr nieder. Diese alte Tradition würde vielleicht verloren gehen.
» Das Jenseits«, antwortete Tohr. » Hast du eine Ahnung, ob es dazu auch eine Abteilung gibt?«
» Ich glaube, die Chroniken sind nach Jahren sortiert,
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