Black Dagger 20 - Schattentraum
gewandelt.
Mit einem letzten Nicken trat er in die verschneite Landschaft … und löste sich in Luft auf.
»G ibt’s hier einen Fernseher?«, hörte sie Lassiter aus der Küche fragen, wo Schränke geöffnet und geschlossen wurden.
»I hr müsst nicht bleiben », murmelte sie, immer noch völlig überwältigt.
»S ag mir nur, dass es hier einen Fernseher gibt, und ich bin glücklich.«
»J a, gibt es.«
»W ow, heute ist mein Tag – und keine Sorge, ich werde für gute Unterhaltung sorgen. Ich wette, irgendwo läuft ein Real-Housewives -Marathon.«
»W as soll laufen?«, fragte sie verdutzt.
»A m besten wären die New-Jersey-Folgen. Aber Atlanta ist auch okay. Oder Beverly Hills.«
Kopfschüttelnd wandte sich Autumn dem Engel zu und blinzelte gegen die ganzen Lichter an, die er angeschaltet hatte.
Moment, das waren keine Lichter, er selbst leuchtete.
»W ovon redet Ihr?«, fragte sie und konnte nicht fassen, wie er in einem solchen Moment vom Fernsehen sprechen konnte.
Der Engel grinste sie verschmitzt vom Herd aus an und zwinkerte ihr zu. »Ü berleg mal – wenn du Tohr vertrauen kannst und dein Herz für ihn öffnest, bist du mich für alle Zeiten los. Du musst dich ihm nur überlassen, mit Körper, Geist und Seele, Baby, dann bin ich so gut wie weg – und du musst dir nicht den Kopf über dämliche Fernsehsendungen zerbrechen.«
36
Am nächsten Abend stapfte Assail, Sohn des Assail, sobald es dunkel wurde, durch sein gläsernes Haus in Richtung Garage. Als er am Hintereingang vorbeikam, streifte sein Blick die Scheibe, die im Herbst ausgebessert worden war.
Sie war perfekt repariert. Man würde gar nicht auf die Idee kommen, dass hier etwas Gewalttätiges vorgefallen war, so sauber war das Loch gekittet.
Das konnte man von den Geschehnissen jener Nacht nicht behaupten. Auch wenn die Tage im Kalender verstrichen, das Jahr voranschritt und die Mondphasen wechselten, ließ sich der Schaden nicht wiedergutmachen, das Chaos nicht übertünchen.
Aber das wollte Xcor wohl auch gar nicht, vermutete Assail.
Tatsächlich würde er heute ein Gefühl dafür bekommen, wie weit der Schaden reichte.
Es war einfach lächerlich, wie träge die Glymera war.
Mit seinem Daumenabdruck aktivierte Assail die Alarmanlage, trat in die Garage und sperrte ab. Dann ging er um den Jaguar herum zu seiner neuesten Errungenschaft: Der Range Rover hatte breite Reifen mit krallenartigem Profil – letzte Woche hatte man ihn endlich geliefert. Denn sosehr er den XKR liebte, war er es doch leid, das Gefühl zu haben, eine Kuh übers Eis zu führen.
Er stieg in den Geländewagen mit all seinen Extras, öffnete das Tor und wartete. Dann stieß er rückwärts aus der Garage raus, wendete und wartete erneut, bis sich das Tor geschlossen hatte.
Elan, Sohn des Larex, war ein mieser kleiner Scheißer, einer dieser Auswüchse der Glymera, die Assail Zahnschmerzen bereiteten: Inzucht und Reichtum hatten ihn komplett von der Realität des Lebens abgeschottet. Ohne die Privilegien seines Ranges stünde er dem Leben genauso hilflos gegenüber wie ein Säugling, den man in der Kälte aussetzte.
Und doch hatte das Schicksal diesen Laffen in eine Position geschwemmt, in der er Veränderungen herbeiführen konnte, derer er aber gar nicht würdig war: Nach den Plünderungen war er der ranghöchste Nichtbruder im Rat, mal abgesehen von Rehvenge, der so eng verknüpft mit der Bruderschaft war, dass er sich eigentlich gleich einen schwarzen Dolch an die Brust hätte gürten können.
Deshalb war es Elan, der das heutige »i noffizielle« Treffen einberief.
Zu dem Rehvenge mal wieder nicht eingeladen war. Und bei dem es vermutlich um einen Umsturz gehen würde.
Nicht, dass jemand wie Elan dieses Wort in den Mund genommen hätte. Nein, Verräter mit Krawatten und Seidensöckchen tendierten dazu, die Realität durch viel elegantere Formulierungen zu verhüllen – obwohl die Wortwahl nichts an den Tatsachen änderte …
Assail fuhr schnell. Die Fahrt zum Haus von Elan dauerte eine gute Dreiviertelstunde, obwohl alle Highways gestreut und die Straßen geräumt waren. Natürlich hätte es Zeit gespart, sich zu dematerialisieren, aber wenn die Dinge aus dem Ruder liefen und er verletzt wurde und sich nicht dematerialisieren konnte, brauchte er einen guten Rückzugsort und eine Fluchtmöglichkeit …
Er hatte sich nur einmal blind in Sicherheit gewiegt, und das war lange her. Das passierte ihm kein zweites Mal. Außerdem war die Bruderschaft
Weitere Kostenlose Bücher