Black Dagger 20 - Schattentraum
aussandte.
Die Auserwählte stand vor ihm, und das Weiß ihrer Robe war so hell, dass sie zu schimmern schien.
Sie streckte ihm die Hände entgegen, als wollte sie ihn beruhigen. »E s tut mir leid, dass ich Euch erschreckt habe.«
»N ein! Nein, nein, kein Problem – du bist hier.«
»A ber habt Ihr mich denn nicht gerufen?« Sie schien verwirrt. »I ch war mir nicht sicher, was mich hierhergelockt hat. Ich … verspürte nur den Drang, an diesen Ort zu kommen. Und da sah ich Euch.«
»I ch wusste nicht, ob es funktionieren würde.«
»N un, es hat funktioniert.« Bei diesen Worten lächelte sie ihn an.
Oh, heilige Jungfrau der Schrift, sie war so schön, gertenschlank und voller Anmut, ihr Haar eingedreht und auf dem Kopf festgesteckt, ihr Duft … Ambrosia.
Sie kräuselte die Stirn und blickte an sich hinab. »B in ich nicht anständig bedeckt?«
»W ie bitte?«
»I hr starrt mich an.«
»O h, in der Tat, das tue ich … vergib mir. Wo sind meine Manieren – aber meine Augen können deine Schönheit nicht begreifen.«
Seine Worte schienen sie zu verschrecken. Als wäre sie Komplimente nicht gewöhnt – aber vielleicht hatte er sie auch beleidigt.
»E s tut mir leid«, sagte er – und hätte sich am liebsten auf die Zunge gebissen. Er sollte vielleicht mal etwas anderes hervorbringen als gestotterte Entschuldigungen. Und zwar bald. Es wäre auch gut, wenn er sich in ihrer Gegenwart nicht wie ein Schuljunge aufführte. »I ch wollte nicht respektlos erscheinen.«
Jetzt lächelte sie wieder, ein überwältigendes Strahlen. »D as glaube ich Euch, Soldat. Ich bin nur überrascht.«
Dass er sie hübsch fand? Heilige Jungfrau …
Throe rief sich seine Vergangenheit in der Glymera ins Gedächtnis und verbeugte sich tief. »D ein Kommen ehrt mich, Auserwählte.«
»W as führt Euch hierher?«
»I ch wollte … also, ich wollte dich keinem Risiko aussetzen, aber ich wende mich mit der Bitte um einen großen Gefallen an dich.«
»E in Gefallen? Ist das wahr?«
Throe zögerte. Sie war so arglos, so entzückt, dass man sich an sie wandte, dass sich sein schlechtes Gewissen gleich noch stärker meldete. Aber sie war die einzige Rettung für Xcor, und im Krieg gab es nun einmal keine Regeln …
Doch dann fiel ihm eine Möglichkeit ein, wie er sie entschädigen konnte, einen Schwur, den er im Gegenzug für ihre Großzügigkeit ablegen konnte, sollte sie sie erweisen wollen.
»M eine Bitte wäre …« Er räusperte sich. »M ein Kamerad ist schwer verletzt. Er stirbt, wenn wir nicht …«
»I ch muss ihm helfen. Sofort. Bringt mich zu ihm, und ich tue, was ich kann.«
Throe stockte der Atem. Er schloss die Augen und spürte, wie ihm Tränen kommen wollten. Heiser krächzte er: »D u bist ein Engel. Dein Mitgefühl und deine Großmut sind nicht von dieser Welt.«
»V erschwendet keine schönen Worte. Wo ist Euer Kamerad?«
Throe zog sein Handy aus der Tasche und schickte eine SMS an Zypher. Die Antwort kam prompt – und die angekündigte Ankunftszeit war überraschend bald. Es sei denn, er hatte Xcor bereits ins Auto gesetzt und sich abfahrtbereit gehalten.
Ja, Zypher war ein Mann von Wert.
Throe steckte sein Handy weg und wandte sich an die Auserwählte. »E r wird jeden Moment hier sein. Es geht ihm nicht gut, er muss mit dem Wagen gebracht werden.«
»U nd dann bringen wir ihn ins Trainingszentrum?«
Nein. Wohl kaum. Niemals. »D eine Hilfe wird genügen. Seine Schwäche rührt in erster Linie von zu wenig Nahrung, die Verletzungen sind nebensächlich.«
»D ann warten wir hier?«
»A ye. Wir warten hier.« Während sie schwiegen, begann die Auserwählte, nervös an sich herumzuzupfen. »V ergib mir, Auserwählte, ich muss dich einfach ansehen.«
»A ch, keine Ursache. Ich bin nur nicht gewohnt, solche Aufmerksamkeit zu erregen.«
Jetzt war er baff. Andererseits behandelten die Brüder zweifellos alle männlichen Vampire in ihrer Gegenwart so wie ihn.
»N un, gestatte mir die Aufdringlichkeit«, murmelte er leise. »D enn meine Augen sehen nichts als dich.«
14
Gegen sechs Uhr abends kam Qhuinn zur unter der Freitreppe verborgenen Tür heraus. Sein Kopf fühlte sich noch immer etwas schwammig an, sein Gang glich mehr einem Schlurfen und alles tat ihm weh. Aber, hey, er konnte wieder stehen, er konnte laufen, er war am Leben.
Es hätte schlimmer kommen können.
Außerdem hatte er ein Ziel. Doc Jane hatte gerade nach ihm gesehen und ihm erzählt, dass Wrath ein Treffen der Bruderschaft
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