Black Dales
mehr aus ihm herausbekommen würde, nickte sie nur als Zeichen, dass sie verstanden hatte, und wandte sich wieder der Landschaft vor dem Fenster zu.
Den Rest der Fahrt verbrachten die beiden schweigend, jeder schaute auf seine Weise hinaus in die Dunkelheit. Allan hielt den Blick auf die Straße gerichtet, um bei der spärlichen Beleuchtung seiner Scheinwerfer nicht im Graben oder vor einer der Steinmauern zu landen, Kate sah seitlich in die Nacht, darauf wartend, endlich die Lichter von Combs Manor an der Straße auftauchen zu sehen.
»Wir sind gleich da«, erklärte Allan, als spürte er Kates Ungeduld, und plötzlich meinte sie so etwas wie Trost in seiner Stimme mitschwingen zu hören.
So weit es Kate im Scheinwerferlicht erkennen konnte, verlief die Straße noch eine ganze Weile eintönig geradeaus, doch noch im selben Moment riss Allan das Steuer nach rechts und bog auf eine kleine, unscheinbare Seitenstraße ein, die jeder andere vermutlich nicht einmal bemerkt hätte.
Der Wagen hatte einen derartigen Schwung, dass sich Kate an ihrem Sitz festhalten musste, um nicht an die Tür zu rutschen.
»Ich hab ihm schon vor Jahren gesagt, dass er sich endlich mal eine Beleuchtung anschaffen sollte«, brummte Allan daraufhin nur.
Der Herr von Combs Manor
Der anfänglich noch mit Schotter und Erde bedeckte Weg wurde allmählich breiter und gepflegter und durch feinen, grauen Kies abgelöst, der eine schnurgerade Zufahrtsstraße bildete. Zäune und Mauern gab es keine, nur Sträucher und Gräser und der exakt ausgelegte Bodenbelag trennten die Zufahrt von den Wiesen ringsum.
Nach gut dreihundert Metern tauchte die Straße in ein kahles Wäldchen ein, führte eine gute Minute immer geradeaus und schließlich nach einer weiten Linksrechtskurve wieder hinaus in die weiten Hügel.
Und da plötzlich tauchte Combs Manor vor ihnen auf.
Es lag eingebettet in einer ausladenden Senke, umrahmt von weitläufigen Hügeln und Wiesen, und bot einen so überwältigenden Anblick, dass Kate um ein Haar die Kinnlade heruntergefallen wäre.
Ziemlich abgelegen , damit behielt Allan Recht, aber ein kleines Anwesen ... Das war seine Untertreibung des Tages! Für jemanden, der in einer vergleichsweise engen Wohnung in einem grauen Vorstadtviertel Londons aufgewachsen war – für jemanden wie Kate –, hätte der Begriff Schloss wohl besser gepasst.
Combs Manor war ein eindrucksvolles, mit dunklem Klinker verkleidetes Gebäude mit zahlreichen kleinen Spitzdächern und ebenso vielen Schornsteinen, die dieselbe Farbe hatten wie das Herrenhaus selbst. Kate hatte noch nie gut schätzen können, aber allein die Fassade schien gut und gerne siebzig, achtzig Meter lang zu sein!
Die Straße, die zum Manor führte, beschrieb vor dem Haupthaus und einem kleineren Gebäude auf der rechten Seite als Vorplatz einen weiten Bogen, um in der Mitte einem kreisrunden Rasenstück Platz zu machen, das von einer Reihe niedriger Buchsbäume eingefasst wurde. Die gleichen Pflanzen flankierten als Hecke die beiden vorderen Ecken des Herrenhauses, endeten auf der rechten Seite an der Außenmauer des Nebengebäudes und verloren sich auf der anderen Seite nach ein paar Metern an der Straße.
Erst jetzt, wo das Licht der Scheinwerfer auf die Mauern fiel, konnte man erkennen, dass der Klinker gar keine graue oder braune, sondern eine wunderschöne dunkelrote Farbe besaß.
Kate tat sich nicht schwer, sich den Menschen vorzustellen, der in einem solch imposanten Gebäude lebte, und hatte unweigerlich das Bild eines alten, beleibten Herren mit Tweedanzug und Golfkappe vor Augen, der am Rande des Rasenstücks stand und mit einer antiken Heckenschere die Buchbäume beschnitt.
Sämtliche Fenster der drei Stockwerke waren dunkel und auch auf dem Hof brannte nirgendwo ein Licht.
In diesem Moment wurde Kate schlagartig bewusst, dass es ja mitten in der Nacht war und somit ziemlich unwahrscheinlich, dass Allans alter Freund noch nicht im Bett lag.
»Äh, Allan?«, fragte sie, während der Jeep am Rande des Vorplatzes vor dem Manor hielt.
Als Antwort hielt sie ein Brummen.
»Glaubst du nicht, dass es ziemlich unhöflich ist, einfach mitten in der Nacht hier aufzukreuzen? Denkst du nicht, dass dein Freund wütend ist, wenn du ihn so spät aus dem Bett holst?«
»Wohl kaum.«
Der Alte ging voran über den kiesbedeckten Platz, Kate folgte etwas schüchterner, unsicher, wer oder was sie erwarten würde.
Vor der geschwungenen, hölzernen Eingangstür blieb Allan
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