Black Dales
seinen dunklen Umrissen ab.
»Ich lasse dir für alle Fälle die Schlüssel da.«
Kate wollte nicken, aber bei dem Gedanken an die nächsten einsamen Minuten – oder Stunden? – wurde ihr plötzlich leicht schwindelig.
»Und wenn sie euch zuerst bemerken?«
Nathan neigte den Kopf. »Ich habe dir doch gesagt, dass du dir keine Sorgen machen sollst«, erinnerte er sie. »Menschen riechen für sie unheimlich intensiv. Die Danags werden sich so auf Dean fixieren, dass sie alles andere um sich herum ausblenden. Sie werden nicht merken, dass es in der Nähe noch einen zweiten gibt.«
»Und Vampire?«
Unerwartet lehnte sich Nathan vor und legte seine Hand auf ihre Schulter. Sie bekam eine Gänsehaut.
»Deans Anwesenheit – ein Mensch direkt unter ihnen – wird sie gewaltig ablenken! Sie werden erst merken, dass ich da bin, wenn ich es will«, flüsterte er. »Glaub mir, ich weiß, wie ich es anstellen muss.«
Sie erwiderte gar nichts.
»Nathan!« Allans Stimme drang unvermittelt durch die kalte Nachtluft. Gedämpft, aber für seinen Freund ohne Probleme zu verstehen.
Er wusste, dass es Zeit wurde.
Nathan sah Kate noch ein paar Augenblicke wortlos an und sie bildete sich ein, dass seine Finger einen winzigen Moment sanft über ihre Schulter strichen. Dann zog er seine Hand zurück und stieß sich mit seinen Armen ab, dass er wieder aufrecht stand.
»Bis gleich«, verabschiedete er sich, und plötzlich klang seine Stimme furchtbar ernst.
Bevor sie etwas entgegnen konnte, schloss er ihre Tür und wandte sich zu Allan um. Dieser hatte sich sein Gewehr um die Schulter gehängt und wartete, bis Nathan bei ihm war, dann gingen sie gemeinsam auf die schwarze Wand aus Bäumen zu.
Es dauerte nicht lange und die zwei verloren sich vor dem drohenden Hintergrund des Waldes.
Im Wald der Danags
Die Lichtung mitten im Wald war schon seit Stunden nicht mehr verlassen. Die gut zehn Gestalten sprachen miteinander, aber es war mehr ein Flüstern, das kaum neben dem Rauschen des Windes in den kahlen Bäumen zu hören war.
Nur ein Vampir verstand, was sie sagten.
Nathan und Allan hatten anfangs ein ganzes Stück entfernt gewartet. So weit, dass Allan weder etwas hatte hören noch sehen können und die beiden Männer sicher gewesen waren, dass sie selbst für Vampirsinne unentdeckt geblieben waren. Erst nachdem Nathan den Danags einige Zeit gelauscht hatte, war er sicher gewesen, dass für sie keine Gefahr bestand.
»Dean ist verletzt«, hatte er flüsternd erklärt. »Nicht schwerwiegend, aber er blutet. Und das macht sie wahnsinnig, obwohl er noch ein ganzes Stück entfernt ist! Scheinbar haben viele von ihnen lange verzichtet und halten es kaum noch aus!« Ein feines Lächeln hatte sich auf seine Lippen gelegt. »Zudem kommt der Wind aus ihrer Richtung, also werden sie unseren Geruch noch schlechter bemerken. Bessere Umstände könnten wir uns gar nicht wünschen.«
Allan hatte in die Dunkelheit gestarrt. »Gut, Nathan«, hatte er in einem Anflug von Galgenhumor kommentiert, »solltest du das hier überleben – sag Dan, die fünfzig Pfund, die ich ihm schulde, findet er unter meinem Kopfkissen.«
»Das kannst du ihm schön selber sagen.«
Damit hatten sie sich vorsichtig weiter in den Wald hineingetastet.
Nun kauerten sie im Dunkeln am Rande einer kleinen Senke, die ihnen eine freie, leicht erhöhte Sicht auf den Opferplatz gewährte, sie aber von einem Überraschungsangriff von hinten schützte, da sie hier von dichtem, undurchdringlichem Strauchwerk begrenzt wurde.
Etwa fünfzig Meter entfernt auf der Lichtung stand der hohe Altar. Einst war er nur ein einfacher, grauer Felsbrocken im Wald gewesen, aus dem die Danags einen rechteckigen Tisch gehauen hatten. An zwei der vier Ecken steckten Fackeln, die den Platz in flackerndes, rotes Licht tauchten. Noch schienen sich die Anwesenden aber nicht im Geringsten für den Altar zu interessieren – sie standen in kleinen Gruppen zusammen und unterhielten sich in gedämpftem Ton.
Nathan jedoch spürte die Erregung in ihren Stimmen, das Beben – sie zitterten vor freudiger Erwartung.
Dean musste schon sehr nahe sein.
Nur ein paar Sekunden später ging plötzlich ein Raunen durch die Reihen der Danags. Sofort stoppten sie ihre Unterhaltungen und wandten ihre Köpfe nach Norden.
Ein heller Punkt flackernden Lichtes war das Erste, was man zwischen den Bäumen erkennen konnte, als sich vier Danags langsam der Lichtung näherten. Zwei von ihnen, jene an der Spitze,
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