Black Dales
trugen Fackeln, mit denen sie den anderen den Weg leuchteten. Die Männer dahinter hatten Dean in ihre Mitte genommen.
Der junge Mann wand sich mit all seinen Kräften und versuchte den schmerzenden Griffen zu entkommen, mit denen die Danags ihn gepackt hatten, aber er war nicht einmal stark genug, um ihre Finger ein wenig zu lockern. Sie fühlten sich an wie Schraubstöcke um Deans Haut, es schmerzte höllisch, aber der Knebel in seinem Mund machte einen Schrei unmöglich.
Unbeeindruckt von den verzweifelten Fluchtversuchen setzte der Tross seinen Weg fort, schritt durch die Reihen der anderen bis zum Altar und blieb schließlich stehen. Die beiden Männer an der Spitze traten ein paar Schritte vor, steckten ihre Fackeln an die noch freie Breitseite des steinernen Tisches und gesellten sich dann zu den restlichen Danags, die sich andächtig im Halbkreis auf der Lichtung aufgestellt hatten. Zwei der Anwesenden lösten sich daraufhin jeweils links und rechts aus der Menge, traten ein Stück zur Seite und begannen einen leisen, rhythmischen Sprechgesang anzustimmen, in den die anderen nach nur wenigen Sekunden einstimmten. Ein tiefes Summen erhob sich über der Lichtung.
Als Allan Nathan einen kurzen Blick zuwarf, nickte dieser nur stumm in Richtung Lichtung. Jetzt, wo die Danags leiser geworden waren, hätten sie ohne Probleme hören können, wenn sich jemand in der Nähe der Lichtung unterhalten hätte, auch wenn es nur ein Wispern gewesen wäre.
Allan nickte ebenfalls und umfasste den Lauf seines Gewehrs ein wenig fester. Im selben Augenblick schlich sich ein prächtiger Wolf, schwarz wie die Nacht selbst, durch das Unterholz davon.
Kate hörte nichts. Weder im Auto noch in der Dunkelheit um sie herum war etwas zu vernehmen, das einzige Geräusch, das an ihre Ohren drang, war ihr eigener, viel zu lauter Atem. Hätte sie für ein paar Sekunden die Luft angehalten, hätte sie bestimmt auch ihr Herz schlagen gehört, aber sie tat es nicht.
Stattdessen starrte sie hinaus in die Nacht. In die stockdunkle, viel zu leise Nacht, die das Auto wie mit einem undurchdringlichen Tuch eindeckte und es beinahe vollkommen unsichtbar werden ließ.
Die Stille war unerträglich. Es gab nichts, womit sich Kate ablenken konnte, nichts, was um sie herum zu erkennen war, denn selbst Mond und Sterne blieben hinter einem dichten Wolkenschleier verborgen.
Sie hatte Nathan gesagt, dass sie es ohne Probleme in seinem Auto aushalten würde, bis er und Allan zurückkehrten, aber jetzt wusste sie, dass sie völlig falsch gelegen hatte. Die Dunkelheit schien sie fast zu erdrücken und die Tatsache, dass sie nicht wusste, was zur selben Zeit nur ein kleines Stück weiter vor sich ging, machte sie allmählich verrückt. Die Angst aber war fast noch schlimmer.
Sie hatte sich eindeutig geirrt. Hier würde sie es nicht einmal mehr fünf Minuten aushalten.
Der Danag hob gebieterisch die Hand und es wurde mucksmäuschenstill. Sein Blick glitt über die Reihen der Männer auf der anderen Seite des Altars, über ihre erwartungsvollen Mienen und anschließend über Deans entsetztes Gesicht, der noch immer in festen Griffen gefangen war.
»Freunde!«, rief er, und einige der Danags senkten ihre Stimme, mit der sie noch immer die Melodie des Lobliedes summten.
»Die Nacht ist gekommen und die Zeit ist gekommen!«
Wieder wurden die Stimmen laut, doch sie verstummten, sobald das Oberhaupt den Arm hob.
»Ihr alle seid in diesen Wald gekommen, zusammen mit Euresgleichen – wegen ihm!« Sein ausgestreckter Zeigefinger fuhr zu Dean herum.
Dieser keuchte auf, und die Männer lachten.
Das Oberhaupt lächelte unheilvoll, dann starrte er den Menschen an. »Lasst uns beginnen!«
Sofort löste einer der Männer seinen Griff, doch bevor Dean auch nur im Geringsten reagieren konnte, sauste der Arm des Danags durch die Luft und der junge Reynolds glitt ohnmächtig zu Boden.
Auf der Lichtung wurde es unruhig. Die Körper der Danags zitterten vor Beherrschung und sie taten sich schwer daran, ruhig auf der Stelle stehenzubleiben. Schon die kleine Platzwunde an Deans Stirn reichte aus, um sie in einen Blutrausch verfallen zu lassen, und man konnte hören, wie einige von ihnen ihrer Ungeduld mit einem tierischen Fauchen Ausdruck verliehen.
Das Oberhaupt winkte beschwichtigend mit der Hand, doch viel nützte es nicht.
»Freunde«, rief er wieder. »Habt noch etwas Geduld! Es wird nicht mehr lange dauern!« Auch in seinen Augen stand die Begierde, als ein
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