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Black Dales

Black Dales

Titel: Black Dales Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Irmisch
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forderte. Sie musste gähnen und sank ein Stückchen tiefer in den Sessel, der sich herrlich weich an ihren Rücken drückte.
    Als die Müdigkeit schließlich ihren Kopf schwerer werden ließ, unternahm sie nichts dagegen, sondern legte ihn nur erschöpft an die Lehne. Ein kleines Nickerchen würde ihr gut tun, dachte sie, damit sie die düsteren Gedanken wenigstens für ein paar Minuten vergessen konnte.

    »Kate.«
    Eine Hand fasste ihr sanft an die Schulter und holte sie aus ihrem traumlosen Schlaf. Sie schlug mit einiger Mühe die Augen auf und erblickte Nathan, der vor ihrem Sessel stand.
    »Wir müssen los.« Seine Stimme klang angespannt und er lächelte nicht.
    Kate sprang auf. »Ist es schon so spät?«
    Er nickte knapp. »Es wird langsam dunkel«, erklärte er.
    Sofort stand Kate auf. Sie lief in die Eingangshalle und warf sich nur noch rasch ihren Mantel über, dann ging sie mit Allan hinaus zum Wagen, der bereits auf dem Vorplatz stand.
    Nathan wartete, bis die beiden aus dem Haus waren, dann schloss er sorgfältig ab und folgte ihnen. Am Wagen holte er Kate ein und hielt sie kurz zurück, die Hand auf dem Griff der Hintertür.
    »Du bist dir wirklich sicher?«, fragte er ruhig.
    »Ganz sicher!« Kate versuchte eine mutige Miene aufzusetzen, um ihren Worten noch mehr Ausdruck zu geben. »Ich komme mit!«, sagte sie mit fester Stimme.
    Nathan sah ihr beunruhigend lange in die Augen, dann nickte er nur und wartete, bis sie eingestiegen war, bevor er die Tür für sie schloss. Dann umrundete er mit schnellen Schritten den Wagen. Als die Scheinwerfer dabei für einen kurzen Moment auf sein Gesicht trafen, hielt Kate vor Überraschung die Luft an. Die Iris seiner Augen reflektierten das helle Licht wie ein Spiegel und waren für einige Sekunden strahlend weiß. Weiß wie die Augen eines Wolfes. Nur seine Pupillen waren noch eben als fahle, graue Punkte zu erkennen.
    Nathan schritt weiter, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, ließ sich elegant auf den Fahrersitz sinken und startete mit einem kaum hörbaren Brummen den Motor.

    Im Lexus wurde es herrlich warm, während sie das Anwesen hinter sich ließen und nach Südwesten Richtung Settle fuhren.
    Draußen begann es allmählich zu dämmern, nur ein heller, gelber Streifen knapp über dem Horizont schenkte den Dales noch ein bisschen Licht und tauchte die Täler davor in dunkle Schatten.
    Während der ganzen Fahrt drehten sich Kates Gedanken unaufhörlich im Kreis. Sie konnte an nichts anderes mehr denken als an das, was sie dort unten erwarten würde – was geschah, wenn sie den Wald und das Versteck der Danags erreichten. Vorstellen konnte sie es sich nicht.
    Allan und Nathan schwiegen beide, und obwohl sie fast unbeweglich im grauen Dämmerlicht des Wagens saßen, merkte man den Männern an, wie angespannt sie waren. Nathan trommelte unbewusst mit seinem Ring auf den hölzernen Kopf der Gangschaltung und Allan mit seinen Fingern auf den Rahmen der Tür.
    Wenn Kate die Augen schloss und sich auf die Geräusche konzentrierte, wurde sie schon nach wenigen Sekunden wahnsinnig. Um es ihnen nicht doch irgendwann gleichzutun, verschränkte sie die Arme vor der Brust und sah nach draußen, wo die Hügel wie verschwommene Streifen an ihrem Fenster vorbeiflogen und mit jeder Minute dunkler wurden.
    Kurz bevor das letzte Licht vom Himmel verschwand, waren sie schließlich am Ziel.
    Kate hätte die Straße eigentlich sofort erkennen müssen. Es war jene, auf der sie sich am ersten Tag verirrt und Nathan als Wolf zum ersten Mal begegnet war, doch sie war die ganze Zeit so in Gedanken versunken, dass sie die Umgebung kaum wahrnahm. Erst als die beiden Männer bereits ausstiegen, schreckte sie auf. 
    Während Allan schon ein paar Schritte in die Dunkelheit machte, blieb Nathan noch am Wagen. Er ging zu Kates Tür und öffnete sie.
    »Viel Glück«, sagte Kate, und ihre Stimme klang bedrückt.
    »Danke.« Nathan lehnte sich ein Stück vor und sah sie fast misstrauisch an. Vielleicht hatte er nun doch Bedenken, dass seine Entscheidung die falsche gewesen sein könnte. »Hast du Angst?«
    Sie schüttelte den Kopf, aber in ihren Augen stand das genaue Gegenteil. Sie hatte fürchterliche Angst.
    »Ganz gleich was geschieht, bleib bitte im Wagen«, sprach Nathan weiter. »Hier bist du sicher, egal was dort drinnen passiert.« Er machte eine knappe Kopfbewegung Richtung Wald, der unheimlich und wie ein schwarzes Loch hinter ihm lag. Nur Allans Silhouette hob sich vor

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