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Black Dales

Black Dales

Titel: Black Dales Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christina Irmisch
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Windstoß den Geruch des Blutes in seine Nase wehte – sie brannte in ihnen wie ein weißes, tödliches Feuer.
    Der junge Reynolds wurde auf den Steintisch gehoben, während ein weiterer Danag seine Fesseln durchtrennte, dass Deans Arme seitlich neben seinem Körper lagen. Das Oberhaupt stand nun direkt hinter dem Altar, den Blick auf die Männer gerichtet. Sie waren einige Meter nach hinten getreten, damit sie der Blutgeruch nicht überwältigte.
    Ein Danag, der bei einem Ritual die Beherrschung verlor, würde auch sein eigenes Leben verlieren. Es war wie ein Todesurteil, das Blut des Opfers zu trinken, während es noch am Leben war. Erst wenn die dunkle Zeremonie vorüber war, brauchten sich die Danags nicht länger beherrschen.
    Wie unglaublich schwer ihnen das fiel, erkannte man an ihren verzerrten Mienen, als sie nach vorne blickten.
    »Die Nacht gehört jenen, die ewig sind! Die Nacht gehört uns!«, rief ihr Anführer schließlich wie eine Beschwörung. Seine Stimme hallte im Dunkeln des Waldes wider. »Für das, was wir sind!«
    Die anderen antworteten mit einem gemeinsamen, knappen Ausruf. »Hey!«
    »Für das, was wir immer sein werden!«
    »Hey!«
    »Für die Ewigkeit!«
    »HEY!«
    Mit diesen Worten trat der Danag so nah an den Altar heran, dass seine Hüften den kalten Stein berührten, und zog einen langen, schimmernden Dolch aus seiner Kleidung hervor. Während das Gegröle in der Luft immer mehr anschwoll, beugte er sich zu Dean hinunter und strich ihm beinahe zärtlich über den Hals. Dann hob er das Messer über seinen Kopf, stieß einen kurzen Schrei aus…
    Und erstarrte mitten in seiner Bewegung.
    Nach einigen endlosen Sekunden fiel er schließlich nach hinten über, schlug auf der Erde auf und blieb hinter dem Altar liegen, sodass die anderen Danags ihn nicht mehr sehen konnten.
    Bis zu diesem Moment hatte niemand den Wolf bemerkt, der in Sekundenschnelle wie ein Blitz zwischen den Bäumen hervorgeschossen war, mit gesenktem Kopf und angelegten Ohren und einem Blick in den stechenden grünen Augen, der selbst Danags das Fürchten lehrte.

    Unruhig rutschte Kate auf ihrem Sitz herum. Sie hatte keine Ahnung, wie spät es war oder wie lange Allan und Nathan schon im Wald waren, denn die Uhr am Armaturenbrett leuchtete nur, wenn der Motor lief.
    Diese Ungewissheit war grausam, und jetzt war Kate es, die mit den Fingern auf dem Türrahmen trommelte, ohne dass sie selbst es merkte. Sie starrte zum Wald hinüber und versuchte etwas zu erkennen – was, wie sie wusste, natürlich vollkommen unmöglich war, doch sie tat es trotzdem. Einfach, um irgendetwas zu tun.
    Nach einer Weile wandte sie sich ab und ihr Blick blieb auf dem Türgriff hängen. Einen Moment starrte sie reglos auf das dunkle Holz, dann streckte sie langsam ihre Hand aus.
    Mit einem leisen Geräusch öffnete sich die Tür und eiskalte  Nachtluft strömte zu Kate ins Auto.
    Den Griff noch in der Hand hielt sie inne und lauschte.
    Vergeblich.
    Das Einzige, was sie hören konnte, war ein kurzer Windstoß, der über die dunklen Hügel fegte.
    Sie wartete noch einige Herzschläge, dann machte sie die Tür wieder zu und verschränkte die Arme vor der Brust.
    Sie hatte Nathan doch nicht versprochen , dass sie im Auto bleiben würde, oder?
    Sie konnte sich nicht daran erinnern.
    Obwohl es noch nicht mehr als ein flüchtiger Gedanke war, kaute sie schon schuldbewusst auf ihrer Unterlippe herum und starrte beinahe trotzig Richtung Wald. Wie gefährlich würde es für sie wohl sein, wenn sie sich so weit wie möglich von dem Opferplatz fernhalten würde? Wenn sie nur einen kurzen Blick riskieren würde? Dann hätte diese quälende Ungewissheit wenigstens endlich ein Ende!
    Ihre Hand glitt zum Türgriff und die Alarmglocken ihres Verstandes schrillten auf.
    Du läufst in eine Gefahr, die du nicht einschätzen kannst, Kate ! schrie ihre Vernunft, und aus irgendeinem Grund hatte sie die Stimme von Nathan. Willst du sterben?!
    Ich kann nicht länger warten! entgegnete sie in ihren Gedanken.
    Du weißt nicht, was du riskierst!
    Ich kann nicht anders!
    Sie stieß die Tür auf und ein weiterer Schwall eisiger Luft füllte den Wagen. Als sie die Tür wieder zufallen ließ, war der Knall so laut, dass er noch eine ganze Weile durch die Nacht schwebte und Kate sich verstohlen umsah, als hätte sie damit schon zu viel gewagt.
    Dann ging sie los, auf den bedrohlichen Umriss des Waldes zu, der mit jedem Meter, den sie sich näherte, noch drohender und

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